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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Wisst Ihr, nicht alle Eure Brüder und Schwestern haben die Kraft, sich ganz und gar dem Orden zu verschreiben, manche, so wie ich, gehen einen anderen Weg. Vielleicht haben wir hier jemanden, der sogar ganz vom Weg abgekommen ist. «
    » Ich muss es dem Hochmeister sagen « , murmelte Melid.
    » Tut das. Und fragt ihn dann gleich, ob Ihr mich nicht etwas tiefer in die Geheimnisse rund um dieses Verbrechen einweihen könnt. Ich muss wissen, was gestohlen wurde, sonst kann ich kaum in Erfahrung bringen, wer ein Interesse daran haben könnte, es zu erwerben. «
    Er sah dem Scholar nach, der mit geraffter Robe davoneilte, dann besah er sich die Kisten noch einmal, ohne allerdings neue Erkenntnisse zu gewinnen. Er würde sich umhören. Er kannte die Schänken, in denen über so etwas geredet wurde, er kannte sogar einige Männer, denen ein solches Verbrechen zuzutrauen war. Aber er musste behutsam vorgehen. Die Bruderschaft der Scholaren wollte offensichtlich nicht, dass irgendjemand erfuhr, was ihr hier gestohlen worden war. Es musste sehr wertvoll sein, vielleicht aber auch nur für den Orden, der seine eigenen Wertvorstellungen hatte. Lizet bekam ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Er nahm es als Warnung, dass diese Sache gefährlich werden konnte, auch für ihn.

Esrahil Gremm starrte unglücklich auf seine neuen Schuhe. Sie waren ein Geschenk ebenso wie der neue schwarze Mantel, den er übergeworfen hatte.
    » Es ist wohl doch etwas daran, dass Kleider Leute machen « , staunte Abar Brasus, der der Anprobe beiwohnte.
    » Leider nur äußerlich, Menher « , seufzte Gremm.
    » Ich bitte Euch, Menher Gremm « , rief der pausbäckige Rorus Vinir, » Ihr strahlt die Würde der großen alten Familien aus. Eine wunderbare Arbeit. Edel im Stoff und doch bescheiden im Schnitt. Ihr solltet Eurem Schneider danken. «
    » Ich denke, die fünfhundert Kronen, die er bekommen hat, sind Dank genug « , brummte Gremm.
    » Offenbar versteht er sich nicht nur aufs Schneidern, sondern auch aufs Geschäftemachen « , meinte Vinir grinsend.
    » Es wird langsam Zeit « , unterbrach Brasus.
    » Also gut, bringen wir es hinter uns « , murmelte Gremm.
    Bevor sie aufbrachen, nahm Vinir ihn noch einmal auf die Seite. » Eines noch, Menher. Wenn wir in der Halle sind, werden viele Blicke auf Euch gerichtet sein, außerdem werden viele der Großen die eine oder andere Frage an Euch richten, und sie werden geistreiche Antworten von einem künftigen Rat erwarten. «
    » Das hättet Ihr Euch vorher überlegen sollen. «
    » Ihr schafft das schon, mein Freund. Nur, ich bitte Euch, erwähnt Eure Frau nicht. «
    » Weil sie leidend ist? «
    » Nun, auch das, ja, die Leute sollen nicht glauben, Ihr könntet Euch Eurer Arbeit nicht mit ganzer Kraft widmen. Aber außerdem ist sie eine Ausländerin aus einer der Städte des Seebundes, nicht wahr? «
    » Aus Malgant « , bestätigte Gremm automatisch.
    » Eben, und in diesen bewegten Zeiten, in denen so schnell aus unsicheren Verbündeten sichere Feinde werden können, wäre es nicht gut, bei Euch so etwas wie geteilte Loyalität zu vermuten. «
    » Ich schäme mich ihrer nicht! « , erwiderte Gremm zornig.
    » Das sollt Ihr auch keineswegs. Aber wir wollen dieses Thema vermeiden und uns stattdessen auf die Politik konzentrieren. «
    Auf dem Obermarkt wurden sie von weiteren Freunden Vinirs erwartet, und noch mehr Kauffahrer in ernstem Schwarz warteten vor der Halle, so dass Gremm schließlich mit einem stattlichen Gefolge zwischen die hohen Säulen trat, was jedoch seine Unsicherheit nicht minderte.
    Er hatte diese Kandidatur für ein totgeborenes Kind gehalten, etwas, das so schnell scheitern würde, dass sich schon bald nicht einmal mehr jemand daran erinnerte. Aber nun sah er die vielen Unterstützer, die Vinir aufgetrieben hatte, und ihm dämmerte, dass die Sache besser durchdacht war, als er angenommen hatte.
    Die Halle war, wie Gremm befürchtet hatte, gut besucht. Hunderte Patrizier standen zwischen den Säulen und diskutierten, vielleicht amüsierten sie sich auch gerade auf seine Kosten.
    Er fühlte sich beobachtet und fragte sich wieder, warum er sich auf diesen Handel eingelassen hatte. Die Unterstützung, die dieser Neffe von Wraas organisierte, würde ihn irgendwann irgendetwas kosten, vermutlich mehr, als er ahnte, und es war unerheblich, dass er gern auf sie verzichtet hätte.
    » Sieh an, unser zukünftiger Rat gibt sich die Ehre. Wahrlich, schon zum zweiten Mal in den vergangenen

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