Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

auf. » Wenn dieser Tag zu Ende ist, bestimmen wir, was Verrat ist und was nicht, Gremm. «
    » Schon gut « , unterbrach der Einarmige. » Sagt mir lieber, wie es um unsere Sache steht. «
    » Die Rammen sind gleich bereit. Wir haben bereits die Halle der Versammlung und den Ratsturm genommen. Die Wachen haben sich in die Festung zurückgezogen. Ich habe den Obersten dieser Männer Verhandlungen angeboten. Sie scheinen einen Kampf ebenso wenig zu suchen wie Ihr, Meister Einarm. Vielleicht müssen wir nicht einmal stürmen, um die Gefangenen zu befreien. «
    » Wir haben nicht die Leute, die Festung anzugreifen, Nestur. Wir müssen bei unseren Zielen bleiben. Wie steht es mit der Akademie? «
    » Die Leute warten auf unser Signal. Wie es aussieht, wird sie auch nur von den Scholaren verteidigt. Keine Soldaten. «
    » Das ist zu einfach « , meinte der Einarmige.
    » Mag sein, aber wir müssen losschlagen, Meister Sed. Ich kann die Leute nicht mehr lange zurückhalten. «
    Der Einarmige schien einen Augenblick in seiner Entscheidung zu schwanken. Gremm fand es erstaunlich, dass die Entscheidung offensichtlich bei ihm und nicht bei Telius Nestur lag. Aber all die grimmigen und auch hoffnungsvollen Blicke, sie ruhten allein auf diesem jungen Mann mit dem verkrüppelten Arm.
    » Dann gebt das Zeichen. Die Scholaren werden für das bezahlen, was sie im Katzenviertel angerichtet haben. «
    » Ihr habt es gehört, wir schlagen los! « Nestur drängte sich durch die Menge davon, und etliche Männer und Frauen folgten ihm.
    » Ein Bürgerkrieg? Das ist Wahnsinn! « , rief Gremm.
    » Ah, Rat Gremm. Es liegt an Euch, einen Krieg zu verhindern. Hier sind unsere Forderungen. « Der Einarmige drückte Gremm ein Pergament in die Hand. » Ihr werdet sie dem Archonten darlegen und begründen. Werden sie Punkt für Punkt erfüllt, werden wir abziehen, sobald wir mit den Scholaren fertig sind. Werden sie nicht erfüllt, wird der Tempelberg brennen. «
    Gremm hielt das Blatt mit zitternden Fingern. » Was sind Eure Forderungen, Menher? «
    » Wir wollen die Hälfte der Sitze im Rat und in der Versammlung, was maßvoll ist, denn wir stellen doch wenigstens vier Fünftel der Bevölkerung. Wir wollen Arbeit, Lohn und Brot und die Erlaubnis, die Insel verlassen zu dürfen, wenn wir das hier nicht mehr finden. Und zu guter Letzt verlangen wir, dass die Fundamente der neuen Akademie abgebrochen werden und das Katzenviertel neu und besser wieder aufgebaut wird. «
    » Aber darauf werden sie sich nie einlassen. «
    » Sie können sich beraten, bis wir mit den Scholaren fertig sind, Menher Gremm, nicht länger. «
    » Aber so etwas muss man doch verhandeln. Für das eine oder andere lassen sich ja vielleicht Gründe finden, ein Entgegenkommen ist hie und da möglich, aber der Rat wird niemals in Bausch und Bogen … «
    » Keine Verhandlungen, ein schlichtes, ehrliches Ja oder Nein. Sie können uns die Hälfte geben – oder wir nehmen uns alles. Die Zeit läuft, Gremm. Besser, Ihr beeilt Euch. « Und damit ließ der Einarmige ihn stehen.
    Als Gremm auf den Platz hinausstolperte, wurde es für einen Augenblick totenstill, und er konnte den Klang seiner eigenen unsicheren Schritte hören.
    Er drehte sich um und sah in eine lange Reihe grimmiger Gesichter. Er wandte sich wieder ab und versuchte gar nicht erst, seine Würde zu bewahren, sondern rannte über den Platz. Dabei schwenkte er das Blatt, das man ihm gegeben hatte. » Verhandeln « , rief er, obwohl das eigentlich gar nicht stimmte, aber er wiederholte es in der Hoffnung, dass sich ein Blutbad noch irgendwie verhindern ließ: » Sie wollen verhandeln. «
    Höhnisches Gelächter verfolgte ihn. Als er die doppelte Reihe der Garde erreichte, hörte er einen schrillen, durchdringenden Schrei. Er schien von der Akademie zu kommen. Ein lautes Krachen und Splittern folgte, dann wieder ein Johlen aus tausend Kehlen. Der Sturm auf die Akademie hatte begonnen.

Vil duckte sich instinktiv, und direkt hinter ihm schrie eine Frau schrill auf. Sie war von einem Armbrustbolzen getroffen worden. Man hatte ihm gesagt, Telius Nestur würde die Erstürmung der Akademie anführen. Er stolperte über einen leblosen Körper, während neben ihm ein Bolzen klirrend über das Pflaster sprang. Die Akademie ragte hoch und abweisend in den düsteren Himmel. In den oberen Stockwerken standen Scholaren in jedem Fenster, und sie schossen auf die Menschen, die sich anschickten, die große Pforte zu erstürmen.
    » Noch