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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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seines Werkes zu sehen.
    Die Mauer war überrannt worden, das Gemetzel konnte beginnen. Es schien ihm merkwürdig still in der Stadt zu sein. War der Widerstand schon völlig erloschen? Sollten die Menschen dort oben nicht mit aller Verzweiflung um ihr Leben kämpfen?
    Er fragte sich, warum er unbedingt da hinaufwollte, warum er nicht einfach blieb, wo er war. Er wollte die blutigen Früchte seiner Arbeit gar nicht sehen. Ich will nicht hinauf, aber ich muss, dachte er. Ich muss den Padischah überzeugen, endlich meine Frau und meine Töchter gehen zu lassen. Und vielleicht lässt er mich auch gehen.
    Die Leibwache des Großen Skorpions kam zu Pferde. Die blutroten Fahnen bauschten sich im Wind, und der Padischah ritt auf einem Schimmel den Hang hinauf. Ured ging schneller, um ihn einzuholen, aber dann kamen ihm drei Männer entgegengeritten und schnitten ihm den Weg ab.
    Seine Hoffnung schwand, als er sah, dass es Prinz Weszen mit zwei Leibwächtern war. »I hr hättet großen Schaden anrichten können, Ured!«, rief der Prinz zornig.
    »D ie Mauern sind gefallen, was wollt Ihr noch, Hoheit?«, gab Ured zurück. Dass sie ihn nicht lobpriesen, konnte er verstehen– doch was sollte diese Beschimpfung?
    »U nd die Flut, die aus dem Berg hervorbrach? Es sind sogar Krieger ertrunken da unten!«
    Ured blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. Diesen Zwischenfall hatte er verdrängt. »D amit hatte ich nichts zu tun, Hoheit«, verteidigte er sich. »E in anderer hat das bewirkt!«
    »E in anderer Wassermeister? Hier? Macht Euch nicht lächerlich, Ured. Seid froh, dass man Euch nicht gleich einen Kopf kürzer macht.«
    »A ber Hoheit, ich habe…«
    »S chweigt! Mein Vater ist tief enttäuscht, ja, gekränkt, denn er hat Eure Kunst vor allen Heerführern in den höchsten Tönen gelobt, und nun ist er durch Euer Versagen bloßgestellt worden. Diese Kränkung wird er bis an sein Lebensende nicht vergessen. Hätte ich mich nicht für Euch verwandt, wäret Ihr wohl schon tot. Aber ich fürchte, andere werden den Preis für Euer Versagen zahlen müssen.«
    Ured erbleichte. »P rinz, bitte, meine Frau, meine Kinder…«
    »D as hättet Ihr Euch vorher überlegen sollen, Ured.« Die kleinen Augen des Prinzen schienen sich am Schrecken, der in Ured gefahren war, nicht sattsehen zu können. Dann sagte er: »A ber vielleicht kann ich noch etwas für Euch tun, Ured, wenn Ihr etwas für mich erledigt.«
    »W as kann ich tun, Herr?«, rief Ured, allen Stolz vergessend.
    »M ein Vater will die Geheimnisse der Mahre. Findet die Kammer, öffnet sie und bringt mir, was Ihr findet. Dann mag dieser Tag für uns beide doch noch erfreulich enden!« Dann gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte seinem Vater hinterher.
    Ured sah ihm fassungslos nach. Weszen musste doch wissen, dass man diese Kammer nicht nach Belieben betreten konnte. Er verlangte Unmögliches. Aber dann biss er sich auf die Lippen. Wenn es so war, dann würde er eben Unmögliches vollbringen. Er eilte den Hang hinauf. Er musste schnell sein, wenn er etwas erreichen wollte, schneller als all die anderen, die nach der Kammer strebten.
    ***
    Es brannte. Irgendwie hatten ein paar Holzbalken Feuer gefangen, Rauch zog über die Trümmer der eingestürzten Mauern und brannte Gajan in den Augen. Die Helmonter hatten ihn nicht beachtet, nein, sie schienen ihn mit geradezu abergläubischer Furcht zu meiden. Gajan wühlte sich mit bloßen Händen durch den Schutt, aber er konnte Hadogan nicht finden. Plötzlich sah er einen Mann, der auf einem großen Brocken saß, einen dunkelhäutigen Mann, sicher kein Hochländer. Er schien eiserne Fesseln an den Füßen zu tragen. »K umar«, flüsterte Gajan. Der Mann reagierte nicht. Er kroch über die scharfkantigen Steine näher heran. »K umar«, flüsterte er noch einmal. »E s tut mir leid, Kumar. Hilf mir, Hadogan ist hier– hilf mir, ihn zu suchen.«
    Dann war er nahe genug, um zu erkennen, dass da nur ein toter Soldat auf dem Schutt lag. Aber neben ihm ragte eine schmale Hand aus den Trümmern. Gajan ächzte, kroch weiter und berührte die Hand vorsichtig, als könne sie ebenfalls eine Täuschung sein und verschwinden. Aber sie blieb. Er packte sie, hielt sie fest, kauerte sich über ihr zusammen und starrte in das Durcheinander aus Steinen und zerbrochenen Balken. Es war Hadogan, zerquetscht von den Trümmern der Stadtmauer, aber sein Gesicht, das schien seltsam unberührt. Gajan streichelte seine Hand. Von ferne drangen Stimmen

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