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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Männer ansprachen und einluden. Und da war auch der Hohlweg, den sie damals auf dem Weg in die Halde genommen hatten. Vil hätte ihn fast nicht bemerkt, als er ihn auf einer schmalen Holzbrücke überquerte, und er ließ ihn schnell hinter sich, denn er fürchtete, es könnten Wachen dort unten unterwegs sein.
    Dann sah er die riesige Arena im Norden aufragen. Er hatte sie früher nur von der anderen Seite gesehen, vom Obermarkt, wo sie die umliegenden prachtvollen Häuser ebenfalls deutlich an Höhe übertraf. Aber hier in der Unterstadt ragte sie steil und schwarz sechs Stockwerke hoch in den Abendhimmel, ein riesiges Nest, über dem seit den Zeiten der Kaiser Raben kreisten und auf Aas warteten. Für einen Augenblick glaubte Vil, dass sich ihre Mauern nach außen neigen und ihn und das ganze Viertel unter sich begraben würden.
    » Mann, hier stinkt’s nach Fisch « , meinte jemand in seiner Nähe und riss ihn so aus seinen Gedanken.
    Vil lief weiter. Offenbar hatte das kalte Bad nicht gereicht, die Halde abzuwaschen. Die Gassen hatten sich gefüllt. Er sah Bergleute und Hafenarbeiter, Matrosen und Soldaten, die sich zwischen den Schänken hin und her bewegten, er sah fliegende Händler und Mädchen, die sich den Matrosen anboten, aber er sah auch Wachen, die gemächlich die Straßen auf und ab patrouillierten. Er ging ihnen aus dem Weg und fragte sich, ob sie nach ihm suchten.
    Außerdem war der Zugang zur Halde nicht weit – was, wenn er hier draußen Leute von der Wache traf, am Ende das alte Triefauge selbst? Vil achtete von nun an darauf, sich im Schatten zu halten, und er mied die breiteren Gassen.
    » Hey, was hast du in unserem Revier zu suchen? «
    Vil hatte einen Augenblick nicht aufgepasst. Jetzt fand er sich einem Jungen auf Krücken gegenüber, der ihn zornig musterte.
    » Geht dich nichts an « , entgegnete er knapp.
    Der Junge hielt ihn mit einer Krücke auf, als er vorbeiwollte. » Geht mich sehr wohl was an, wenn hier einer betteln will, der nicht zu uns gehört. «
    » Ich bettle nicht! «
    » Siehst aber so aus, als wolltest du. «
    » Lass mich bloß in Ruhe « , knurrte Vil und ballte die Faust in der Tasche.
    » Spiel dich nicht so auf « , sagte eine Stimme hinter ihm.
    » Der bettelt hier, Timus « , sagte der mit der Krücke.
    Vil hatte sich umgedreht und stand nun einem Jungen gegenüber, der mehr als einen Kopf größer war. » Ich sag’s noch einmal, ich bettle nicht. «
    » Das lässt sich ja rausfinden « , meinte der Große und sagte dann: » Halt ihn fest. «
    Vil fühlte plötzlich zwei Arme, die ihn von hinten packten. Die Krücken fielen zu Boden. Offensichtlich brauchte der Junge sie gar nicht. Er war so verblüfft, dass er erst gar nicht versuchte, sich loszureißen. Aber dann fasste der andere ihm in die Hosentasche.
    Meine Nägel, durchzuckte es Vil. » Das gehört mir! « , zischte er und machte Anstalten, den anderen abzuschütteln.
    Der Große zog die Hand zurück. Er hielt ein paar Kupfernägel in der Hand und starrte sie ratlos an. » Was ist denn das? «
    » Die gehören mir! «
    Der Große fing plötzlich an zu lachen. » Lass ihn los, Ref, der ist offensichtlich verrückt. «
    » Aber betteln darf er hier trotzdem nicht! «
    » Tut er auch nicht, sonst trete ich ihm nämlich gewaltig in den Arsch, hast du verstanden? «
    Fassungslos sah Vil zu, wie der andere die Nägel einfach auf den Boden warf. Er sah sie über das schlechte Pflaster hüpfen, dann warf er dem Großen einen zornigen Blick zu. Er hatte noch das Knochenmesser im Gürtel. Seine Hand zuckte schon, aber dann kam er zur Besinnung.
    Er drehte sich um und rannte davon. Nägel, er hätte sich beinahe wegen ein paar Nägel geprügelt, die hier oben doch nichts wert waren.
    Nachdem er ziellos um mehrere Ecken gebogen war, hielt er an. Er war wütend, und inzwischen bedauerte er es, dass er die beiden nicht verprügelt hatte. Sie hatten ihn gedemütigt, mehr, als ihnen bewusst war.
    Plötzlich ragte eine dunkle Mauer vor ihm auf, von stumpfen Schloten überragt. War das etwa die Schmiede, die er suchte? Er sah sich um, fühlte sich unbeobachtet und kletterte die Mauer hinauf, wobei er sich einige blutige Schrammen holte, weil es erst im dritten Anlauf klappte. Oben angekommen, konnte er den Tempel und die Werft sehen. Er war am Ziel!
    Die Schmiede war groß, geradezu riesig, ein paar Laternen hingen auf den Wegen zwischen den schmucklosen Gebäuden, und er sah merkwürdige Gebilde, die er für Schmelzöfen

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