Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
nicht lächerlich«, knurrte Meister Iwar, dann wandte er sich Sahif zu. »D u, mein Junge. Du kennst diese Wesen doch. Haben sie dir nicht offenbart, wie dieses Ding zu öffnen ist?«
Sahif schüttelte den Kopf. »S ie wollen nicht, dass irgendjemand diesen Zugang öffnet, das habe ich Euch doch schon gesagt.«
»S o? Aber wenn sie nicht wollen, dass sie jemand dort unten in ihrem Reich stört– warum haben sie dann eine Tür gelassen?«
»S ie sagen, dass eines Tages das Ende der Welt kommen muss– und dafür brauchen sie diese Pforte. Sie sagen aber auch, dass die Zeit noch nicht gekommen ist.«
»L ächerlich«, schnaubte Iwar. Er studierte die Zeichen an der Wand, aber Sahif konnte sich nicht vorstellen, dass er mehr aus ihnen herauslesen würde als er selbst. Doch dann sagte der Schattenmeister: »G eschätzte Herzogin, darf ich Euch bitten, Euch ebenfalls zu diesem Würfel zu begeben?«
»W ozu?«
»T ut es einfach, mir zuliebe.«
Shahila sah nicht so aus, als würde sie jemals irgendetwas diesem alten Mann zuliebe unternehmen, aber sie gehorchte, watete zum Würfel und blieb stehen.
»V ielleicht, wenn Ihr Eure Hand auflegt, Hoheit.«
Shahila tat auch das.
»N un, Jamade?«
Jamade warf Meister Iwar einen feindseligen Blick zu, aber sie tat, was er verlangte. Knirschend kroch das Wort über ihre Lippen. Ein Summton antwortete, die Wellen des schwarzen Teichs begannen sich zu kräuseln.
»N och einmal!«, verlangte der Schattenmeister. Er war nah an den Teich herangetreten, sein Gesicht verriet Anspannung.
Shahila und Jamade wiederholten den Vorgang, wieder erfolgte der tiefe Summton, schwarze Wellen zogen über den Teich, aber mehr geschah nicht.
»A h! Die anderen Seiten! Macht es auf allen vier Seiten!«, rief Meister Iwar.
Die beiden Frauen folgten diesem Wunsch. Da waren keine feindseligen Blicke mehr, kein Zögern. Selbst Sahif fühlte die Erregung, wie auf einer Jagd, bei der nach langer Hatz die Beute endlich gestellt worden war.
Wieder entlockten sie dem Block einen Summton, etwas heller. Dann, auf der dritten Seite, noch heller. Vor der vierten Seite blieben sie stehen. Meister Iwar sprang jetzt selbst in den Teich, hastete hinzu. Sahif trat an die Einfassung. Die Spannung war fast unerträglich.
»L os jetzt!«, befahl Iwar.
Kaum hatte Jamade das Wort ausgesprochen, als ein glockenheller Ton erklang. Er schien von dem Würfel selbst zu kommen. Und dann schwangen die Steine so leicht zur Seite, als seien sie aus Pergament, und eine ganze Seite wurde zu einem weit offenen Eingang. Sahif starrte hinein. Er sah einen niedrigen, kahlen Raum, in dem nichts, aber auch gar nichts zu erkennen war.
Shahila zitterte vor Aufregung. Sie starrte in die leere Kammer, aber immer noch war das Geheimnis nicht offenbar geworden.
»W as hat das zu bedeuten?«, murmelte Iwar.
Shahila zögerte nicht länger, sie betrat den Würfel, wobei sie sich bücken musste, um nicht oben anzustoßen. Nichts geschah.
»D ie Wände, so taste doch die Wände ab, dumme Gans«, herrschte Meister Iwar sie an.
Shahila rang um Fassung. Sie war in der Kammer, aber scheinbar immer noch nicht am Ziel. Doch wenn sie das Ziel erreichte, wollte sie weder Jamade noch diesen Meister Iwar mitnehmen. Aber wie konnte sie diesen gefährlichen Mann loswerden? Sie tastete die Wände ab, ohne eine Veränderung herbeizuführen. Dann entdeckte sie das kleine gemalte Zeichen in der Ecke neben der offenen Seite. Es war die einzige Markierung in diesem kahlen Würfel. Sie musste schnell handeln, denn Meister Iwar schickte sich an, die Kammer zu betreten.
»M eister Iwar, dort, seht Ihr das?«, sagte sie und wies auf einen unbestimmten Punkt in der Einfassung, über die die Wellen schwappten.
Der Schattenmeister fuhr herum. »W as denn?«
»D ort, unter den Wellen. Da war eben ein Zeichen sichtbar.«
Iwar war vor Sahif dort, starrte auf die Einfassung. »D a ist nichts!«, rief er.
Shahila berührte das Zeichen. Die Steine, die die ganze Zeit völlig unbeachtet frei in der Luft geschwebt hatten, schwangen zurück auf ihren Platz. Der Schattenmeister schrie auf, sprang, aber er war zu langsam. Sie hörte einen leisen Schlag, vermutlich war er gegen die Wand geprallt. Einen Augenblick lang war es stockdunkel im Stein, dann glomm schwaches grünliches Licht auf. Sie hatte es geschafft– und jetzt? Sie war im Inneren, hatte den Schattenmeister mit der einfachsten aller Täuschungen ausgetrickst, aber das kurze Hochgefühl verflog
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