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Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)

Titel: Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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zusammen gewandert waren, etwas, an das sich der Köhler aber wegen eines anderen Zaubers nur verschwommen erinnern konnte. Es war nicht vorhersehbar, wie Grams reagierte, wenn dieser Bann schwand. Ured nahm sich vor, in Zukunft behutsamer mit dieser Art von Magie umzugehen, aber er hatte ja auch nicht wissen können, dass seine Auftraggeber ihn zwangen, hier vor Atgath zu bleiben. Er sah zu, wie die beiden Kugelträger umständlich und stöhnend, unter ständigen Anweisungen und Ermahnungen ihres Kommandanten, das schwere Geschoss in die Mündung des dicken Bronzerohrs schoben.
    Grams kehrte zurück. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte: »E in wenig Zeit haben wir noch, denn Meister Holl besteht darauf, dass Meister Braan das Rohr vor jedem Schuss ganz neu richtet, obwohl wir doch auf diese Entfernung eine Streuung haben, gegen die auch der beste Richtschütze nichts machen kann, und obwohl er wegen der Dunkelheit auch kaum etwas sieht.«
    »I ch bin Euch sehr dankbar, dass Ihr meinen Namen da herausgehalten habt, Meister Grams. Kann ich mich irgendwie… erkenntlich zeigen?«
    Die Augen des Köhlers wurden etwas schmaler. »I ch hoffe, Ihr haltet mich nicht für einen Mann, dessen Freundschaft man kaufen kann, Meister Ured. Ich habe Euch geholfen, weil wir zusammen einiges erlebt haben. Außerdem seid Ihr ein guter und ehrlicher Mann, und wir guten und ehrlichen Männer müssen doch in so schlimmen Zeiten zusammenhalten.«
    Faran Ured war sprachlos. Er war vermutlich der größte Dieb, den das Goldene Meer je gesehen hatte, und in den letzten Wochen hatte er öfter gelogen, getäuscht und gemordet als in den hundert Jahren davor– und dieser Köhler hielt ihn für ehrlich? Er hätte gelacht, wenn die Lage nicht so verzweifelt gewesen wäre. Für einen Augenblick fragte er sich, ob er Grams ins Vertrauen ziehen sollte, ob er ihm von seiner Frau und seinen Töchtern erzählen sollte, die in der Hand des Großen Skorpions waren, und von den finsteren Dingen, die er tun musste, auch wenn er sie nicht tun wollte, einzig und allein, um seine Familie am Leben zu halten. Könnte Grams mehr als ein Werkzeug sein, ein Freund vielleicht? Das Geschütz donnerte und sandte sein Geschoss gegen die Mauern. Ured hatte den Warnruf der Artilleristen nicht gehört und versäumt, sich die Ohren zuzuhalten. Es dröhnte in seinen Ohren. Er schüttelte den Kopf, und mit dem Dröhnen schwanden allmählich auch die seltsamen Gedanken. Ein Mann wie er hatte nun einmal keine Freunde. Also schwieg er und nickte dem Köhler nur aufmunternd zu.
    Dann zog er sich in die hinteren Linien zurück, denn jetzt begannen die kleineren Bombarden, ihre Kugeln abzufeuern. Er seufzte. Die Atgather taten ihm leid. Sie waren in die Mühlen der großen Geschichte geraten, dabei war der Streit um ihre Stadt doch nur ein Vorwand für diesen Krieg. Der Große Skorpion hatte sich nach allem, was er wusste, schon lange und gründlich auf diesen Krieg vorbereitet, während der Seebund seine Kräfte erst noch mobilisieren musste. Damit war der Große Skorpion ganz erheblich im Vorteil. Und dennoch, in einem Krieg konnte vieles passieren, und Ured hatte das Gefühl, oder auch nur die Hoffnung, dass irgendwo, vielleicht weit von Atgath entfernt, Dinge geschahen, die die Pläne des Padischahs durchkreuzen mochten. Ured sprang in einen Graben und landete in einer Pfütze, fluchte und dachte dann, dass es, wenn es so weiterlief wie bisher, durchaus sein konnte, dass diese »D inge«, auf die er hoffte, dem Großen Skorpion vielleicht auch genau in die Karten spielten.
    ***
    »I ch denke, du bist endgültig zu weit gegangen, Askon«, sagte der Wächter, der im Türrahmen lehnte und Nüsse aß.
    Jamade hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um ihn zu berühren, oder um ihm die Kehle durchzuschneiden. Sie drückte sich, verborgen in den Schatten, an die Außenwand und lauschte. Sie war ins Lager der Westgarther geschlichen. Sie hatte es bis dahin nicht gekannt, denn als Sahif und Ela Kapitän Buda hierher begleitet hatten, war sie auf der Sperber zurückgeblieben, um ihre eigenen Pläne zu verfolgen. Das Lager war viel schlechter geschützt als die Festung der Scholaren, ein offener Platz in den Ruinen, mit armseligen, nicht einmal gemauerten Steinwällen zwischen den Hauswänden und viel zu wenigen Posten. Die Männer saßen an Lagerfeuern um die große, aus verschiedenen Hölzern zusammengestückelte Halle herum, brieten Fleisch und betranken sich. Es

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