Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
Hochstimmung, die aber schon an der Haustür verflog.
» Er … er hat sich nicht abweisen lassen, Herr « , stammelte die Köchin, die ihn aufgeregt erwartete.
» Wer? « , fragte Gremm, sofort wieder tief besorgt.
» Ein Fremder, der seinen Namen nicht sagen wollte. «
» Warum habt Ihr ihn nicht des Hauses verwiesen? «
» Er erschien vor zwei Stunden und sagte, es gehe um dringende Familienangelegenheiten, Herr, und auch wenn er fremd ist, so macht er doch keinen unangenehmen Eindruck. «
» Wunderbar « , murmelte Gremm. Sester Elgos hat sich also hierhergewagt, dachte er. Hoffentlich hatte ihn niemand gesehen. » Habt Ihr ihm Tee angeboten? «
» Nein, Herr. «
» Dann seid so gut. Und macht ihn stark, ich kann es brauchen. Und dann könnt Ihr nach Hause gehen, Inna. «
» Aber der Fremde … «
» Ich glaube, ich weiß, wer es ist. Seid so gut und sagt meiner Frau, dass ich gleich zu ihr komme, sobald das hier erledigt ist, was sicher nicht lange dauern wird. Wollt Ihr das für mich tun? Wunderbar, Inna, ich weiß nicht, was wir ohne Euch tun würden. «
Mit äußerst gemischten Gefühlen betrat er die dunkle Wohnstube und sah dort auf seinem Platz nicht etwa Sester Elgos, sondern wirklich einen Fremden sitzen, der ihm auf den zweiten Blick gleichwohl bekannt vorkam.
» Ihr müsst Esrahil Gremm sein « , rief der Fremde und erhob sich. » Ich freue mich, Euch endlich kennenzulernen. « Und dann schüttelte er Gremm beinahe überschwänglich die Hand.
Gremm studierte misstrauisch das Gesicht des Mannes, sah wache Augen, eine auffallend schmale Nase, schütteres blondes Haar, ein offenes Lächeln.
Warum kam ihm der Mann bekannt vor, und warum war er so überaus freundlich? Er hielt immer noch seine Hand gedrückt, ein warmer, Vertrauen erweckender Händedruck. » Nun ja, meinetwegen. Und Ihr seid, Menher? «
» Oh, verzeiht, ich vergaß, mich vorzustellen. Ich bin Tesir Merson aus Cifat, zu Euren Diensten. «
» Merson? «
» Ich bin Aretors Bruder. Euer Geschwisterschwager, wenn Ihr so wollt. «
Gremm sank in seinen Sessel. » Ich wusste nicht, dass Aretor einen Bruder hatte « , stieß er hervor, » aber, bitte, setzt Euch doch, Menher. «
» Er hat mich nie erwähnt? «
» Tut mir leid, ich kannte Euren Bruder kaum, da unser Verhältnis zu meiner Schwester, seiner Frau, zuletzt nicht das Beste war. «
» Ja, er schrieb mir darüber. Sie wurde von Eurem Vater an Eurer Stelle als Erbe eingesetzt, nicht wahr? «
» Ja, aber lassen wir das, Menher. Sagt mir, was führt Euch nach Xelidor, und was führt Euch zu mir? «
» Ihr könnt Euch vielleicht denken, dass ich schockiert war, als ich die Nachricht vom Tod meines Bruders erhielt. Und ich bin aufgebracht, weil ich erfuhr, dass es sein Kopf ist, der, bereits zur Unkenntlichkeit verwest, auf einem Pfahl vor dieser Arena zur Schau gestellt wird. «
» Das verstehe ich « , murmelte Gremm betreten.
» Zu Euch bin ich nun gekommen, Schwager, um zu erfahren, wie es so weit kommen konnte? Wieso wurde mein Bruder wie ein gemeiner Verbrecher hingerichtet? «
Gremm seufzte, und dann erzählte er stockend von der Explosion im Bergwerk, von den Dutzenden ertrunkenen Bergleuten, den Unruhen auf der Stahlseite, dem Geheimen Gericht und seinem schnellen Urteil.
» Man hat Aretor wegen Hexerei verurteilt? Glaubt Ihr diesen Unsinn etwa? «
» Die Richter glaubten es leider, denn er hat es im Verhör gestanden. «
Merson sah ihn lauernd an. » Darf ich annehmen, dass dieses Verhör unter Folter stattfand? «
Gremm nickte unglücklich.
» Ich verstehe « , sagte Merson, der erstaunlich ruhig blieb.
Gremm meinte jedoch eine tiefe Verbitterung bei seinem Besucher zu verspüren. » Und meine Schwägerin, Eure Schwester? Ich habe mich nach ihr erkundigt, jedoch keine Auskunft erhalten. «
Also erzählte Gremm auch von ihrem Schicksal und dem ihrer Kinder.
» Verbannung? Aber mit welcher Berechtigung? «
» Seht, Menher, so ist unser Gesetz. Ich weiß, dass man in anderen Ländern und Städten anders verfährt, doch in Xelidor ist es nun einmal so, dass die Richter davon ausgehen, dass eine Ehefrau weiß, was ihr Mann tut. Also ist sie auch mit verantwortlich. «
» Ihr verteidigt dieses barbarische Gesetz auch noch? «
» Nein, Menher, ich beschreibe es nur. Hat die Familie Vermögen, wird auch das beschlagnahmt, um den entstandenen Schaden zu begleichen, obwohl ich bezweifle, dass die Hinterbliebenen der ertrunkenen Bergmänner viel davon zu
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