Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Menher. Aber ich glaube, es hat sie sehr berührt. «
    » Was soll nun das schon wieder heißen? « , fragte Vil gereizt.
    » Diese beiden Namen heizen das Rachefeuer weiter an, das sie daran hindert fortzugehen. «
    » Das klingt, als wäre es nichts Gutes. «
    » Vielleicht, Menher, aber es kann auch sein, dass sich das ins Gegenteil verkehrt, wenn diese beiden Männer, um die es geht, erst einmal tot sind. «
    » Könntet Ihr damit aufhören, in Rätseln zu sprechen? «
    » Es kann sein, dass sie dann Frieden findet, Menher. «
    Vil begriff es endlich. » Ihr meint – mit dem Tod dieser beiden Männer wäre es … ausgestanden? «
    » Vielleicht. Ich finde, das sollte Euch noch ein paar Münzen mehr wert sein, Menher Malakin. «
    » Es fällt mir schwer zu glauben, dass meine Mutter sich mit weniger als mit allem zufriedengibt. «
    Nekor schlürfte weiter seine Suppe. » Ist sie es nicht, gebe ich Euch das Geld zurück, Menher. «
    » Ihr seid Euch Eurer Sache erstaunlich sicher, Nekor. «
    » Nein, bin ich nicht. Aber ich bin voller Hoffnung, dass ich bald wieder schlafen kann. Und da ich dann sehr lange keine Toten mehr rufen werde, brauche ich mehr als diese zweihundert Kronen. «
    » Ihr seid unverschämt, aber gut, wartet einen Augenblick. «
    Vil holte noch einmal zweihundert Kronen aus ihrem Versteck unter den Dielen im Arbeitszimmer. Dieses Mal warf er den Beutel nicht in die Suppe, sondern legte ihn auf den Tisch. » Das sollte wohl reichen, oder? Also? «
    Nekor legte den Löffel zur Seite, wog den Beutel in der Hand und ließ ihn dann unter seinem Wams verschwinden. » Das wird genügen, Menher. Ich danke Euch für Eure Großzügigkeit. Also, der erste Name, den mir der Richter nannte, war Telius Nestur, der Habicht. «
    » Nestur? Der Unruhestifter? «
    » Er ist sehr beliebt auf der Stahlseite. Seid also vorsichtig, sonst bringt Ihr die halbe Stadt gegen Euch auf. «
    » Das wäre ja mal ganz was Neues. Telius Nestur, das überrascht mich nun doch. Der andere? «
    Nekor brach sich etwas Brot in die Suppe. Dann sagte er ruhig: » Feles Ajeler. «
    » Der Kämmerer? «
    » Ich sagte doch, dass es wichtige Männer sind. «
    » Aber Ajeler? « Vil blickte betroffen auf diesen Blinden, der dort saß, Spritzer von Kürbissuppe auf dem Gewand hatte, und seelenruhig den Kammerherrn von Xelidor ans Messer lieferte. Vils Blick ging ins Leere. Ajeler war ein Verbündeter …
    » Ist kein Irrtum möglich? Der Richter kann Euch nicht belogen haben? «
    » Die Toten sind schwierig, und selten geben sie klare Auskunft, aber lügen? Nein, diese Fähigkeit ist uns Lebenden vorbehalten. «
    » Und warum verschweigt Titior dann die anderen beiden Namen? «
    » Ich weiß es nicht. Vielleicht waren es enge Freunde oder Verwandte, die er über den Tod hinaus beschützen will. Vielleicht wird er sie mir irgendwann nennen. Nicht heute oder morgen, aber in einem Jahr dürfte ihn die Gleichgültigkeit, die so vielen Toten eigen ist, mitteilsamer machen. «
    » Ein Jahr? «
    » Aber Ihr habt zwei Namen, Menher. Versprecht mir, dass Ihr Euch um sie kümmern werdet. Vielleicht gönnt Eure Mutter mir dann eine Zeit lang Ruhe. «
    Vil nagte an seiner Unterlippe. Ajeler? Schlimmer hätte es kaum kommen können. Er nickte, dann wurde ihm bewusst, dass der Blinde das nicht sehen konnte. » Ich werde mich um die beiden Männer kümmern. Ihr Todesurteil wurde heute Nacht unterschrieben. Sagt das meiner Mutter. «
    » Ich danke Euch, und ich wünsche Euch Glück, Menher. Ihr werdet es brauchen. Und lasst uns hoffen, dass Eure Mutter dann endlich Frieden findet. «
    Die kleine Runde, die sich am folgenden Tag in einem Hinterzimmer des Bamaal versammelt hatte, verfiel in tiefes Schweigen, als Vil mitteilte, welche Namen er erfahren hatte.
    » Mann, Nestur und Ajeler? Warum nicht gleich der Archont? « , fragte Peker schließlich kopfschüttelnd.
    » Das würde mich auch nicht abhalten. «
    » Wenn der Kammerherr stirbt, werden die da oben alle Hebel in Bewegung setzen, den Schuldigen zu finden. Und du hast doch nicht vergessen, was beim letzten Mal passiert ist, oder? Lass die Finger davon, Vil « , mahnte Peker.
    » Schwierig, aber machbar « , meinte hingegen Sester Elgos gelassen.
    » Es scheint dich nicht sehr zu überraschen, dass es diese beiden Namen sind « , stellte Vil stirnrunzelnd fest.
    » Es mussten doch hohe Tiere sein – sonst wären sie nicht ans Geheime Gericht berufen worden. Und ob es nun Ajeler und Nestur oder sonst