Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
wieder, als ihr klar wurde, dass es Jamade war, die das Wort hatte, und Jamade war nicht in diesem Würfel. Außerdem hatte sich bis auf das Licht nicht viel geändert.
Sie ging hinüber zur gegenüberliegenden Wand. Ein leises Seufzen erklang, und die Steine schwangen zurück. Aber dahinter lag nicht die niedrige Kammer, in der der Würfel sich befand, sondern schwarze Leere, in die eine schmale Treppe hinabzuführen schien. Es gab keine Wände, jedenfalls sah Shahila keine, nur die steinerne Treppe. Dann flackerte ein schwacher, grünlicher Lichtpunkt auf, gut dreißig Schritte voraus. Er zeigte ihr den nächsten Abschnitt der Treppe, dann, noch einmal dreißig Schritte weiter, erschien ein weiterer Lichtpunkt, dann noch einer und noch einer, kaum zu erahnen. Shahila starrte hinab. Sie versuchte, eine Wand zu ertasten, fand aber nichts als schwarze Leere, es gab nur Stufen und grünliche Lichter, die im Nichts zu schweben und hinab in einen bodenlosen Abgrund zu führen schienen.
»N un gut, deswegen bin ich ja hier«, murmelte sie und machte sich an den Abstieg.
***
»D ieses verdammte Weib!«, zischte Meister Iwar.
Sahif konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Natürlich war nun das denkbar Schlimmste geschehen, aber irgendwie fand er es dennoch köstlich, dass der Schattenmeister ausgesperrt war.
»J amade, das Wort!«, befahl Iwar, der wohl noch nicht bereit war, sich geschlagen zu geben. Er legte eine Hand auf die Steine, und Jamade sagte das Wort. Sie lauschten. Kein Summton, keine neuen Wellen, und doch, da war ein Geräusch.
»W as ist das?«, fragte Jamade.
»S chritte«, sagte Sahif. »D a geht jemand eine Treppe hinab.«
»A ber da war keine Treppe!«, rief Jamade.
»D a war auch kein Eingang«, warf Sahif ein.
»L os, Jamade, noch einmal, das Wort!«, verlangte Iwar.
Sahif zog sich langsam zurück. Er hatte das Rennen verloren, seine Schwester hatte die Kammer geöffnet, und jetzt gab es hier nichts mehr für ihn zu tun, denn er würde sich ganz gewiss nicht ohne Not mit Jamade und Meister Iwar anlegen. Sollten sie nur weiter versuchen, die Kammer noch einmal zu öffnen. Irgendetwas sagte ihm, dass sie es nicht schaffen würden, vielleicht, weil Shahila es geschafft hatte, die andere Seite zu öffnen.
Er zog sich vorsichtig weiter zurück, immer darauf gefasst, dass Meister Iwar oder seine Schattenschwester sich doch wieder mit ihm befassen würden, aber die beiden schienen seine Existenz ganz vergessen zu haben. Sie stapften durch das schwarze Wasser und versuchten ihr Glück wieder und wieder auf jeder Seite des steinernen Blocks.
Sahif drehte sich um und lief los. In Hados Kammer blieb er noch einmal kurz stehen. Durch die zersprungenen Fenster sah er Rauch über der Stadt aufsteigen. Schreie wehten aus den Gassen heran. Also war sein Vater schon in der Stadt.
Er hielt inne. Shahila war auf dem Weg nach unten, aber es gab vielleicht eine letzte Chance, sie einzuholen, denn die Mahre würden doch noch einen anderen Pfad hinab kennen. Aber um zu den Mahren zu gelangen, musste er wohl zunächst eine Stadt voller Feinde durchqueren.
***
»W as geht da oben vor sich?«, fragte Ela Grams besorgt. Sie glaubte, dünne Schreie zu hören.
Der Mahr lauschte am Stein. Eine Menge Augen waren auf ihn gerichtet, Ela las in den Gesichtern der Atgather Ehrfurcht, Unglauben, Staunen. »J a«, hätte sie den Leuten gerne zugerufen, »e s gibt sie wirklich! Hört auf, sie anzugaffen!«
Der ganze Stollen war voller Menschen, die sich aneinanderdrängten und versuchten, sich gegenseitig Halt und Hoffnung zu geben. Ein paar Kinder weinten, aber sonst war es bemerkenswert ruhig. Nur oben in der Stadt, da schien die Hölle los zu sein.
»E s brennt«, sagte Marberic schließlich.
Ela war froh, dass er wieder aufgetaucht war. Er erschien ihr von den Mahren der bei weitem umgänglichste zu sein, und sie hatte sich schon besorgt gefragt, wo er geblieben war.
Ein paar Atgather hörten jedoch, was er gerade gesagt hatte, und flüsterten es weiter. Laute des Entsetzens erklangen, Jammern, die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den überfüllten Stollen, und Ela wünschte, sie hätte den Mahr nicht gefragt.
»S tig, Asgo«, bat sie ihre beiden Brüder. »G eht durch die Stollen und macht den Leuten klar, dass sie hier unten sicher sind. Und das, was da oben brennt, kann man wieder aufbauen. Sie sollten froh sein, dass sie nicht dort sind!«
»I st gut, Schwester«, rief Asgo und brach mit
Weitere Kostenlose Bücher