Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
zehntausend auf uns zu. Aber es ist wohl zu spät, um noch davonzulaufen. Er seufzte, dann streckte er sich, um zu prüfen, ob Knochen und Muskeln bereit waren für das, was da kommen mochte. Seine Kehle war trocken, und er war froh, dass der Branntweinkrug noch nicht geleert war. Irgendetwas sagte ihm, dass es vielleicht keine gute Idee war, betrunken in eine Schlacht zu ziehen. Aber er ignorierte diese Warnung und genehmigte sich einen weiteren großen Schluck.
    Die Kriegstrommeln wurden lauter, und nun fielen auch misstönende Hörner ein. Dann glaubte Grams zu spüren, dass die Erde unter ihm vom Marschtritt des Feindes erzitterte. Oder waren das seine weichen Knie? Er nahm noch einen Schluck und starrte in das Tal hinab, aber noch immer war kein Feind zu sehen. Dann erscholl vom Feldherrenhügel ein einsames Horn, und plötzlich schien Leben in die Glieder des Heeres zu fahren, Offiziere brüllten Befehle, Sergeanten ordneten die Linien noch einmal mit ihren Spießen, und Fahnen wurden entrollt. Grams nahm noch einen letzten Schluck. Dann erschien ein heller Punkt oben am Ende des Tals. Ein Späher vielleicht, der einige Schritte ins Tal hineinlief, kehrtmachte und wieder verschwand. Die Trommeln verstummten, die Erde erzitterte nicht mehr, aber immer noch war kein Feind zu sehen. Gespannte Ruhe senkte sich über das Tal.
    »W as ist das für ein Horn?«, fragte Hasfal verwundert.
    »E in Jagdhorn, General, nichts weiter«, meinte Ured. Er schwitzte. Der General war stärker, als er gedacht hatte, aber er hatte ihn fast soweit.
    »W as zum Henker geht hier vor?«, fragte eine raue Stimme.
    »A h, Cawas«, meinte der General verträumt. »H abt Ihr das Horn gehört?«
    »G eneral, was soll der Unsinn? Ich habe das Signal zur Bereitschaft geben lassen, weil Ihr unseren Männern Mut zusprechen wolltet! Was schwätzt Ihr da mit diesem Zivilisten?« Cawas nahm Ured die Zügel des Schimmels aus der Hand.
    »K ampf?«, fragte Hasfal nachdenklich.
    »S eid Ihr toll? Ihr könnt…« Cawas brach mit einem Keuchen ab. Er drehte sich um und starrte Ured ins Gesicht. »V erräter«, flüsterte er taumelnd. Ured fing ihn auf und verhinderte, dass er zu Boden fiel. Es sah beinahe aus, als würden sie einander umarmen, aber Ureds Messer steckte Cawas zwischen den Schulterblättern. Hasfal betrachtete die Szene mit einem entrückten Lächeln.
    »N un beeilt Euch, General. Reitet nach Atgath, bevor es zu spät ist!«, rief Ured und gab dem Schimmel einen Klaps. Endlich sprengte er mit seinem Reiter davon.
    Ured ließ den sterbenden Cawas zu Boden gleiten. Ihm war bewusst, was die Soldaten denken mussten, wenn sie ihren General davonreiten sahen. Er war also gerade dabei, dem Padischah zum Sieg zu verhelfen– und konnte nur hoffen, dass dieser sich endlich erkenntlich zeigen würde.
    Heiram Grams spürte die Erschütterung des Bodens, und dann, endlich, erschien das Heer der Helmonter. Es waren Tausende, viele Tausende. Sie kamen zu Fuß, alle, Grams entdeckte nicht einmal einen berittenen General oder Offizier. Er sah dreieckige Fahnen und bunte Kleidung, die in der Morgensonne leuchtete. Sie war so farbenfroh, dass sie seltsam deplatziert auf diesem Schlachtfeld wirkte. Die bunte Masse wälzte sich ins Tal und begann, zu den Seiten hin auszuschwärmen, sich aufzuteilen in große, wilde Haufen. Dann sah Grams noch etwas, dunkle, schwere Gegenstände wurden nach vorn geschoben, vier an der Zahl.
    »S agtet Ihr nicht, dass der Feind keine Bombarden habe, Meister Holl?«, fragte er.
    »S tarrt Euch nicht die Augen aus dem Kopf, Grams. Macht Euch bereit zum Schuss!«, bekam er als Antwort vom Büchsenmeister, der blass geworden war.
    Grams schielte zum Feldherrenhügel, aber da war niemand zu sehen. Doch, da: Ein Schimmel trug General Hasfal über den Hügel. Die Soldaten jubelten, doch der Jubel verstummte, denn der General lenkte sein Pferd nicht nach vorn.
    Faran Ured rannte. Er sah Rauch auf der anderen Seite des Tales aufsteigen. Bombarden? Er hätte nicht gedacht, dass der Feind Geschütze über den Pass bringen könnte. Aber dann wurde ihm klar, dass sie vermutlich aus der Festung stammten, die der Padischah irgendwie eingenommen haben musste. Ein Sausen und Schreien war plötzlich um ihn herum, Körper und Körperteile flogen durch die Luft, irgendeine unsichtbare Gewalt hatte eine blutige Schneise durch ein Geviert von Pikenieren gezogen. Die Schlacht hatte begonnen. Ured fluchte. Er war vielleicht unsterblich, aber er war

Weitere Kostenlose Bücher