Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
ich hoffe, wir können trotzdem Freunde bleiben. «
» Du sagst es: Du bist ein armseliger Dieb, Peker, du warst nie etwas anderes, und du wirst nie etwas anderes sein. Egal in welcher Stadt du dich verkriechst und was du da versuchst. Ja, hau ruhig ab. Lass deine Freunde einfach im Stich. Aber komm bloß nicht angekrochen, wenn da drüben alles schiefgeht, und das wird es, Pek, das wird es. Wie könnte es anders kommen, wenn ein Dieb und eine Hure gemeinsam einen Laden führen wollen? «
Peker wurde blass, ließ Vils Wutausbruch mit gesenktem Kopf über sich ergehen. » Tilama würde sich gerne von dir verabschieden, Vil. «
» Ach, fahrt zur Hölle « , entgegnete er, stand auf, verließ die Kammer und dann das Bamaal. Er nahm den Vorderausgang. Es war ihm gleich, ob ihn jemand sah oder nicht. Es war ohnehin längst ein offenes Geheimnis, womit er sein Geld verdiente.
In der Pforte wurde er abgefangen. Purgus, der stumme Gesegnete, grinste ihn breit an und umarmte ihn stürmisch.
» Purgus, ist ja gut. Lass los, du zerdrückst mir das Wams! «
Der Stumme umarmte ihn erneut und machte dann ein paar Gesten, die vermutlich bedeuteten, dass er ihm Glück wünschte. » Danke « , brummte Vil, strich das Wams glatt und trat hinaus in den Frühlingstag.
Er sog die Luft ein und versuchte, seinen Ärger abzuschütteln. Das war ein Tag der Freude, und er würde ihn sich nicht weiter kaputtmachen lassen. Nicht von Peker, nicht von Tilama und auch sonst von niemandem.
Hatten die Dinge sich nicht zum Guten gewendet? Er hatte der Rache Genüge getan, selbst der Geist seiner Mutter gab Ruhe, Nekor hatte es ihm gesagt. Und mit dem heutigen Tag würde er in die oberen Kreise der Stadt vordringen. Er hatte seine Ziele erreicht. Warum war er dann so schlecht gelaunt?
Er seufzte. Er musste seine Schwester abholen. Und bei ihr hatte sich überhaupt nichts zum Guten gewendet.
» Ich werde nicht mitkommen « , erklärte Tiuri ruhig. Blass und abgemagert saß sie im Halbdunkeln auf einem Stuhl in ihrer Kammer, die Vorhänge waren zugezogen.
» Es ist meine Hochzeit! «
» Mit der falschen Frau. «
» Tiuri, ich werde dieses Mädchen heiraten, und du als meine nächste Verwandte wirst dabei sein. Also zieh endlich diese schwarzen Fetzen aus. Habe ich dir nicht eigens für diesen Tag ein Kleid machen lassen? «
» Ich habe nicht darum gebeten, und ich werde es nicht anziehen. Nicht, solange Carem nicht bei mir ist. «
» Tiuri, ich bitte dich, hast du wirklich vor, dich hier fünf Jahre oder länger zu verkriechen? Er hat vielleicht schon eine andere! Also, zum letzten Mal – zieh dich um. Ich werde nach dem Barbier schicken, damit er sich um deine Haare kümmert. Du siehst aus wie eine Bettlerin. «
» Ich will nicht dabei sein, wenn du dieses falsche Ehegelübde ablegst. «
» Tiuri, ich bin dein Bruder, und du tust, was ich sage! «
Ihre Augen blitzten ihn aus ihrem blassen Gesicht an: » Du kannst mich nicht zwingen, Vil. «
Er gab es auf. » Schön, dann bleib hier. Wenn du nicht fähig bist, mir das bisschen Glück, das ich mir erkämpft habe, zu gönnen, gut. Aber vergiss nicht, in wessen Haus du lebst, und vergiss nicht, dass ich alles, was ich getan habe, auch für dich getan habe! «
» Hast du nicht. Du hast es getan, weil du Angst vor Mutter hast « , entgegnete sie.
Er packte sie und hätte sie am liebsten geschlagen, aber es gelang ihm noch einmal, sich zu beherrschen. » Tiuri, du weißt nicht, was du redest « , presste er hervor.
» Ich weiß, dass noch zwei Männer leben, denen du einmal den Tod geschworen hast. Zwei Männer, die unsere Familie zerstört haben. «
» Ich versuche, diese Familie wieder aufzubauen, siehst du das nicht? Selbst unsere Mutter ist zufrieden. Der Totenrufer hat es mir gesagt! «
» Mag sein, aber ich bin es nicht. Wie könnte ich? Alles, was ich liebte, ist fort, geblieben ist nur die Rache. Und wenn du sie nicht vollendest – ich werde es tun. «
Vil ließ seine Schwester los. Wie sie das sagte! Es ging ihm durch Mark und Bein, weil er spürte, dass sie es ernst meinte.
Er musste Skari fragen, vielleicht kannte sie einen Heiler, der helfen konnte, vielleicht einen der Zauberer, die neuerdings in die Stadt gekommen waren. Allerdings hatte er von Skari seit dem Tag des Blutgerichts nichts mehr gehört. Ob sie immer noch verstimmt war wegen dieser Hochzeit? Nein, eigentlich war es typisch für Skari, sich monatelang nicht zu zeigen. Und doch, er war besorgt. Aber jetzt
Weitere Kostenlose Bücher