Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
gab einige Hütten, aus denen gelegentlich ein Kindergesicht auf die Feuer herausstarrte, aber dann erschien meist schnell eine Frau und zerrte das Kind von der Tür weg. Auch zwischen den Feuern war eine Handvoll Frauen zu sehen, die sich darum kümmerten, dass die Männer zu trinken bekamen. Die Stimmung war gedrückt, und Jamade war nicht entgangen, dass sich die jüngeren Krieger von den älteren ein Stück abgesondert hatten und an eigenen Feuern saßen.
»D er Alte hat es nicht besser verdient«, zischte der Prinz aus dem Verschlag. Er war in einer schmalen, fensterlosen Kammer eingesperrt. Nur in der schweren Tür gab es ein Loch, an das der Prinz sein Gesicht gepresst hatte. Jamade konnte sich ungefähr vorstellen, wie es in dieser Kammer stank. Selbst hier roch es noch nach verfaultem Stroh und Schlimmerem. Es gab noch weitere Kammern dieser Art in diesem Schuppen. Offenbar war es bei den Westgarthern häufiger notwendig, jemanden einzusperren.
»A lfar war einer der ältesten Gefährten deines Vaters, ein Freund, würde ich sagen, und es ist ja nicht so, dass du ihn in einem guten, ehrlichen Kampf besiegt hättest.«
Für eine Weile blieb es still in dem Verschlag. »E r braucht mich. Es ist Krieg!«, rief der Prinz schließlich. Aber er klang verunsichert.
»D amit du unsere Männer noch mal in ein solches Verhängnis führst? Ich bin ziemlich sicher, dass die meisten Krieger froh sein werden, wenn ein anderer die Führung übernimmt.«
»I ch konnte nicht ahnen, dass diese Schweine Büchsen und Schießpulver haben.«
»U nd kochendes Pech«, ergänzte der Wärter ungerührt.
»B eim nächsten Mal wird es besser laufen.«
»W enn es dazu kommt, vielleicht. Dein Vater hat einen Waffenstillstand mit der Anführerin der Leichenfresser vereinbart, um die Toten und Verwundeten zu bergen. Nicht dass sie noch auf dem Speiseplan dieser verfluchten Ratten landen.«
»E r verhandelt?«
»D u hast ihm keine andere Wahl gelassen, Askon.« Der Wärter spuckte eine Nuss aus. »I ch bin froh, dass ich nicht in deiner Haut stecke. Noch nie, solange ich ihn kenne, habe ich König Hakor so zornig gesehen.«
»M eine Mutter wird ihn schon beruhigen.«
»I ch glaube nicht, dass du dich noch einmal unter ihrem Rock verkriechen kannst. Ich nehme an, dass sie gerade hinter der Halle zusammensitzen und dein Urteil fällen.«
Askon schnaubte verächtlich. »I ch fürchte den Tod nicht.«
»E s gibt Schlimmeres als den Tod. Ich habe ein paar Leute reden hören. Kann sein, dass dein Vater sich nicht dazu durchringen kann, dich der Axt zu übergeben, aber die Ältesten fordern, dass du gebrandmarkt und verbannt wirst.«
Ein ersticktes Stöhnen klang aus dem Verschlag. »D as wird niemals geschehen! Meine Leute werden das verhindern.«
»E s sind auch die Leute des Königs, und ich glaube nicht, dass viele von ihnen einem Geächteten folgen, der das Zeichen des Verrats trägt.«
Jamade hatte genug gehört und zog sich zurück. Es gab da also etwas, das sogar der brutale Askon fürchtete. Das konnte sie nutzen. Doch dazu musste sie wissen, was der König beschließen würde. Sie schlich zwischen den Feuern, an denen die Westgarther über ihre Niederlage brüteten, hinüber in die Halle des Königs. Es war niemand dort, die große Halle mit ihren vielen Tischen und Bänken, an denen sonst wohl das halbe Gefolge des Königs zechte und feierte, lag verlassen. Auch der Thron war verwaist. Aus einem der hinteren Zimmer drangen jedoch wütende Stimmen. Sie glitt lautlos zur niedrigen Tür und spähte hinein. An einer langen, aber ziemlich ramponierten Tafel stritten vier Männer, auf einem Stuhl im Hintergrund saß eine Frau, ohne Zweifel die Königin. Die Ähnlichkeit mit Askon war unübersehbar.
»E r ist und bleibt mein Sohn, mein einziger, seit sein Bruder tot ist«, sagte der Mann am Kopfende düster. »U nd ich bin immer noch der König dieser Stadt.«
Ein weißbärtiger Mann nickte bedächtig und erwiderte: »I ch verstehe Eure Gefühle, doch selbst Ihr müsst sehen, Herr, dass der Prinz eine Bedrohung für Eure Herrschaft ist, ja, er wird ihr gefährlicher als selbst die Leichenfresser. Der Mord an Alfar war doch nur das letzte seiner Vergehen in den vergangenen Tagen. Erst bricht er das Gastrecht in der Halle, dann überfällt er Leute, die unter Eurem Schutz stehen, und verliert dabei auch noch fünf Eurer Krieger. Und dann dieser Angriff, den ein Kind besser geführt hätte.«
»E s wird nicht besser, wenn du
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