Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
« , entfuhr es ihm.
Er sah die Schar der Männer, die wie hinter Glas über den Platz zogen, grau in grau, schwer zu unterscheiden, aber mittendrin ging ein Mann, um den herum es in den hellsten Farben des Regenbogens strahlte. Es war einer der Würdenträger, ein graubärtiger Alter, der den Prinzen begleitete. Lizet senkte das Glas, hob es wieder, senkte es erneut und gab es dann dem drängelnden Melid widerstrebend zurück.
Der steckte den Stein schnell wieder weg. » Sie dürfen nichts davon wissen, Hauptmann. «
Die Delegation war jetzt schon fast an den Stufen, und Lizet nahm Haltung an, als Prinz Haisal an ihm vorüberschritt. Aus der Nähe konnten die kostbaren Gewänder seine schlaffe Haltung und seine teigigen, stumpfen Gesichtszüge nicht mehr überdecken.
Hinter ihm ging der Graubart, die blauen Linien, die auf seine Stirn tätowiert waren, bestätigten Lizet, was er schon wusste: Der Mann war ein Magier. Er machte kein Geheimnis daraus, wie die meisten Zauberer, die am Goldenen Meer lebten.
Lizet erinnerte sich, dass sie sogar verpflichtet waren, die Zeichen ihrer machtvollen Kunst offen zu tragen. Es gab jedoch Ausnahmen: Die verhassten Totenbeschwörer waren die eine, die gefürchteten Meuchelmörder von der Bruderschaft der Schatten die andere. Sie gaben sich nicht zu erkennen. Und nun begriff Lizet, welch ungeheuren Wert diese Steine für die Scholaren hatten.
Die Oramarer verschwanden im Palast, und die Menge, die ihnen bis zum Tempelplatz gefolgt war, zerstreute sich.
Lizet lockerte seinen Kragen. » Wenigstens wäre das überstanden. « Plötzlich musste er lächeln. » Sagt, ehrwürdiger Scholar, ist das nicht Zauberei? «
» Die Steine? Nein, bei den Himmeln, es ist Wissenschaft, Hauptmann, reine Wissenschaft! «
» Und da seid Ihr sicher? « , spottete Lizet.
Der Scholar warf ihm einen ungnädigen Blick zu. » Ich muss hinein, der Ghula Bericht erstatten. Und Ihr? «
» Die Ghula bat mich, weiterhin ein Auge auf Gremm zu haben. Ich halte es für möglich, dass Merson bei ihm ist. Sagt, Bruder Melid, wollt Ihr mir nicht diesen Stein mitgeben? Ich könnte dann herausfinden, ob er vielleicht doch … «
» Auf keinen Fall. Die Ghula hat diesbezüglich sehr klare Anweisungen erteilt. Ich hätte ihn nicht aus der Hand geben dürfen, und ja, ich bedaure, dass ich es getan habe. Seid so gut, Hauptmann, und behaltet es für Euch. «
Lizet versprach es, dann machte er sich auf den Weg zum Hause Gremm. Er hatte noch keinen genauen Plan, dachte aber, dass es einmal wieder an der Zeit wäre für ein Gespräch mit dem Hohen Rat. Er würde ein paar Andeutungen machen, um zu sehen, wie der Mann reagierte. Gremm war zwar nicht mehr so leicht zu verunsichern wie seinerzeit, als er ihm das erste Mal begegnet war, aber dennoch traute sich Lizet zu herauszufinden, was in ihm vorging.
Als er die Gasse erreichte, fielen ihm sofort zwei Männer auf, die sich unauffällig gaben, die er aber trotz ihrer zivilen Kleidung als Gespenster erkannte. Die Geheime Wacht war vor Gremms Haus? Den sollten sie doch in Ruhe lassen. Er brauchte ein paar Sekunden, dann kam er zu dem Schluss, dass Merson bei seinem Schwager zu Besuch sein musste. Lizet drückte sich in eine schattige Ecke und wartete ab, was geschehen würde.
» Ich verstehe immer noch nicht, warum Ihr nicht an diesem Empfang teilnehmen wolltet, Schwager. Eine bessere Gelegenheit, den Prinzen aus der Nähe zu sehen, werdet Ihr kaum bekommen « , meinte Gremm.
» Aber dann würde er auch mich aus der Nähe sehen, und aus verschiedenen Gründen will ich das vermeiden « , entgegnete Tesir Merson. » Außerdem ist das ein Treffen, das der Seebund missbilligt. Ich darf es als Gesandter nicht auch noch aufwerten. Und drittens, geschätzter Schwager, wird dort nicht viel geschehen. Man wird weitschweifige Reden halten und sich gegenseitiger Hochachtung versichern. Nein, das eigentlich interessante Treffen wird zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden, und Ihr, werter Schwager, werdet mir verraten, wann und wo. «
» Es ist nicht gesagt, dass ich es erfahre, Merson. Ich bin nur ein einfacher Rat, nicht sehr lange im Amt. «
» Ich hörte hingegen, dass Ihr schon einigen diskreten Sitzungen beigewohnt habt. War die Idee, Schiffe gegen Eisen zu tauschen, nicht sogar von Euch? «
Gremm wurde blass. Merson wusste davon? Wie war das möglich? » Ich habe etwas in der Art vorgeschlagen, ja « , murmelte er.
» Schön. Ihr sollt sogar beim Archonten höchstselbst
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