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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nicht unverwundbar. Er hatte keine Ahnung, was geschehen würde, wenn ihm ein Geschoss Arm oder Bein vom Leib riss. Wunden heilten schnell bei ihm– aber abgerissene Glieder?
    Er hastete weiter und hörte hinter sich plötzlich Graf Gidus nach Hasfal brüllen. Aber dieser lenkte seinen Schimmel im Galopp durch die Reihen, er floh, das war offensichtlich. Ured sah die blassen Gesichter der Soldaten und hörte Offiziere rufen, der General wolle nur die Reserve nach vorn holen. Dann erklang ein Horn auf dem Hügel. Irgendjemand hatte wohl die Geistesgegenwart gehabt, den Befehl zu geben. Ured bemerkte, dass er dabei war, direkt vor das Mündungsrohr des großen Geschützes zu rennen. Er sah Grams, der sich die Ohren zuhielt, und warf sich zu Boden. Dann donnerte es, ein Feuerblitz zuckte über ihn hinweg, und eine Wolke aus Pulverdampf und Schwefel verschluckte ihn.
    Als er keuchend wieder auf die Knie kam, dröhnte ihm der Kopf, und ihm war schwindlig. Grams rief ihm etwas zu, aber er hörte nichts. Er war taub, aber er sah Tote und Verwundete auf der Erde liegen und Männer, die versuchten, die Gevierte zusammenzuhalten. Ured sah sie brüllen, aber er hörte nichts außer dem Pulsen des eigenen Blutes. Er blinzelte, spuckte Dreck aus. Da oben, am anderen Ende des Tals, war Bewegung, es strömten immer mehr Krieger ins Tal. Dazwischen blitzte Bronze– die Hörner! Er erinnerte sich an die Hörner der Helmonter.
    Jemand zog ihn zur Seite und rief ihm etwas zu. Es war Grams, aber Ured verstand immer noch kein Wort. Er schüttelte den Kopf, um die Taubheit loszuwerden. Plötzlich verzog Grams das Gesicht und hielt sich die Ohren zu. Überall hielten sich Männer die Hände an die Ohren. Dann taumelte Grams davon, er schleppte mit schmerzverzerrtem Gesicht eine mächtige Steinkugel zum Mündungsrohr der Bombarde. Ureds Taubheit wich langsam. Das Gebrüll der Offiziere drang wieder zu ihm durch. Und darüber hörte Ured den Klang, den er nur einmal in seinem Leben gehört hatte, vor über hundert Jahren, als er durch das wilde Hochland der Helmonter gewandert war. Es waren die Hörner ihrer Schamanen. Der Klang kam aus weiter Ferne und war leise, kaum zu hören über dem Geschrei, aber er bohrte sich tief in den Geist hinein. Ured schüttelte sich, um den Schauder loszuwerden, und kam wieder auf die Füße. Der Klang war fürchterlich, aber er brachte niemanden um. Es war sicher eine wirksame Waffe, um die Nerven des Feindes zu schwächen, tödlich war dieses misstönende Durcheinander jedoch nicht.
    Dann bemerkte er das Pferd, das seinem Reiter, einem Hauptmann, nicht mehr gehorchen wollte. Es scheute und trug ihn in wilden Bocksprüngen mitten hinein in eine Einheit Pikeniere. Ein anderer Reiter brach aus dem Wald der Riesenbuchen hervor, wieder ein Offizier, dessen Tier bockte. Und dann scheuten die Tiere der leichten Reiterei, die in kleinen Gruppen zwischen den Infanteristen verteilt waren.
    »S ie müssen absteigen, um der Himmel willen«, rief Ured, aber niemand hörte ihn. Die Panik schien sich immer schneller unter den Pferden zu verbreiten. Plötzlich tauchte ein mächtiger Falbe in wilder Flucht vor ihm auf. Ured wich den Hufen aus und sah den Reiter aus dem Sattel stürzen. Überall begannen die Pferde zu scheuen. Die schwere Reiterei geriet in Unordnung. Ured sah Gepanzerte, die abgeworfen wurden, er sah andere, die im Steigbügel hingen und von ihrem Pferd über den Boden geschleift wurden, und wieder andere Tiere, die herrenlos zwischen den Reihen umherirrten, bockten oder wie toll mitten durch die Männer hindurchpreschten. Der ganze rechte Flügel des Heeres begann sich aufzulösen, die Pferde stürmten wahnsinnig kreuz und quer durch die Reihen, warfen ihre hilflosen Reiter ab oder trugen sie davon, als sie versuchten, den schrecklichen Hörnern der Schamanen talabwärts davonzugaloppieren. Und dann griffen die Helmonter auf breiter Front und mit markerschütternden Schreien an.
    Ured wich einem bockenden Rotschimmel aus und stolperte weiter. Um ihn herum herrschte das Chaos, Pferde waren in die Reihen gerannt, abgeworfene Reiter hinkten ihren Tieren hinterher, Schützenreihen lösten sich auf und wohlgeordnete Gevierte brachen auseinander. Die Männer flohen. Er sah Offiziere, die mit dem Säbel versuchten, ihre Leute aufzuhalten, und er sah andere, die ihr Schwert fortwarfen und selbst rannten. Er lief mit ihnen, wurde umgerannt, kam wieder auf die Füße. Neben ihm floh einer, dem ein Pfeil im Rücken

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