Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
hier mit seinem Aberglauben und seinem Silber? »S chön, Atman. Dann geht. Ihr müsst besser wissen als ich, ob es Euch zur Ehre gereicht zu fliehen, wenn die Not am größten ist.«
Der Bergkrieger blickte sie düster an. »S eid froh, dass wir den Mann und seine Geschöpfe nicht töten, und all jene, die mit ihm waren.« Dann deutete er eine Verneigung an und trat zur Seite.
Shahila blieb noch einen kurzen Augenblick stehen. Ihr fiel keine scharfe Antwort ein, obwohl es sie sehr nach einer verlangte. Sie dachte darüber nach, ob sie Jamade nicht doch erlauben sollte, den Mann umzubringen, aber dann zischte sie: »F eigling«, und ging weiter.
Jamade kam eine Sekunde später nach. Sie wog den Beutel in der Hand. »W enn Ihr dafür keine Verwendung habt, Herrin, ich nehme es gern.«
»N ehmt nur, Schatten. Ich brauche es nicht.«
Endlich tauchte die breite Doppelpforte zu Hados Kammer auf. Hier, fast auf der Schwelle, hatte sie den Herzog getötet. Und nun hatte sie endlich, was ihr damals von Sahif geraubt worden war. Sie verdrängte den Gedanken, dass das Wort, hätte ihr Halbbruder es nicht an sich gebracht, an Gajan weitergegangen wäre, nicht an Beleran. Sie wünschte den dreien, dass sie bald in der tiefsten aller Höllen schmorten. Sie stieß die Pforte auf, durchquerte das Gemach. Sie hatte kurz in Erwägung gezogen, die vier Mahrsäulen wieder hinab in den Thronsaal zu schaffen, aber Almisan hatte gesagt, das sei nicht nötig, weil sie doch seinen Schutz habe. Almisan! Der Gedanke war ein schmerzvoller Stich. Sie betrat das hintere Gemach, jenes, in dem die verborgene Tür in den Raum mit dem Steinwürfel führte, und blieb stehen. Der Weg war versperrt.
»I ch grüße dich, Schwester«, sagte Sahif kalt.
Sahif hatte sich in Geduld gefasst, und die wurde jetzt belohnt. Jamade und Shahila waren da– aber Almisan nicht. Viel besser konnte es nicht laufen. Er sah, dass sich seine Schwester an die Brust fasste, als wolle sie sich vergewissern, dass etwas ganz Bestimmtes auch an Ort und Stelle war.
Hados Amulett, dachte Sahif. Ein magischer Schutz gegen jede Waffe, sei sie aus Stahl, Stein oder Holz, und gegen jedes Gift und jede Naturgewalt. Aber sie hatte ihm selbst gezeigt, mit welcher Waffe er den Schutz doch durchdringen konnte. Und sie trug die Nadeln aus Elfenbein im Haar. Er lächelte. Wie schön, dass sie ihr Henkersbeil gleich selbst mitbringt, dachte er .
Jamade zog ihr Messer. »I ch wusste, ich hätte dich töten sollen, Bruder Sahif. Aber jetzt werde ich das Versäumte nachholen, und dieses Mal ist kein Meister Iwar hier, der dich rettet.« Sie rief die Schatten und verschwand.
Sahif tat es ihr gleich. Er wich zur Seite aus und überließ ihr den ersten Angriff. Sehen konnte er sie nicht, aber er spürte, dass sie näher kam. Sie hielt auf die Tür zu, schien es sich im letzten Augenblick anders zu überlegen. Ihre Klinge schnitt durch die Luft. Sahif hörte den Luftzug, aber sie war weit davon entfernt, ihn zu erwischen. Er sprang los, stieß zu, sie war jedoch nicht mehr da. Er duckte sich und lauschte. Seine Schwester stand wie erstarrt am anderen Ende des Raumes. Um sie würde er sich später kümmern. Doch wo war Jamade? Er hörte ein leises Kratzen, wich aus, sah einen Schatten, dünner als Rauch, an sich vorbeiziehen, griff an, verfehlte sie erneut. Aber er hörte sie, spürte ihre Nähe, stieß in diese Richtung und fühlte, dass sein Arm im letzten Augenblick abgelenkt wurde, sprang zurück und spürte den Luftzug ihres Messerangriffs. Er wich zurück. Sie kämpften wie die Blinden. Er musste irgendwie seine Chancen erhöhen.
In dieser Kammer gab es nur zwei schmale Fenster, beide ebenso zerstört wie im Hauptgemach, und keines war repariert worden. Die Scherben bedeckten den Boden. Das war es. Er huschte hinüber und hob eine Handvoll davon auf. Aber wo war Jamade jetzt? Da war ein leichtes Flackern, nahe bei Shahila. Ah! Jamade hatte angenommen, er würde seine Schwester angreifen, und lag da auf der Lauer. Hatte sie bemerkt, was er stattdessen getan hatte? Er näherte sich vorsichtig Shahila, die sich nervös an die Wand drückte, hielt inne und lauschte. Er hörte den Atem seiner Schwester und dann ein leises Kratzen an der Wand. Die Öllampe! Jamade nahm die Lampe von der Wand. Schon war sie verschwunden. Er griff an, aber sie war nicht mehr da. Doch er konnte das Öl riechen. Er schleuderte die Glasscherben in diese Richtung. Das durch die Schatten gedämpfte Stöhnen
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