Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)
sehen bekamen. «
» Aber Aretor hatte auch Kinder, was ist mit denen geschehen? «
» Leider wurden auch die mit verbannt, Menher. «
Merson lehnte sich zurück, faltete die Hände und sagte schließlich: » Und wohin wurden sie verbannt? Ich habe Verbindungen, vielleicht kann ich ein Schiff senden, das sie aus der Hölle befreit, in die sie ohne Zweifel geraten sind. «
» Leider ist meine Schwester ebenso stolz wie töricht. Sie hat sich geweigert, Xelidor zu verlassen, und ist mit ihren Kindern stattdessen in die Halde, eine alte Pesthöhle unter der Stadt, gegangen. «
» Sie ist noch in der Stadt? Wie geht es ihr? «
» Das weiß ich nicht « , gab Gremm zu, der sich mit jedem seiner Sätze elender fühlte. » Menschen, die dorthin gehen, werden als Vergessene bezeichnet, denn ihre Namen werden aus den Büchern der Stadt gestrichen. Es ist sogar ein Verbrechen, sich nach ihnen zu erkundigen. «
Merson schüttelte ungläubig den Kopf. » Ich dachte immer, Xelidor sei eine zivilisierte Stadt, aber wie ich sehe, herrschen hier immer noch die barbarischen Sitten des alten Kaiserreichs. «
Gremm hob in hilfloser Geste die Arme – was sollte er auch sagen?
» Vielleicht « , so sagte Merson nach einer düsteren Pause, » vielleicht kann ich etwas an ihrer Situation ändern. Ich bin mit dem Gesandten des Seebundes hierhergekommen. Sein Wort hat Gewicht. «
» Das wäre schön, Menher, doch solltet Ihr Euch keine allzu großen Hoffnungen machen. Leider hat meine Schwester ihre Lage durch düstere Drohungen noch verschlimmert. «
» Ah, wirklich? «
» Sie hat den Richtern, eigentlich allen, die irgendwie mit diesem Fall befasst oder von ihm betroffen waren, mit Rache und Vergeltung gedroht. Eine Drohung, die hierzulande sehr ernst genommen wird, zumal Merson, ich meine Euer Bruder Aretor, auch gestanden hat, mit der Bruderschaft der Schatten in Verbindung zu sehen. «
Merson beugte sich vor und starrte Gremm ungläubig an. » Er hat was? «
» Ich weiß, es ist lächerlich, aber Ihr versteht nun vielleicht, warum Rohana derzeit nicht auf Gnade rechnen kann. Sie hat sich in den wenigen Tagen vor dem Urteilsspruch viele Feinde gemacht. Ich habe allerdings die Hoffnung, dass es mir langfristig vielleicht gelingt, ihr zu helfen. Ich habe mich sogar für den Hohen Rat nominieren lassen, und in ein paar Jahren, wenn Gras über die Sache gewachsen ist … «
» In ein paar Jahren? « , unterbrach ihn Merson harsch. » Seid Ihr toll? Ich weiß nicht, wie Eure Gefängnisse sind, aber ich kenne die unseren, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ausgerechnet in Xelidor bessere Zustände herrschen sollen. Keine Frau und erst recht kein Kind wird dort lange überleben. Und Ihr wollt einfach warten? «
» Ich verstehe Eure Verbitterung, Menher, aber ich habe schon versucht, ihr insgeheim zu helfen, doch sind meine Bemühungen, ich muss es wohl zugeben, gescheitert. «
Merson war wütend aufgesprungen. Die Freundlichkeit schien ganz aus seinem Wesen gewichen, Gremm las Verachtung in seiner Miene.
Dann glättete sich das schmale Gesicht. » Lassen wir das für den Augenblick. Aber eines noch, Schwager « , sagte Merson. » Ich reise aus naheliegenden Gründen unter anderem Namen. Soweit ich weiß, habt Ihr früher die Städte am Goldenen Meer bereist? «
» Ja, das stimmt, meine Frau stammt sogar aus Malgant « , erwiderte Gremm verwirrt.
» Gut, für die Leute in dieser Stadt bin ich Kaim Reser, ein Kauffahrer aus Frialis. Ich bin hier als Berater unseres Gesandten, der nach Xelidor gekommen ist, um über den Krieg und diverse Verträge zu sprechen. Wir beide kennen uns, weil wir seit Jahren schon Geschäfte miteinander machen, und nur aus geschäftlichen Gründen habe ich Euch heute besucht. «
» Geschäfte? «
» Ihr handelt doch mit Eisen und Wolle, oder? Gut. Das ist unsere Tarnung. Oder wäre es Euch lieber, man wüsste, dass ich wegen meines Bruders hier bin? «
» Nein, nein, Ihr habt recht, Schwager, Ihr habt vollkommen recht. «
» Dann wäre das also geklärt. Ich werde die Kontakte auf das Notwendigste beschränken, denn Ihr seid ohnehin keine Hilfe, Gremm, nein, Ihr seid eine Enttäuschung. Also werde ich die Sache wohl selbst in die Hand nehmen müssen. Und nun entschuldigt mich. «
Er verabschiedete sich mit einen knappen Kopfnicken und lehnte mit einem kalten » bemüht Euch nicht « auch Gremms selbstverständliches, aber verlegen gestammeltes Angebot ab, ihn zur Tür zu geleiten.
Gremm,
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