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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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etwas gesagt? «
    » Ajeler? «
    » Ihr wart doch bei ihm, als er starb, oder? «
    » Woher wisst Ihr das? «
    » Ihr habt Blut an den Händen, und an den Knien, Menher. «
    Gremm starrte seine Finger an. Sie waren rot. Das war ihm noch gar nicht aufgefallen. » Nein, er hat nichts mehr sagen können. «
    Wieder ertönte das Horn vom Tempelberg.
    » Verzeiht, Hauptmann, aber wisst Ihr, was dieses Signal bedeutet? «
    » Wisst Ihr es nicht? Es ist das Alarmzeichen. Alle Wachen und Soldaten werden zu den Waffen gerufen. Und soweit ich weiß, wird auch der Hohe Rat zur Beratung gerufen, Menher, oder nicht? «
    Gremm erbleichte. » Natürlich, der Alarm. Es ist nur so lange her, dass ich dieses Horn gehört habe. Dann entschuldigt mich, Hauptmann, ich muss auf den Tempelberg. «
    Gremm eilte jedoch nicht auf den Berg, sondern zunächst nach Hause. Er konnte doch nicht mit Ajelers Blut an seiner Kleidung beim Rat erscheinen.
    Die Köchin hatte offenbar schon von dem Unglück gehört. Sie war völlig aufgelöst und jammerte, das Ende der Welt sei gekommen, wenn selbst so gute Menschen wie der verehrte Kammerherr nicht mehr sicher seien. Gremm sprach ihr Trost zu, aber insgeheim dachte er, dass Ajeler nicht ganz so rein und edel gewesen war, wie die Köchin glaubte. Er lief in den ersten Stock, ins Schlafgemach, um sich umzuziehen. Vorsichtig öffnete er die Tür, um zu sehen, ob seine Frau wach war.
    » Kannst du nicht schlafen? Ach, du hast es schon gehört? Ja, es ist wahr, Ajeler ist tot, und er starb gewissermaßen in meinen Armen. Nein, keine Angst, ich war nicht in Gefahr, mein Herz. Schrecklich, ja, ich weiß. «
    Er kleidete sich rasch um und schilderte kurz und ein wenig verharmlosend den Ablauf der Ereignisse. » Ist es nicht eine bittere Ironie, dass Ajeler ausgerechnet sterben musste, als er Spenden an die Armen verteilte? Ja, ich weiß, du hast gesagt, dass es ihm leidtun wird, dass er mich von der Spitze unserer Gilde verdrängt hat – aber das hatte er nun doch nicht verdient. Er wusste, wie man sich beim Volk beliebt macht, ich sage dir, er wäre unser nächster Archont geworden – möge Memnon noch lange leben. Jedenfalls war das insgeheim Ajelers Ziel, auch wenn er das stets leugnete. «
    Gremm wusch sich und sah betroffen, wie sich das Wasser in der Waschschüssel rötlich verfärbte. » Ich sage der Köchin gleich, dass sie es austauschen soll, mein Herz. Nein, du bleibst bitte liegen. Wie? Viltor? « Er hielt mit dem Abtrocknen inne. » Ja, der Gedanke kam mir auch, aber Sester hat mir geschworen, ihm nichts zu sagen. Aber wenn doch … Nun, von mir weiß er es nicht. Ich wasche meine Hände in Unschuld. « Aber dann sah er das rötliche Wasser und dachte, dass das nicht stimmte, er wusch seine Hände in Blut, Ajelers Blut. » Ich muss leider fort, mein Herz. Ja, ich passe auf mich auf und bin bald zurück, keine Sorge. Hör doch, es ist ganz ruhig da draußen. «
    Gremm wusch sich in der Küche noch einmal, gab der Köchin ihre Anweisungen und eilte aus dem Haus. Der Rat war sicher schon zusammengetreten. Er würde zu spät kommen.
    Er eilte den Silbersteig hinauf. Er stutzte, denn es waren keine Wachen am Tor. Auch auf der Alten Schanze war niemand. Er lief über den Obermarkt, aber der lag ebenfalls verlassen. Die Marktstände waren geschlossen, und selbst die sonst so unvermeidlichen wie lästigen fliegenden Händler waren verschwunden.
    Gremm blieb stehen. Das war unheimlich.
    Aber dann hörte er etwas: Marschtritt. Den Lärm vieler Stiefel, die über das Pflaster marschierten. Sie kamen jedoch nicht aus Richtung der Festung, sondern schienen die lange Treppe an der Arena hinaufzusteigen. Und dann war ihm, als würde über der Arena selbst ein Brausen vieler Stimmen anschwellen. Die Arena? Das war unmöglich – niemand würde an einem Tag wie diesem dort Kampfspiele oder Theater veranstalten.
    Und dann flogen plötzlich die hohen Tore der Arena auf, und aus jedem davon quollen Menschen hervor, wütende Menschen, Männer und Frauen, die Äxte, Hämmer und Knüppel schwangen.
    Gremm wusste, dass er nun davonlaufen sollte, aber er war wie gelähmt.
    » Da ist einer von ihnen! « , brüllte einer.
    Gremm fuhr herum. Auch von der langen Treppe waren Menschen auf den Obermarkt geströmt. Er war schon von zwei, nein, drei Seiten eingekreist. Nur die Straße der Sieger, die zum Tempelplatz führte, war noch frei. Aber Gremm rannte nicht davon – er fühlte plötzlich so etwas wie Mut in seiner

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