Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
einer, und rohes Gelächter brandete in Gremms Ohren.
» Aber das ist Gremm! « , rief plötzlich ein älterer, aber großgewachsener Mann, der sich zu ihm gedrängt hatte.
» Die sind doch einer wie der andere! « , schnauzte ihn ein Kerl an, der wenigstens ebenso groß war.
Gremm zog den Kopf ein und versuchte, sich klein zu machen. Ihm taten die Rippen weh, und er fühlte Blut im Gesicht.
» Gremm? Der Wohltäter? Seid Ihr sicher? «
» Ach was, nur ein Rat, hängt ihn! Er würde uns nicht schonen. «
» Hier wird niemand gehängt, schon gar kein Rat, verdammt! « , rief eine helle Stimme.
» Meister Einarm, den hier haben wir geschnappt! « , meldete der Mann, der Gremm am Arm gepackt hielt, stolz.
» Und deshalb haltet Ihr unseren Zug auf? Wir müssen schnell sein, bevor die Silbergarde bereit ist, bevor die Hafengarnison uns in den Rücken fällt! Bei den Himmeln, sie brauchen gar keine Wachen, um uns aufzuhalten, es reicht ein alter Mann. «
Die Fäuste, die ihn eben noch gepackt gehalten hatten, ließen ihn los. Gremm blinzelte. Da stand ein junger Mann und gab Befehle, und die Männer hörten offensichtlich auf ihn.
» Ihr, Meister Taurem, nehmt Eure Leute und besetzt endlich die Alte Schanze, und dann sichert die Tore im Westen, wie es besprochen war. Ihr müsst uns um jeden Preis den Rücken freihalten. «
Der Mann nickte, nahm seinen großen Schmiedehammer auf die Schulter und stieß einen Pfiff aus, dann marschierte er mit einigen handfesten Kerlen nach Westen. Gremm blieb zitternd zurück.
» Und Ihr seid der beliebte Rat Gremm, von dem ich schon viel Gutes gehört habe « , erwiderte der sogenannte Meister Einarm, der noch beide Arme hatte, auch wenn einer verkrüppelt war.
» Aber was geschieht hier, Meister Einarm, was habt Ihr mit mir vor? «
» Die Menschen der Stahlseite sind es leid, für die Stadt zu bluten. Sie verlangen Gerechtigkeit und Brot, denn wie Ihr sicher wisst, ist gerade Letzteres schier unbezahlbar geworden in letzter Zeit. Und nun wurde mit Ajeler der Mann ermordet, der all das vielleicht hätte ändern können. Es ist genug! Kommt, Ihr werdet die Nachricht überbringen, Rat Gremm. «
Bevor er fragen konnte, was damit gemeint sei, wurde Gremm wieder gepackt und hinter Meister Einarm hergeschleift. Es ging über die breite Straße der Sieger in die Kaisergärten, die erfüllt waren vom Lärm einer wütenden Menschenmenge. Männer fällten Bäume und bearbeiteten sie. Wollten sie die als Rammbock benutzen? Der breite Strom der Menge schien wieder angehalten zu haben.
Gremm sah Feuer aufflackern, zur Linken, in den Häusern des Perlenviertels.
» Meister Einarm, habt Ihr gesehen? « , rief einer der Männer, die ihn über das Pflaster schoben.
» Schickt ein paar Leute dorthin. Wir dürfen unsere Kraft nicht auf das Plündern verschwenden « , rief der Anführer.
Zwei Männer mit weißen Armbinden, vielleicht Leibwächter oder Unterführer des Einarmigen, folgten dem Befehl umgehend.
» Macht Platz, Meister Einarm kommt « , rief ein anderer, als sie das Ende der Gärten erreichten.
Gremm gefiel ganz und gar nicht, was er sah: Der Tempelplatz lag wie leergefegt vor ihnen. Es war schon später Nachmittag, und dunkle Wolken hingen tief über dem Tempel und dem Palast des Archonten. Gremm, dem tausend Sachen durch den Kopf schossen, dachte, dass es nach Regen aussah und er seinen Hut verloren hatte.
Die Strahlen der tief stehenden Sonne stachen durch die Wolken und brachen sich auf der anderen Seite des Platzes an einer doppelten Reihe von stählernen Rüstungen. Die Silbergarde hatte Stellung bezogen.
Die Menge schrie und johlte, aber sie betrat den Platz nicht, und die Männer in den schweren Rüstungen standen unbeweglich wie Statuen auf den breiten Treppen vor Palast und Tempel.
» Merkt Ihr was, Meister Einarm? « , rief eine Stimme, die Gremm sehr vertraut war. » Sie schützen die Akademie nicht! «
» Telius Nestur? « , rief er erstaunt.
» Ah, der verehrte Rat Gremm. Wieder einmal zur falschen Zeit am falschen Ort? « , erwiderte Nestur herablassend.
» Aber Nestur, was habt Ihr nur vor? Gewalt gegen den Rat? Gegen die eigenen Leute? «
» Das sind schon lange nicht mehr meine Leute, Gremm. Meine Freunde stehen hier, und sie sind zahlreich. Wir werden den morschen Rat hinwegfegen, ebenso diesen Archonten, der sich nicht um die Nöte seiner Leute kümmert. Es ist Zeit für eine neue Ordnung! «
» Aber das ist Hochverrat! «
Nestur lachte schallend
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