Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
Westgarther, die bald schon uns gehören werden.«
Sahif begriff, dass die Ghula ihm nicht alles über ihre Pläne erzählt hatte. »I ch dachte, Ihr setzt darauf, dass sie nun in Scharen die Insel verlassen?«
»A m Ende werden sie das tun, aber es sind Westgarther. Sie werden schnell erraten, wer den Schatten geschickt hat– und dann werden sie nach Rache schreien und angreifen.«
Sahif sah den empörten Blick, den Ela der Ghula zuwarf, aber er verstand ihre Vorgehensweise sogar. Sie war die Anführerin ihrer Leute und musste jeden Vorteil nutzen, der sich anbot. »U nd geht Ihr davon aus, dass ich Euch in diesem Kampf unterstütze?«, fragte er.
»I ch gebe zu, der Gedanke ist mir gekommen«, erwiderte sie und versuchte, ihre Anspannung unter einem Lächeln zu verbergen.
»G ebt mir einen Grund«, entgegnete Sahif kühl.
»E ure Freundin hier stellte mir viele Fragen über den Alten Lenn und den Bann. Ich glaube, ich kann Euch da helfen– bis zu einem gewissen Punkt.«
»U nd der wäre?«
»I ch werde Euch alle Schriften geben, die wir darüber gefunden haben, doch erwartet nicht, dass wir Euch helfen werden, diese magische Mauer zu öffnen. Nicht, solange nicht sicher ist, dass der Marghul wirklich tot ist.«
»U nd was verlangt Ihr als Gegenleistung?«
»E ure Erfahrung im Kampf, Sahif von den Schatten, und vielleicht Hilfe dabei, die Befehlshaber der Westgarther auszuschalten, wenn sie uns angreifen.«
In diesem Augenblick kam ein junger Scholar in die Halle gestürmt. Er lief zu Ghula Mischitu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie hörte aufmerksam zu. Dann stand sie auf und rieb sich die Hände. »G ute Nachrichten, wenn auch eher für uns als für Euch, Sahif. Prinz Askon ist auf seinem Schiff geflohen, und etwa zwanzig Krieger begleiten ihn. Außerdem ist eine Frau an seiner Seite gesehen worden. Eine hagere junge Fremde.«
»J amade!«, rief Ela. »D iese Schlange!«
»W underbare Neuigkeiten, nicht wahr, meine Kinder«, rief die Ghula in die Runde. »D ie Westgarther haben also noch einmal zwanzig Männer verloren. Jetzt sind wir ihnen nach der Zahl fast ebenbürtig. Wir werden sie schlagen!«
Die Scholaren jubelten ihr zu, aber Sahif war nicht nach Jubeln zumute. Jamade hatte ein Schiff, und jede Stunde, die er hier festsaß, vergrößerte ihren Vorsprung. Er musste ihr hinterher, er hatte keine Zeit für diesen seltsamen Krieg. Aber er hatte noch eine andere Verpflichtung. »G ebt mir diese Schriften, Mischitu. Ich werde Euch helfen, wenn die Westgarther kommen.«
»K annst du das lesen?«, fragte Ela neugierig. Sie hatten sich in einen Raum im ersten Stock etwas abseits der Halle zurückgezogen und studierten die Rollen und Pergamente, die die Scholaren heranschleppten.
Sahif schüttelte den Kopf. »H awid?«, fragte er.
»E s ist eine Auflistung einiger berühmter Zauberschulen und der Zauber, die sie anwenden«, erklärte der Stellvertreter der Ghula. Er hatte sich bereit erklärt, ihnen zu helfen.
»W ird hier auch die Schule genannt, die für die Bewachung von Du’umu zuständig war?«, fragte Sahif.
»A ugenblick. Nein, hier steht, wo diese Schulen ihren Sitz hatten, aber nicht, wo sie ihre Leute hinsandten. Tut mir leid.«
Ela warf eine andere Rolle missmutig zurück auf den Tisch. »W ieso glauben wir eigentlich, dass wir in diesen alten Pergamenten etwas finden können? Sie sind älter als der Bann– oder nicht? Dann können sie uns doch auch nicht verraten, was wir wissen müssen.«
Sahif warf Hawid einen Blick zu, aber in dessen Gesicht war nichts außer freundlicher Hilfsbereitschaft abzulesen.
»D u hast Recht, Ela. Bislang war alles, was wir gelesen haben, vollkommen nutzlos. Wir brauchen Schriften, die nach Beginn der Belagerung angefertigt wurden.«
Hawid kratzte sich am Kopf. »L eider sind die Schriften nicht nach ihrem Alter sortiert, sondern nach ihren Autoren, manche nach der Art des Wissens, mit dem sie sich beschäftigen.«
»A ber, Hawid«, rief Ela, »i ch kann mir nicht vorstellen, dass nach diesem fürchterlichen Krieg und der Zerstörung der Stadt noch viel geschrieben wurde. Das muss doch einen besonderen Platz haben!«
Jetzt wurde der Scholar verlegen. »N un, vielleicht. Es gibt da eine Aufzeichnung der Befehlshaber der Belagerer, eine Abschrift nur, denn das Original haben sie natürlich…«
»H olt sie!«, rief Sahif.
»U nfassbar«, murmelte er, als der Scholar davongeeilt war. »S ie halten uns hin.«
Ela seufzte. »S ie wollen nicht,
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