Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink

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einmal! « , kommandierte eine heisere Stimme. Ein mehrstimmiges » Hau-Ruck! « erklang, und dann donnerte der Baumstamm wieder gegen das eisenbeschlagene Holz.
    War Nestur dort? Vil lief durch die Menge, die die Armbrustschützen mit einem Hagel von Steinen und Knüppeln eindeckten, aber kaum Schaden damit anrichteten.
    Dafür sah Vil jetzt einen Mann dort oben, der ein ihm vertrautes irdenes Gefäß in den Händen hielt. » Achtung! Eine Feuerbombe! « , hörte er sich rufen.
    Da fiel sie auch schon herab, zerplatzte neben dem Baumstamm und umhüllte den improvisierten Rammbock und entsetzt schreiende Männer mit ihren Flammen. Der Stamm polterte zu Boden, die Männer flohen, wenn sie noch fliehen konnten.
    » Verdammt, hat denn hier niemand einen Bogen oder eine Armbrust? « , rief Vil. Seine Augen suchten weiter nach Nestur, aber er spürte keine Lust, hier gebraten zu werden. Doch niemand schien über eine Schusswaffe zu verfügen, und nur Steine flogen hinauf zu den Fenstern.
    Die Antwort der Scholaren war deutlich gefährlicher. Immer wieder schrien Menschen getroffen auf oder sanken gleich tot zu Boden.
    » Noch einmal! « , rief die heisere Stimme.
    Vil konnte den Rufer jedoch nicht sehen. Er war vielleicht irgendwo drüben an der Festungsmauer, wo viele der Angreifer nun Deckung suchten. Er schüttelte den Kopf. Dort Schutz zu suchen, war, als würde man vor einem Wolf in den Rachen eines Bären fliehen. Doch warum schnappte dieser Bär nicht zu? Warum halfen die Wachen den Scholaren nicht?
    Ist wohl auch nicht nötig, dachte Vil grimmig, weil er sah, dass die Angreifer nichts ausrichteten.
    Aber wenn sie hier feststeckten, dann würde Nestur von vielen Männern umgeben und gut geschützt sein. » Ihr da! « , rief er ein paar Männern zu. » Nehmt den leichteren Stamm! «
    Sie sahen sich fragend an, vielleicht, weil sie nicht wussten, ob sie ihm gehorchen sollten, vermutlich aber eher, weil sie nicht wussten, was er mit dem Stamm vorhatte. » Nicht für das Tor, ihr Dummköpfe, für ein Fenster im ersten Stock! «
    » Das ist es! « , rief einer, der eine weiße Armbinde trug. » Wir klettern hinauf und öffnen das Tor von innen. Auf geht’s! Deckt die Schweine mit einem Hagel von Steinen ein, Leute! «
    Vil nahm sich einen Stein aus dem aufgebrochenen Pflaster, aber anders als die meisten warf er nicht gleich. Sieben Männer griffen sich den Stamm und rannten hinüber zur Akademie. Einer wurde getroffen, gleich mehrfach, lief aber weiter. Ein zweiter taumelte aus der Reihe, und der Schaft eines Bolzens ragte ihm aus der Stirn. Jetzt sprangen andere Männer hinzu. Der Baum wurde aufgerichtet. Ein Scholar zeigte sich im Fenster, eine gespannte Armbrust im Anschlag. Ein Hagel von Steinen trieb ihn zurück, er löste noch einen Schuss, aber der flog in den Himmel. Die Menge jubelte.
    Im Stockwerk darüber tauchte nun ein Mann in weißer Robe auf, der eine Feuerbombe in den Händen hielt.
    Vil zielte und warf. Der Stein flog, prallte gegen den Fensterrahmen und dann dem Scholar gegen den Arm. Die Feuerbombe rutschte ihm aus den Fingern. Er schrie erschrocken auf, und dann explodierte das Gefäß mit hässlichem Fauchen zu seinen Füßen. Fast augenblicklich stand der Mann in Flammen. Und wieder jubelte die Menge.
    Inzwischen waren die ersten Männer im Fenster. Kampfeslärm und schrille Schreie erklangen drinnen. » Auf geht’s Männer! « , rief einer neben Vil. Und dann stürmten plötzlich alle nach vorn, waren nicht mehr aufzuhalten durch die Bolzen, die die Scholaren aus ihren Fenstern abfeuerten. Aber wo war Telius Nestur?

» Das können die niemals ernst meinen! « , rief Rat Isper empört.
    » Offensichtlich doch « , entgegnete Varos düster.
    Von draußen klang der Lärm des Kampfes in die Halle des Archonten. Das Papier, das Gremm hereingetragen hatte, lag auf dem langen Tisch, um den der halbe Rat mit sehr besorgten Mienen stand.
    » Worauf wartet Ihr eigentlich? Wann werdet Ihr endlich Eure Soldaten losschicken, Memnon? « , rief Ghula Mischitu dazwischen.
    Der Archont saß auf seinem schlichten Stuhl am Ende des Tisches. Er schien in Gedanken versunken.
    » Hört Ihr es nicht? Sie stürmen die Akademie! «
    » Wie ich hörte, baut Ihr bereits eine neue « , gab der Archont scharf zurück.
    Ein Raunen lief durch den Saal.
    » Ihr wagt es … « , entfuhr es der Ghula.
    Der Archont sprang auf. » Ehrwürdige Mischitu, dies ist die Halle des Archonten, und dies sind die Vertreter des Hohen Rates