Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

ins Feuer und trug seine Schwester aus der Kammer. Ihre Kleidung brannte, ihr Haar war versengt, doch schien sie selbst nicht verletzt zu sein. Er riss ihr den schwarzen Rock vom Leib, erstickte die Flammen mit seiner Jacke. Die Köchin stand dabei, jammerte, unternahm aber nichts.
    Vil fluchte. » So holt doch Wasser und schlagt Alarm, um der Himmel willen! « , rief er und sprang noch einmal in Tiuris Kammer. Das Bett brannte, und die Dielen zwischen Tür und Bett brannten ebenfalls. Vil versuchte, die Flammen auszutreten und riss einen von Tiuris Mänteln aus dem Schrank, um damit die Flammen zu ersticken.
    » Herr! Es brennt! « , rief die Köchin ängstlich.
    Er fluchte, begriff dann, dass sie nicht die Kammer meinte, und sprang vor die Tür. Der Fußboden unter Tiuri hatte Feuer gefangen. Er warf sich mit dem Mantel auf sie, schlug die Flammen aus, schüttelte seine Schwester.
    Männer rannten an ihm vorbei, und er hörte, dass Wasser in die Glut gegossen wurde, aber er achtete nicht darauf. Er nahm seine Schwester in den Arm, flüsterte ihr Trost zu. Endlich öffnete sie die Augen.
    » Was ist denn passiert? « , fragte sie.
    » Ein Feuer, aber es ist noch einmal gut gegangen. «
    » Aber wie …? «
    » Du bist eingeschlafen, und die Kerze, sie muss die Matratze in Brand gesetzt haben. «
    » Aber ich hatte doch gar keine Kerze entzündet. «
    » Schon gut, Tiuri, schon gut. Es wird alles wieder gut. «
    Nachdem Tiuri erwacht war, gelang es den Männern endlich, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Vil bemerkte sie eigentlich erst jetzt, obwohl sie doch die ganze Zeit um ihn und seine Schwester herumgelaufen waren.
    » Das hätte gerade noch gefehlt, noch ein Brand, der ein Viertel verwüstet. Gut, dass Ihr es so schnell gemerkt habt, Herr « , meinte einer, ein Diener aus der Nachbarschaft.
    » Es war unsere Köchin, die Alarm schlug. Und ich muss Euch danken, dass Ihr so schnell erschienen seid. Fragt doch die Köchin, ob sie nicht etwas zu essen für euch Männer hat. Und ich werde Euch Wein aus dem Keller holen. «
    » Lasst nur, Herr, das hat Zeit. Kümmert Euch lieber um die junge Herrin. Es ist ein Wunder, dass ihr nichts geschehen ist. Und wegen des Brandgeldes werden wir morgen wiederkommen, Herr. «
    » Wie? Ja, danke « , murmelte Vil. Er hatte vergessen, dass es auf dieser Seite der Insel Brauch war, diejenigen, die beim Löschen halfen, mit klingender Münze zu entlohnen.
    » Ich habe es zu spät gesehen « , sagte eine leise Stimme.
    Skari stand in der Tür, wie aus dem Boden gewachsen. Die Männer beäugten sie misstrauisch, aber Vil war im Augenblick herzlich egal, was diese Leute dachten.
    » Komm, hilf mir, sie in mein Bett zu bringen. «
    » Es geht schon « , sagte Tiuri, aber sie war doch zu schwach, um auf eigenen Beinen zu stehen.
    Vil hob sie auf und trug sie in seine Kammer, Skari schlug die Decke zurück.
    » Skari, seit wann bist du hier? «
    » Seit eben, Tiuri. «
    » Er ist weg, Skari, weg. «
    » Das tut mir leid. «
    Plötzlich packte Tiuri die Hand der Gesegneten: » Hast du ihn gesehen, Skari, kannst du sehen, ob er zu mir zurückkehrt? «
    » Nein, Tiuri, ich sehe nichts dergleichen, aber ich sehe viele Dinge nicht. «
    Vil schlich leise aus dem Zimmer. Es schien ihm besser, die beiden Frauen eine Weile allein zu lassen. Aber er gab einem der Diener einige Kronen, damit er einen Arzt holte.
    Der Arzt, ein hochgewachsener Mann mit sehr leiser Stimme, trug noch sein Nachthemd unter dem Mantel. Er untersuchte Tiuri, in einem fort vor sich hin murmelnd, und stellte schließlich fest, dass ihr bis auf ein paar angesengte Haare nichts fehlte. Er empfahl einen besonderen Tee zur Beruhigung der Nerven und schrieb Vil die Bestandteile auf einen Zettel.
    » Ein eigenartiger Fall « , murmelte er, während er schrieb.
    » Was meint Ihr? «
    » Ich habe die Kammer gesehen, auch das Gewand oder das, was davon übrig ist. Eure Schwester müsste Verbrennungen haben, aber da ist nichts. Sehr eigenartig, ich frage mich, was meine Kollegen dazu sagen. «
    Vil legte einige Sechskronenmünzen auf den Tisch.
    » Das ist eine recht großzügige Bezahlung, Menher « , murmelte der Arzt und steckte die Münzen, eine nach der anderen, in seine Tasche.
    » Dafür erwarte ich, dass Ihr für Euch behaltet, was Ihr gesehen habt, Menher. «
    Die Hand verharrte über dem Tisch. » Ich verstehe nicht ganz. Mein eigenes Wissen reicht leider nicht aus, um zu begreifen, was hier geschehen ist, ich werde