Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Taddora…«
»D er Jahrmarkt, ich erinnere mich. Aber das war doch nur eine Gedankenspielerei, Liebster. Taddora liegt hinter uns. Du bist doch jetzt Herzog von Atgath, deiner Heimatstadt.« Sie tupfte ihm Schweiß von der Stirn. Er war kein schlechter Mann gewesen, nur schwach.
»D u solltest es tun«, wisperte er.
»W as tun?«
»D as Fest… Die Leute werden dann sehen… dass du nicht…«, er wandte sich zur Seite, als wolle er ihr den Anblick seiner Schwäche ersparen, und hustete roten Schleim aus.
Wie rücksichtsvoll er ist, selbst jetzt, dachte Shahila, und gegen ihren Willen schnürte es ihr die Kehle zu, ihn so zu sehen. Aber er musste sterben. Die Ehe war arrangiert, ihr Vater hatte sie verkauft wie ein Stück Vieh, und Beleran war der Käufer, der sie genommen hatte, ohne sie vorher gesehen zu haben. Er schien sich wirklich in sie verliebt zu haben, was doch nur verriet, wie naiv er war. Bilder ihrer Hochzeit schossen ihr durch den Kopf. Sie beide Hand in Hand, er verliebt lächelnd, ein rauschendes Fest mit den Mächtigen des Seebundes und aus Oramar. Ihre Zeit im ärmlichen, windzerzausten Taddora, dann die Fahrt nach Atgath, bei der er einen seltenen Falter für sie fing, den er nicht für seine Sammlung haben wollte, weil er nichts töten wollte, was ihn an sie erinnerte.
Sie biss sich auf die Lippen. Vielleicht waren sie sogar glücklich gewesen, aber dieses Glück wäre irgendwann gestorben, so wie das ihrer Mutter, die ihr Glück auf die Liebe eines Mannes gebaut hatte. Nein, Beleran war nicht stark genug gewesen, ihren Weg mitzugehen, also war er nur ein Hemmschuh. Selbst jetzt hielt er sie auf.
»W as werden die Leute sehen?«, fragte sie sanft und träufelte eine starke Dosis von Kisbaras Gift in ein Glas Rotwein.
Er sah sie an, hob seine zitternde Hand und strich ihr über die Wange. »D ass du gar nicht so bist«, flüsterte er.
***
Faran Ured stand auf dem grasbewachsenen Hang unterhalb der Stadtmauer. Es war feucht, überall drang das Wasser hervor, das eigentlich durch das Bett des Kristallbachs hätte fließen sollen. »H ier wird es gehen«, verkündete er.
»S eid Ihr sicher?«, fragte der Offizier, der seinen Begleitschutz, einige Männer aus Helmont, anführte. »D ie Mauer scheint mir doch ziemlich weit weg zu sein.«
»W ir können auch näher herangehen, wenn Ihr ein paar Krieger verlieren wollt, Rahis.«
Tatsächlich stieß einer der Helmonter jetzt einen Warnruf aus. Ein Armbrustbolzen kam von der Stadt herangeflogen, aber er hatte schon viel Kraft verloren, als er sie erreichte, und prallte harmlos an einem Schild ab.
»S chon gut«, murmelte der Rahis. »U nd jetzt?«
»S eid so gut und geht mit Euren Männern einige Schritte bergauf. Ich brauche Ruhe, um den Zauber zu wirken.«
Der Rahis wirkte misstrauisch, vielleicht, so dachte Ured, weiß er nicht, dass ich mir keine Tricks erlauben kann. Aber er folgte Ureds Wunsch und ging mit den Männern ein Stück hangaufwärts in Stellung. Die Hochländer duckten sich hinter ihre Schilde, aber vorerst kam kein Geschoss mehr von den Mauern geflogen. Sie heben sich das für unseren Angriff auf, dachte Ured.
Er blickte hinab ins Tal. Am Fuß des Hanges sammelten sich Helmonter im Buschwerk; ihre farbenfrohe Kleidung wirkte, als wollten sie das Herbstlaub ersetzen, das die Sträucher schon verloren hatten. Er sah hinüber zum Lager. Auch da machten sich die Männer bereit zum Angriff. Es war also an ihm. Er würde dem Großen Skorpion den Weg in die alte Stadt der Mahre ebnen. Er sagte sich, dass der Padischah seine Dienste eigentlich nicht brauchte, Leitern und Seile würden es doch wohl ebenso tun. Er versuchte sich einzureden, dass er vielleicht sogar dafür sorgte, dass weniger Menschen starben, aber es funktionierte nicht. Der Große Skorpion hatte der Stadt ein Ultimatum gestellt und mit grausamer Härte gedroht, wenn es nicht befolgt würde, und Akkabal at Hassat war kein Mann leerer Drohungen. Und er, Ured, würde jetzt dafür sorgen, dass der Zorn des Großen Skorpions über die Menschen von Atgath kam.
Faran Ured holte tief Luft. Er hatte leider keine Wahl. Also kniete er nieder, steckte die Hände ins Gras und suchte Verbindung zum Wasser, das durch den Berg floss. Er rief die Magie an und summte eine dunkle Melodie. Er konnte fühlen, wie sich sein Wille durch das Wasser den Hang hinaufbewegte. Er schloss die Augen. Erde, Wasser, Stein. Da, die Fundamente! Fest und dauerhaft, gebaut für die Ewigkeit. Sein
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