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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Ihr wäret durch und durch ein Dieb, aber ich sehe, Ihr seid ein Mann von Ehre. «
    » Schon gut, ich hatte auch ein paar Bedenken Euretwegen, aber Ihr scheint es wirklich ehrlich zu meinen. «
    Er wartete, bis der Fähnrich verschwunden war, dann brach er das lächerliche Siegel auf. Es waren die verzweifelten Zeilen eines Verliebten, der seine Schwester mit Küssen bedecken wollte, um ihre Tränen zu trocknen, und der versprach, um jeden Preis der Welt zu ihr zurückzukehren.
    » Was gibt es? « , fragte Gibean, der kurz darauf auftauchte.
    » Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Gabba. Hier, lies das. «
    » Was ist das? «
    » Das Gewäsch eines Verliebten. Meinst du, du kannst den Schrieb fälschen? Er kann eigentlich so bleiben, nur dass am Ende steht, dass sie ihn vergessen und sich einen anderen Mann suchen soll. Halte die Zeilen kurz, wie in großer Eile. Drinnen ist schlechteres Papier. Es soll aussehen, als habe er ihn in letzter Sekunde verfasst. «
    » Du hast dir das alles schon vorher überlegt, wie? «
    » Natürlich. Ich dachte mir schon, dass sich dieser verliebte Narr nicht bestechen lassen wird. «
    » Ein ehrlicher Mann? Wie erstaunlich, dass es das in Xelidor noch gibt. « Gibean kratzte sich. » Die Schrift ist kein Problem, es wird nur nicht leicht sein, den richtigen Ton zu treffen, aber ja, das geht, aber meinst du denn, das würde irgendwas ändern? «
    » Schreib es einfach. Und halt dich ran. Ich muss Tiuri holen, bevor das Schiff ablegen soll, und dann noch dafür sorgen, dass es ein wenig früher in See geht als geplant. «
    » Vil, das wird deiner Schwester das Herz brechen. Lass sie ihn wenigstens noch einmal sehen. «
    » Wozu soll das gut sein? «
    » Es ist besser für Tiuri, glaub mir einfach. Bei den Himmeln, manchmal denke ich, dein Herz sei aus Stein. «
    Vil antwortete nicht, aber vielleicht stimmte, was Gabba über sein Herz sagte. Es lag jedenfalls schwer in seiner Brust.
    Er schickte dann doch einen Jungen mit einer Nachricht zu seiner Schwester, sie möge sich beeilen. Das Schiff machte sich zum Ablegen bereit, die letzten Kisten wurden an Bord geschafft, und Soldaten wachten darüber, dass die Matrosen, die sich von ihren Frauen und Kindern verabschiedeten, nicht vielleicht plötzlich Reißaus nahmen.
    Mit Befremden sah Vil, dass die Frauen meist in Schwarz gekleidet waren. » Sagt, Nachbar « , fragte er einen anderen Zuschauer, » warum tragen diese Frauen alle Trauer? «
    » Das Schiff geht nach Asmana, eine Reise in den beinahe sicheren Tod. Die Frauen werden die schwarzen Kleider erst ausziehen, wenn ihre Männer zurückkehren. Es heißt, auf diese Art ließe sich das Schicksal gnädig stimmen, doch ist es wohl nur ein weiterer Aberglaube. «
    Vil nickte. Er hatte noch nie von diesem Brauch gehört, aber er war auch das erste Mal Zeuge, wie ein Südmeerfahrer in See stach. Dann erschien Tiuri, in Tränen aufgelöst. Sie trug Schwarz.
    Vil sah stumm sah zu, wie sie eng umschlungen mit Carem auf dem Kai stand und ihn nicht loslassen konnte.
    » Hier, der Brief, frisch versiegelt « , sagte Gibean und steckte ihm das Pergament zu.
    » Danke, Gabba. «
    » Mann, wenn ich die beiden sehe, das könnte sogar mir das Herz brechen. «
    » Das geht vorüber « , erwiderte Vil.
    Dann ging Carem an Bord, und sein Schiff legte ab.
    Vil tat, als wolle er seine weinende Schwester stützen, aber in Wahrheit hatte er Angst, sie könne versuchen, sich von der Kaimauer zu stürzen. Bald war das Segel von Carems Schiff nicht mehr zu sehen, aber Tiuri wollte am Hafen bleiben. Es kostete ihn viel Mühe, sie dazu zu überreden, mit ihm nach Hause zu gehen. Er gab ihr Carems Brief, sie riss ihn ihm aus den Händen, verschwand in ihrer Kammer und war nicht mehr zu sehen. Aber Vil hörte sie weinen.
    An diesem Abend ging er nicht ins Bamaal, denn er hatte ein ganz schlechtes Gefühl bei dieser Sache. Er blieb in der kleinen Halle, starrte in die Flammen des Kamins und fühlte sich leer und müde.
    Er musste eingeschlafen sein, denn er wurde wach, als ihn die Köchin an der Schulter schüttelte. Sie rief: » Herr, Herr, so wacht doch auf! Es kommt Rauch aus der Kammer der Herrin! «
    Vil sprang auf. » Tiuri « , flüsterte er heiser und torkelte, noch schlaftrunken, die Treppe hinauf. Rauch drang unter der Tür hervor. Er versuchte, sie zu öffnen, doch sie war verriegelt.
    Er trat sie ein. Es war das Bett, es stand in Flammen. Und mittendrin lag Tiuri und rührte sich nicht. Vil sprang

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