Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
erbleichte.
»I ch habe Euch vorher gesehen, Meister. Ihr habt Euch mit einem Diener des Großen Skorpions getroffen.«
Rahis Almisan hatte das Gefühl, als würde sich die Erde auftun und ihn verschlingen, als würde die Burg über ihm zusammenbrechen und ihn begraben. Der Augenblick, den er gefürchtet hatte, war gekommen. Er blieb stumm.
»D ann ist es also wahr, Almisan?«, fragte Shahila.
Sollte er es jetzt noch leugnen? Nein, das wäre sinnlos und unwürdig. Es war eben so gekommen, wie es gekommen war. Nun musste er es ertragen. »E s ist wahr, Herrin. Ich traf mich mit einem Mann Eures Vaters, eigentlich mit einem Spion Eures Bruders Algahil, dem Euer Vater diese Angelegenheit übertragen hat.« Er wusste, das war nebensächlich, aber was sollte er sonst sagen, wenn er sich erklären musste?
»U nd zu welchem Zweck hast du…?«
Wie vorsichtig sie fragte! »I ch sollte seinen Männern einen Weg in die Burg ebnen, heute Abend, Herrin.« Es hatte etwas Befreiendes, alles zu offenbaren.
Shahila, der eisernen Shahila, standen Tränen in den Augen. Es gab ihm einen Stich.
»A ber warum?«, fragte sie leise.
Almisan räusperte sich, seine Stimme klang belegt, als er antwortete: »D amals, als Ihr geboren wurdet, war ich der Leibwächter Eurer Mutter, Herrin, aber auch der Eures Vaters, und an ihn war ich gebunden durch meinen Eid. Als Eure Mutter in Ungnade fiel, gab Euer Vater mir den Auftrag, über Euch zu wachen. Nicht aus Misstrauen, Herrin, sondern aus Sorge. Und so wurde ich Euer Vertrauter. Aber Akkabal at Hassat hat nie vergessen, dass ich ihm Treue und Gehorsam schulde– noch vor Euch, Herrin. Er erinnerte mich daran, als ich mit Euch nach Taddora ging. Und die Boten, die gelegentlich kamen, um Nachrichten aus der Heimat zu bringen, sie kamen immer auch, um mich nach Euren Plänen zu fragen.«
»S o hast du mich damals schon verraten?«
»I ch hätte mein Wort brechen müssen, um es nicht zu tun, Herrin. Ich habe versucht, Euch zu schützen, habe so wenig von Euren Plänen preisgegeben, wie ich konnte, aber die Berater Eures Vaters sind klug, Herrin, sie erkennen Ausflüchte, und sie wollten es genau wissen.«
Shahila wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. »A lso wusste mein Vater die ganze Zeit von meinen Plänen in Atgath?«, fragte sie tonlos.
»E r glaubte nicht, dass Ihr allein Erfolg haben würdet, Herrin. Deshalb hat er Euch heimlich unterstützt. Der Wassermeister, Faran Ured, Ihr erinnert Euch? Ich weiß heute, dass er hier war, um Euch Hindernisse auf dem Weg zum Thron aus dem Weg zu räumen, auch wenn er das auf sehr eigenwillige Weise tat. Euer Vater hatte von Anfang an vor, seinen Vorteil aus Euren Taten zu ziehen. Ich hatte allerdings keine Ahnung, dass er Euch benutzen würde, um einen Krieg gegen den Seebund zu beginnen. Erst als Orus Lanat in der Stadt auftauchte, ahnte ich, was geschehen würde. Aufhalten konnte ich es nicht.«
»U nd er weiß von der geheimen Kammer, weiß, dass ich Sahif verführte, uns zu helfen?«
»E r weiß es, Herrin.«
»S o hast du mich also wirklich verraten.«
»M an hat mir versichert, dass Euch nichts geschehen wird, Herrin. Ich… ich hatte keine andere Wahl, ich musste meinen Schwur halten.«
Shahila fuhr herum, schoss mit erhobenen Fäusten auf Almisan zu, als wolle sie ihn schlagen, hielt dann aber inne und sagte mit leiser Stimme: »D och, die hattest du. Du konntest mir oder meinem Vater die Treue halten. Du hast dich entschieden, gegen mich, Almisan, gegen mich!«
»H errin…«
»G eh.«
»H oheit, ich…«,
»G eh! Ich will dich nie wieder sehen!«, schrie sie.
Almisan fuhr vor dem Zorn in ihrer Stimme zurück. Er setzte noch einmal an, etwas zu sagen, aber nein, es war doch alles gesagt. Die Erde schien unter ihm zu beben. Vielleicht würde sie sich wirklich auftun und ihn verschlingen. Er drehte sich um und schaute nicht zurück. Er ging hinaus in den Gang und trat an eines der Fenster. Er sah nichts von dem, was dort draußen vorging. Plötzlich hörte er schnelle Schritte. Sie klangen vertraut.
»A lmisan«, flüsterte eine Stimme.
Er fuhr herum. Es war Shahila, Tränen in den Augen.
»H oheit.«
Sie lief zu ihm, zögernd, widerstrebend, blieb stehen. »O Almisan«, seufzte sie.
Er sah sie verwirrt an. So hatte er sie noch nie gesehen. Sie lief die letzten Schritte und warf sich ihm an die Brust. »O Almisan«, seufzte sie wieder und sah ihn mit ihren schönen, dunklen Augen an.
Er stand einfach da, wagte
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