Der Prinz der Skorpione: Roman - Der Schattenprinz 3 (German Edition)
dass wir den Bann lösen. Ich glaube, wir werden hier nichts finden, das uns hilft, deinen Schwur zu erfüllen.«
Sahif nickte. »D ann bleibt lediglich der Alte Lenn. Ich kann nur hoffen, dass diese Scholaren wissen, wo er sich versteckt.« Ja, Lenn war der Schlüssel, das wurde ihm immer klarer, je länger die Scholaren ihn mit nutzlosen Informationen abspeisten. Der Alte war einmal ein Zauberer gewesen, und die alte Macht schlummerte noch in ihm– doch wie konnte er diese Macht wecken? Wussten die Scholaren überhaupt, wo Lenn hauste?
»J a, hoffentlich verraten sie uns wenigstens das«, murmelte Ela.
Sahif lächelte innerlich. Immer sprach sie von »w ir« und »u ns«, dabei war er es doch, der den Schwur geleistet hatte, die Toten zu befreien. Ihm fiel auf, dass er ihr noch gar nicht angemessen gedankt hatte für all das, was sie für ihn getan hatte. Er wusste allerdings auch gar nicht, wie er das in Worte fassen sollte. Und da er annahm, dass sie ohnehin wusste, dass er ihr sehr dankbar war, verschob er es auf unbestimmte Zeit. Er legte eine alte Karte zur Seite und rieb sich die Augen. Es war längst Morgen geworden, das sah er durch die schmalen Fenster, doch richtig hell wurde es auf dieser Insel anscheinend nie.
Von ferne klangen plötzlich Trommeln über die Stadt.
»W as ist das?«, fragte Ela.
»D ie Westgarther. Dieses Mal greifen sie nicht heimlich an.«
Die Köhlertochter seufzte. »N och mehr Kämpfe, was für ein Unglück. Wirst du der Ghula helfen?«
»I ch sehe keine andere Möglichkeit. Jetzt, da sie uns in ihren Streit hineingezogen hat, wäre es wohl besser, wir sorgen dafür, dass sie ihn auch gewinnt.«
Sie warf ihm einen Ich-hab’s-dir-ja-gesagt -Blick zu. »D as hat sie sich schön ausgedacht. Sie sind wirklich nicht so harmlos, wie sie tun, diese Scholaren.«
»W as ist mit uns?«, fragte Hawid, der ohne die versprochenen Dokumente zurückgekehrt war.
»N ichts«, erwiderte Ela.
»D ie Ghula schickt nach Euch. Es wird wohl ernst.«
Sie gingen hinab in die große Halle. Über dem Loch in der Kuppel zeigte sich ein blutroter Himmel. »E in schlechtes Omen«, murmelte Ela.
»F ragt sich nur, für wen«, entgegnete Sahif.
Die Ghula stand in der Mitte der Halle und erteilte ihren Leuten Befehle.
»A h, der Schatten. Sehr gut, kommt und sagt mir, was Ihr davon haltet.« Sie zog Sahif mit sich aus der Halle. Auf der Treppe, die zum Vorplatz hinunterführte, hielt sie an. »D ie Leute mit den Handbüchsen werde ich dort oben in den alten Türmen postieren. Hier warten die Bogenschützen mit den Brandpfeilen, dort drüben die Armbrustschützen. Elwid hat uns ein Gift gemischt, das den Getroffenen schnell lähmt.«
Sahif runzelte die Stirn. »W er verteidigt das Tor?«
Die Ghula gab einigen ihrer Leute einen Wink, und die schoben eine leichte Palisade über den Hof. »N iemand«, erklärte sie grinsend. »A llerdings ist die Brustwehr über dem Tor mit Öl getränkt. Und seht Ihr die leichten Holzplatten hinter dem Tor? Sie verdecken einen flachen Graben, den wir heute Nacht mit Öl gefüllt haben. Wir lassen sie über das Tor, das ein paar von uns nur zum Schein verteidigen werden. Die Westgarther gelangen hinein, aber wenn sie dann vor der zweiten Palisade stehen, werden wir sie verbrennen.«
»T euflisch«, murmelte Sahif.
»N icht wahr?«, freute sich Mischitu. »E s ist eine Kriegslist, die bei der Belagerung von Elagdad angewandt wurde, vor fast dreihundert Jahren.«
»U nd wenn sie über die Flanken oder von hinten kommen?«
»W ir haben die Mauern verstärkt. Falls sie sich einfallen lassen sollten, ihre Kriegshämmer einzusetzen, werden sie erkennen, dass es vergebliche Mühe ist. Zumal wir sie von oben mit Steinen, Bolzen und Pfeilen eindecken werden.«
»U nd kochendem Pech«, murmelte Sahif.
»D avon ist kaum noch etwas da, aber das werden wir unseren Feinden natürlich nicht auf die Nase binden.«
»Ö l, Pech– wo hattet Ihr das eigentlich her?«, fragte Ela, die ihnen einfach gefolgt war.
»K apitän Buda und seine Sperber haben uns in den letzten Wochen mit allem versorgt, was wir benötigten.«
»H abt Ihr diesen Krieg geplant?«, fragte Sahif.
»W ir haben uns lediglich auf das vorbereitet, was absehbar wurde. Doch sagt mir Eure Meinung, Schatten.«
Sahif überdachte, was er gehört hatte. »I hr scheint gut vorbereitet und habt den Vorteil der Mauern auf Eurer Seite. Doch würde ich an Eurer Stelle damit rechnen, dass der Feind ebenfalls die eine
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