Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
«
Er schlenderte weiter durch die Kaisergärten, musste sich zwingen, nicht zu rennen. Sein Plan sah vor, dass er über die lange Treppe an der Arena hinunter ins Katzenviertel gelangen würde. Da war um diese Zeit immer reger Betrieb, und er konnte vielleicht in der Menge untertauchen. Aber vermutlich waren die Wachen dort inzwischen alarmiert, und sie waren vielleicht nicht so leicht zu täuschen wie die beiden Trottel in den Gärten. Auch schien der Aufruhr die Leute in die Häuser zu treiben. Was, wenn die Tore bereits geschlossen waren? Dann steckte er hier oben fest.
Der Obermarkt lag verlassen. Vil wäre gern zum Brunnen gelaufen, um sich zu waschen, aber auf dem Platz waren eine Menge Wachen. Er hielt sich am Rand, hinter den Ständen, und gelangte so an den Anfang der langen Treppe. Er fluchte. Silbergardisten, Stadtwachen und Scholaren hatten sich dort versammelt. Ihm wurde klar, dass er einen anderen Weg brauchte.
Das Bamaal! Er war noch nie in diesem Bordell gewesen, aber er wusste, dass es dort einen Zugang zur Arena gab. Er hatte die Tür selbst gesehen, dort, wo die Glatze Wölfe und Menschen aufeinandergehetzt hatte. Kein Ort, an dem er willkommen sein würde, aber der einzige Weg, der ihm nun noch offen zu stehen schien.
Er ging um das Theater herum zur Alten Mauer, und er verfluchte sich dafür, dass er hier nicht irgendwo ein Seil versteckt hatte. Ein paar Wachen tauchten auf, und er drückte sich rasch in das Gebüsch, das unter der Mauer Fuß gefasst hatte.
Plötzlich hörte er ein leises Stöhnen, fühlte eine Klinge im Rücken, und dann flüsterte eine gepresste Stimme: » Keinen Laut! «
Vil erstarrte.
» Ich nehme an, Ihr habt einen Grund, Euch hier zu verstecken? « , fragte die Stimme.
» Ihr wohl auch « , erwiderte Vil.
Das Messer blieb an seinem Rücken. » Wie es aussieht, stecken wir nun beide hier fest. «
» Und weshalb suchen sie Euch? «
» Hört Ihr sie denn nicht schreien? Ich habe jemanden getötet, allerdings nicht den, den ich töten wollte. Und sie haben mich gesehen. «
» So wie mich « , sagte Vil.
Der Mann lachte plötzlich leise, aber das Lachen endete in einem Stöhnen. » Ich hoffe, Ihr seid nicht so dumm, Euch retten zu wollen, indem Ihr mich verratet. «
» Ihr seid verletzt? « , fragte Vil.
» Ein lästiger Bolzen. Ich könnte die Wunde schließen, wenn er erst aus meiner Schulter heraus wäre. Habt Ihr ein Messer? Gut. Könntet Ihr mir einen Gefallen tun und wenigstens den Schaft abschneiden? Es ist doch arg auffällig. «
» Ich könnte den ganzen Bolzen herausschneiden « , erwiderte Vil, der seltsamerweise das Gefühl hatte, diesem Fremden vertrauen zu können.
» Nein, zu viel Blut « , keuchte der Mann.
» Aber hier ist es zu dunkel. Wir brauchen Licht, und ich denke, ich weiß, wo wir hinmüssen und wie wir vom Tempelberg herunterkommen. Seht Ihr da vorn das große Haus mit den blauen Lampen? «
» Das Bamaal? «
» Ich sehe, Ihr kennt es. Wenn wir dort hineingelangen, kann ich Euch helfen. Außerdem gibt es in den unteren Stockwerken einen Übergang zu den Katakomben der Arena. Und von dort aus können wir ins Katzenviertel entwischen. Die Frage ist nur, ob die uns hineinlassen. «
» Sorgt nur dafür, dass sie die Pforte öffnen, ich bringe uns dann schon hinein. «
Sie mussten warten, denn einige Soldaten rannten durch die Gasse und dann einen Aufgang zur Mauer hinauf.
» Das ist schlecht « , sagte Vil, » denn von dort oben können sie den Eingang sehen. «
» Nun, ein junger Mann, der ins Bordell geht – was sollte daran verdächtig sein? «
» Nichts, aber wir sind zu zweit, und Eure Wunde … «
» Sie werden mich schon nicht sehen. Geht vor, ich bin dicht hinter Euch. Sorgt einfach dafür, dass sie die Pforte öffnen. «
Vil ging hinüber. Er hatte das beunruhigende Gefühl, dass ihm ein Dutzend Soldatenaugen folgten, aber er zwang sich zur Ruhe und pochte mit dem eisernen Klopfer an die Pforte. Ein vergittertes Fenster in der Tür öffnete sich. » Na, wenn das nicht die Ratte Vil ist « , sagte eine bekannte Stimme.
» Biator! Was machst du denn hier? «
» Ich weise Ratten wie dich ab. Also verschwinde. «
» Ich habe das nötige Geld, Biator. «
» Das ist mir gleich. Du könntest reicher sein als der Archont, ich würde dich nicht hereinlassen. «
» Ist Kratos hier? Ich muss mit ihm reden « , versuchte es Vil.
» Vergiss es, und nun verschwinde hier, bevor ich ungemütlich werde. «
Vil hatte eine
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