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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Vater. «
    » Von hier, aus dem Dorf? «
    » Gewiss, Vater. «
    » So? Und wie war sein Name? «
    » Den weiß ich nicht, denn er heiratete eine andere, als meine Mutter bereits mit mir schwanger war. Sie hat mir nie seinen Namen gesagt, doch vor kurzem hörte sie, er sei gestorben. Und da sie selbst schon erkrankt war, bat sie mich, für ihn zu beten, falls sie den Weg nicht mehr schaffe. «
    » Er hat sie verlassen, und sie will für ihn beten, hier? «
    » Sie war sehr fromm, Vater. «
    » Scheint mir auch so. Aber es wundert mich nicht, dass dein Vater aus diesem Dorf der Verbrecher stammt. Sei froh, dass deine Mutter ihn nicht geheiratet hatte. Gier, Mord, Verleumdung haben Einzug gehalten bei diesen Menschen, die ich für gut und ehrlich gehalten habe. Jetzt folge mir. Ich zeige dir diese Pforte. Wir müssen dort durch die Tür. «
    Vil, der sich fragte, was der Priester gegen die Fischer hatte, wartete ungeduldig, bis der Mann die Pforte umständlich geöffnet hatte. Er schlüpfte hinaus und sah schon das Loch im Boden. Es befand sich in einem weitläufigen Hinterhof, in dem jemand einen Kräutergarten angelegt hatte. Er war auf drei Seiten von der hohen weißen Mauer umgrenzt, die Vil für nicht unüberwindlich hielt. Auf der vierten Seite jedoch erhob sich eine beeindruckend hohe rote Mauer, die mit Wachtürmen versehen war.
    » Was ist das, Vater? « , fragte er.
    » Die Neue Werft. Den halben Garten haben sie mir damit überbaut, ohne groß zu fragen. Und dann kam die Schmiede, und die raubt mir die Sonne mit ihren hohen Schornsteinen, von dem Lärm und dem Rauch ganz zu schweigen. « Er deutete auf einen anderen dunkelroten Bau, der sich hinter dem Garten erhob, und Vils flüchtiger Blick streifte eine graue Mauer und ein paar stumpfe Schlote.
    Da lag die Fischpforte, unter der seine Schwester auf Rettung wartete. Er brauchte nur noch ein Seil und eine dunkle Nacht.
    Er kniete nieder, faltete die Hände, als wolle er beten, und spähte hinab. Er konnte nicht viel erkennen, nur das Gitter, durch das die Fische geworfen worden waren. Er suchte die Scharniere, mit denen man es öffnen konnte – aber er fand keine. Er erbleichte. Die Pforten drüben auf der Werft waren auch vergittert, aber diese Gitter waren immer wieder geöffnet worden, um sperrigen Abfall hindurchzulassen. Vil hatte es auf die Faulheit der Fischer geschoben, dass das hier nie geschehen war, doch jetzt sah er, dass dieses Gitter solide eingemauert war – man konnte es gar nicht öffnen.

Stunden später, es dunkelte bereits, hockte Vil in einer schmalen Gasse gegenüber der Neuen Werft. Ihre hohen Mauern und die großen Tore, aus denen nun die Werftarbeiter strömten, wurden streng bewacht. Ob er sich irgendwie am Morgen unter die Arbeiter mischen könnte? Vil machte sich nichts vor, er hatte die Werftarbeiter gesehen, kräftige, gut gelaunte Burschen, deren Kleidung verriet, dass sie mit dem Schiffsbau gutes Geld verdienten. So sah er gewiss nicht aus. Die Wachen würden ihn niemals hineinlassen.
    Eine Katze, ein struppiges schwarzgetigertes Tier, strich ihm um die Beine. Vermutlich wollte sie etwas zu fressen, aber Vil hatte selbst nichts. Eine Weile schmeichelte sie ihm, dann zog sie von dannen Richtung Werft, aber die Wache am Tor scheuchte sie mit einem Fußtritt davon.
    Wenn sie nicht einmal eine Katze hineinließen, dann erst recht niemanden wie ihn. Und selbst wenn er es hineinschaffte, dann waren auf den Mauern noch weitere Wachen. Er würde niemals unentdeckt zu den Pforten kommen, geschweige denn, seine Schwester dort herausbringen. Er barg den Kopf in den Händen. Sollte er doch zurück unter die Erde? Einen Weg durch das Labyrinth der Gänge suchen?
    Dann fiel ihm ein, dass es noch eine vierte Pforte gab. Sed hatte ihm erzählt, dass sie zugemauert worden war, als man oben eine große Schmiede errichtete.
    Vil hatte die Backsteine in der ehemaligen Pforte gesehen und nicht weiter beachtet. Jetzt dachte er an die Gräber, die er in der Nekropole gesehen hatte: Auch sie waren zugemauert worden, aber die Menschenfresser hatten sie aufgebrochen. Und was die Verfemten konnten, das konnte er vielleicht auch. Er musste nur noch die Schmiede finden.
    Zuerst aber, so dachte er, weil er sich doch ziemlich schwach auf den Beinen fühlte, brauchte er etwas zu essen.
    Die Gegend um die Werft schien nicht die allerbeste zu sein. Er sah einige ziemlich finster aussehende Schänken und Frauen, die aus den Fenstern ihrer Wohnungen heraus

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