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Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Der Prinz der Rache: Roman (German Edition)

Titel: Der Prinz der Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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zehn Jahren – oder waren es fünfzehn? « Das kam quer durch die Halle, und es kam von Telius Nestur, einem der zehn Hohen Räte, um deren Sitz sich nun auch Gremm bewarb.
    Gremm deutete eine höfliche Verneigung in seine Richtung an. Vor dieser Begegnung hatte er sich gefürchtet.
    » Er braucht die große Bühne wohl nicht so dringend wie Ihr, Nestur « , rief Vinir an seiner Stelle zur Antwort.
    » Selbst auf einer kleinen Bühne könnte man diesen Mann auch leicht übersehen. «
    » So wie man einen guten Diener leicht übersieht, dessen Dienste gleichwohl unersetzlich sind. Esrahil Gremm will dieser Stadt eben in Bescheidenheit dienen, nicht ihr Herr sein, Nestur. «
    » Und hat er keine eigene Stimme, dass immer dieser junge Frosch für ihn quaken muss? «
    Gremm fühlte hunderte Blicke auf sich ruhen. Er räusperte sich. » Ich bitte Euch, Ihr Herren. Wir sind nicht hier, um unsere Eitelkeit zu pflegen « , ich jedenfalls ganz gewiss nicht, setzte er in Gedanken hinzu, » wir haben doch hier wichtigere Dinge zu erörtern. «
    Eigentlich wollte Gremm nur von sich ablenken, aber das zustimmende Raunen der Versammelten sagte ihm, dass er damit wohl die Gedanken vieler Großer getroffen hatte.
    » Ganz hervorragend « , flüsterte Brasus und klopfte ihm auf die Schulter.
    Gremm fing einen finsteren Blick von Rat Nestur auf. Ohne Zweifel, er hatte sich einen Feind gemacht.
    Die Versammlung wurde zu einer langwierigen Angelegenheit, vor allem für Gremm, den seine neuen Schuhe drückten. Wieder einmal ging es um den Krieg, der im Goldenen Meer und den angrenzenden Ländern tobte. Bislang, so verkündete Telius Nestur stolz, habe sein Vorschlag, beide Seiten zu beliefern, den Werften und Schmieden der Stadt gute Aufträge beschert.
    Es wurde viel gehustet in der Halle, als Nestur seine eigenen Verdienste so schamlos in den Vordergrund rückte, offenbar hatte sich inzwischen herumgesprochen, dass dieser Vorschlag eigentlich von Gremm gekommen war, aber Nestur ließ sich davon nicht beeindrucken. Er war immer noch der Vertreter des Rates in dieser Versammlung und sprach mit ausdrücklicher Einwilligung des Archonten, der wie immer schweigend auf seinem schlichten Stuhl saß und nur zuhörte. Er war der Einzige, der in dieser Halle sitzen durfte, und Gremm fragte sich, ob der Mann vielleicht mit offenen Augen schlief. Er hätte das gut verstanden.
    Zu seiner Linken standen Hochmeister Methos und drei weitere Vertreter der Scholaren, auf der anderen Seite der Hohepriester des Himmelstempels mit einigen anderen Priestern. Sie alle hörten aufmerksam zu, und ab und an flüsterten der Hochmeister oder der Hohepriester einem ihrer Untergebenen etwas zu, und dieser verschwand dann, um kurz darauf aus einer der hinteren Kammern zurückzukehren.
    Gremm beobachtete sie, weil er Mühe hatte, den langwierigen Ausführungen Nesturs über die möglichen Entwicklungen des oramarischen Bruderkrieges, der die Kriegsfragen offenbar zusehends verkomplizierte, zu folgen. Er verstand immerhin, dass der Seebund einen Gesandten geschickt hatte, offenbar wollte man erzwingen, dass sich Xelidor endlich für eine Seite in diesem Krieg entschied.
    Zu seiner Überraschung zupfte plötzlich ein junger Scholar an seinem Mantel und drückte ihm wortlos ein zusammengerolltes Pergament in die Hand. Es enthielt in knappen Worten die Bitte, doch in den nächsten Tagen einem Bruder Ifid in der Akademie des Ordens einen Besuch abzustatten.
    Er zeigte Brasus das Schreiben, der es vor Aufregung fast fallen ließ und es dann an Vinir weitergab.
    » Ausgezeichnet « , flüsterte der, » Ihr habt die Aufmerksamkeit wichtiger Leute auf Euch gezogen. Das ist ein gutes Zeichen! «
    Gremm nickte ergeben, aber ziemlich unsicher, ob es wirklich ein gutes Zeichen war. In gewisser Weise fühlte er sich bestätigt: Es war jetzt schon schlimmer, als er es sich hatte vorstellen können. Seine Frau hatte ihn gewarnt, und wie immer, wenn er nicht auf sie hörte, hatte sie recht behalten.
    Die Sitzung zog sich bis in den späten Abend hin, und Gremm war froh, als er sich im Silbersteig endlich von seinen Begleitern verabschieden konnte. Brasus sah aus, als hoffe er, noch auf einen Tee eingeladen zu werden, aber Gremm schüttelte ihm nur die Hand und wünschte ihm recht schroff eine gute Nacht.
    Er hatte es überstanden. Die Aussicht auf ein Fußbad für seine gequälten Füße und einen Tee für seinen ermatteten Geist versetzte ihn für einen kurzen Augenblick in

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