Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Entschuldigt mich, Menhers. Ich habe die Zeit vergessen. Und ich glaube, ich brauche etwas Ruhe, um diese Nachricht zu verdauen. «
» Aber Schwager, was habt Ihr vor? « , fragte Gremm erschrocken.
Merson lächelte ein feines Lächeln. » Seid unbesorgt. Es geht nur um ein paar diplomatische Angelegenheiten, die ich klären muss. Ich werde daher in die Gesandtschaft zurückkehren. «
» Es war also Unric, der die Schuld an der Explosion trägt? « , fragte Gremm zweifelnd, als Merson gegangen war.
» Ich fand, es klang schlüssig « , erklärte Elgos ruhig.
Gremm brauchte einen Augenblick, dann rief er: » Die Geschichte ist gar nicht wahr? «
» Nein, aber ich hätte sie fast selbst geglaubt. «
» Aber warum …? «
» Unric macht Ärger, Esra, eine Menge Ärger. Wraas ist der Meinung, dass wir ihn loswerden müssen, aber du weißt vermutlich, dass das nicht so leicht ist. «
» Aber wenn Merson etwas unternimmt, rennt er in sein Verderben! «
» Das glaube ich nun wieder nicht, Esra. Weißt du, ich habe einen neuen Freund oben auf dem Tempelberg, einen Mann mit tiefer Einsicht in all die kleinen Intrigen und Geheimnisse, die es dort oben gibt, und der hat mir verraten, dass der Diener deines Schwagers vermutlich zur Bruderschaft der Schatten gehört. «
» Der Schatten? «
» Erinnerst du dich an die Wachen, die in der Halde ermordet wurden vor einem Jahr? Man munkelte damals schon, dass es ein Schatten gewesen sein muss. «
» Ein Schatten, Merson? Dieser kleine, unauffällige Mann soll … «
» Ganz genau. Und jetzt hoffe ich, dass dein Schwager unser Problem aus dem Weg räumt. Hast du gesehen, wie die Rachsucht in seinen Augen loderte? «
» Das heißt, du weißt gar keinen Namen? « , fragte Gremm.
Elgos lächelte. » Doch, Esra, ich habe einen Namen. Und du wirst ihn deinem Neffen so bald wie möglich mitteilen. «
Hauptmann Lizet hatte sich gerade entschieden, den Besuch bei Gremm auf einen anderen Tag zu verschieben, als etwas geschah, was er sehr eigenartig fand. Er sah nämlich den Gesandten des Seebundes aus einer dunklen Ecke hervortreten.
Aber die beiden Gespenster lungerten noch vor Gremms Haus herum, sie hatten Merson offenbar aus dem Auge verloren. Aber wie konnte er plötzlich dort auftauchen?
Es gab zwei Möglichkeiten. Es gab einen Hinterausgang in Gremms Haus, das hatte Lizet in Erfahrung gebracht, aber der endete in einem schmalen Innenhof. Es blieb also nur die andere Möglichkeit.
Lizet folgte dem Mann, und er dachte nicht einen Augenblick daran, die Leute von der Grauen Wacht zu alarmieren. Es war doch nicht seine Schuld, wenn sie nicht achtgaben.
Er verfluchte die Tatsache, dass er das Wams der Wache trug. Er würde Reser/Merson schnell auffallen. Also blieb er so weit zurück, wie es gerade noch möglich war, ohne den Mann aus den Augen zu verlieren. Es war immer noch viel los auf den Straßen. Die Leute schienen darauf zu warten, dass sich der Prinz aus Oramar auf den Rückweg machte.
Dann entdeckte Lizet einen Schneiderladen. Er trat rasch ein, griff sich den erstbesten Umhang, legte ihn an und warf dem verdutzten Schneider eine großzügig bemessene Handvoll Kronen hin. Er rannte hinaus und in die Richtung, in der er Merson zuletzt gesehen hatte.
Kurz vor dem Obermarkt hatte er ihn wieder. Die hohen Mauern der alten Arena ragten schwarz in die Dämmerung. Merson sprach einen Mann an. Er schien ihn nach dem Weg zu fragen, denn der Gefragte gestikulierte und wies in eine bestimmte Richtung.
Merson nahm die Treppe, die zwischen dem Bamaal und der Arena ins Katzenviertel hinabführte. War er auf Amüsement aus? Lizet konnte sich das nicht vorstellen. Im Schutz der Dämmerung folgte er ihm die ausgetretenen Stufen hinab. Dann verschwand Merson im Bauch der Arena.
Lizet schloss den Mantel, um das Wams zu verbergen, und trat ein. Es war der vertraute üble Geruch von Schweiß, Branntwein und Betrug, der ihm entgegenschlug. Niemand beachtete ihn, die Tarnung schien zu funktionieren.
Merson war nicht zu sehen. Lizet warf einen hastigen Blick in die Kaschemmen, dann lief er ein Stockwerk tiefer. Auch hier konnte er den Mann nicht finden. Nun, es gab noch zwei Stockwerke. Lizet fragte sich, ob Merson ein Mann war, der sich besonderen Vergnügungen hingab, ob er also hinab in den Schwarzen Stock wollte.
Er schüttelte den Kopf. Nein, er war entweder bei den Kämpfen, oder er ging auf diesem Weg hinüber ins Bamaal, was allerdings ziemlich umständlich wäre. Aber Lizet
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