Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
war bereits bei den Kämpfern angekommen und würde es gleich wissen.
Es war noch früh am Abend, und die Männer, die sich schon eingefunden hatten, standen um den kleinen Käfig für die Hundekämpfe, wo sie gerade dabei waren, zwei Wölfe für den Kampf anzustacheln.
Lizet drängte sich durch die Menge, aber der Gesandte schien nicht da zu sein. Er warf einen Blick in die Schänke – nichts. Dann sah er Unric, einen Mann, den er seit Jahren im Auge hatte, gegen den er aber nie hatte vorgehen dürfen. Er nahm Wetten an, gut beschützt von ein paar finsteren Schlägern. Ob Merson Verbindungen zur Unterwelt von Xelidor suchte?
Plötzlich kam ein Mann direkt auf ihn zu, einer von Unrics Schlägern.
Lizet fluchte, denn er ahnte, dass man ihn erkannt hatte.
» Verlaufen, Wachtmeister? « , fragte der Mann spöttisch.
» Ich bin nicht wegen der Glatze hier « , gab Lizet zurück.
» Eigentlich seid Ihr gar nicht hier, Wachtmeister, denn dieses Stockwerk ist für Wächter tabu. «
Lizet musterte den Mann interessiert. Er hatte nur ein Auge und schien vor kurzem in eine üble Prügelei geraten zu sein. Er sah nicht aus, als hätte er sie gewonnen.
» Ich gehe, wohin es mir gefällt « , entgegnete er und legte die Hand auf seinen Schwertknauf.
» Ihr geht, wohin Unric Euch sagt, dass Ihr gehen sollt. Und er sagt, Ihr sollt von hier verschwinden. «
» Noch einmal, ich bin nicht seinetwegen hier, sagt ihm das. «
Der Mann rührte sich nicht.
Lizet spähte an ihm vorbei, denn er hatte das Gefühl, dass sich etwas zusammenbraute. Drängelnde Spieler wollten ihre Wetten machen und brüllten irgendwelche Zahlen und Namen. Aber etwas stimmte nicht.
Unric hatte einen Mann an seiner Seite, der alles auf einer Tafel notierte. Gerade schüttelte er den Kopf, was wohl hieß, dass er die Wette eines Spielers nicht annehmen wollte, und dann trat einer von seinen Schlägern an den Mann heran und drängte ihn in eine Ecke. Spielschulden, dachte Lizet.
Der Einäugige hatte etwas zu ihm gesagt, aber er hatte nicht zugehört, weil seine Instinkte ihm verrieten, dass gleich etwas geschehen würde. Etwas hatte sich verändert, er konnte es schmecken, es lag eine eigenartige Spannung in der Luft. Plötzlich schob eine unsichtbare Macht ein paar Männer in der Nähe der Glatze einfach zur Seite.
Lizet riss das Schwert aus der Scheide. » Der Schatten! « , schrie er und wollte sich an dem Schläger vorbeidrängen, doch der hielt ihn fest. » Steckt Euer Messerchen weg, Wachtmeister – und schreit hier nicht herum! «
» Verflucht, Mann, da ist ein Schatten! « , schrie Lizet und riss sich los, obwohl er wusste, dass es vergeblich sein würde.
Da war etwas, die Ahnung einer Bewegung, fast unsichtbar wie dunkler Rauch vor einer schwarzen Wand. Unrics Leibwächter wurden zur Seite gedrückt, protestierten verwundert, und plötzlich tauchte aus dem Nichts ein Mann neben der Glatze auf. Eine Klinge blitzte in der Dunkelheit. Der Schatten packte Unric am Kinn, sah ihm in die Augen, schien ihm etwas zuzuflüstern und stieß ihm das Messer in den Unterleib.
Die Männer, die eben noch Wetteinsätze gebrüllt hatten, verstummten. Unwirkliche Stille erfüllte den Raum, durchbrochen nur von Unrics Röcheln. Der Schatten war verschwunden, ebenso plötzlich, wie er gekommen war.
Lizet drängte sich zwischen den wie erstarrt stehenden Männern hindurch zu dem Sterbenden. Niemand machte Anstalten, ihn aufzuhalten.
» Was hat er gesagt? « , fragte Lizet und schüttelte Unric.
» Merson « , keuchte der.
» So holt doch einen Arzt! « , rief Lizet, der gleichwohl erkannte, dass auch der beste Arzt hier nichts mehr ausrichten würde. Tesir Merson hatte sich in Luft aufgelöst, und Lizet war klug genug, ihm nicht nachzujagen. » Nur Merson? Was noch? Was hat er damit gemeint? «
» Mer…son … « , röchelte Unric die Glatze und rutschte mit brechendem Blick langsam von seinem Stuhl.
» Siehst du, das ist ein A « , erklärte Tiuri geduldig. Sie hielt eine Schiefertafel in den Händen und malte für den Stummen Buchstaben darauf. » A, hörst du? Aaah. Kommt ein A in deinem Namen vor? «
Der Stumme schüttelte den Kopf.
Vil saß auf einem Fischfass und sah dem Schauspiel zu. Vielleicht sollte er sich um die Auslage vor dem Laden kümmern, aber Carem Halfar war schon da und erledigte das mit seiner üblichen Verdrossenheit. Vil fragte sich, wie seine Schwester mit ihm zurechtkommen konnte. Carem sagte nichts über das, was sie hier
Weitere Kostenlose Bücher