Der Prinz im zerbrochenen Spiegel (Die Märchen um Zwergenkönig Jetts Söhne)
was in ihr vorging. Bea riss sich zusammen. "Natürlich freue ich mich sehr, Prinz Devlin ", verkündete sie mit stolz gerecktem Kinn.
"Dann liegt es also an mir", stellte er fest und zeigte auf ein Zwergenmädchen von etwa zehn Jahren, das nicht unweit von ihnen mit einigen menschlichen Kindern herumtobte. "Vielleicht tauscht ihr besser den Platz mit meiner jüngsten Schwester Tina, damit meine Gegenwart euch nicht den Appetit verdirbt. Tina ist es gewohnt, mich um sich zu haben."
Tina bemerkte, dass von ihr gesprochen wurde und lief zu ihrem Bruder, der ihr liebevoll den Arm um die Hüften legte. Sie küsste ihn auf die Wange.
"Willst du neben mir sitzen?", fragte Devlin sie.
"Aber da sitzt doch schon die wunderschöne Prinzessin Bea mit dem langen goldenen Haar. Gefällt sie dir nicht?"
"Es geht wohl eher darum, dass ICH ihr nicht zusage", erklärte Devlin seiner Schwester. Tina wandte sich zu Bea und fragte erstaunt: "Was habt ihr denn gegen Devlin ?"
"Ich habe nie behauptet, etwas gegen euren Bruder zu haben, kleine Prinzessin", sagte Bea pikiert.
" Devlin ist mein allerliebster Bruder", verkündete Tina und gab ihm einen weiteren Kuss, bevor sie wieder verschwand. Ein Diener kam und füllte die Weingläser. Bea blieb auf ihrem Platz sitzen. Der ihr gegenüber sitzende Zwergenprinz Stefano tröstete sie. "Unser Dev ist manchmal etwas schroff. Er meint es nicht so. Überall wo er hinkommt, vermutet er sofort, wegen seines Aussehens abgelehnt zu werden."
"Das ist keine Vermutung, sondern eine Tatsache", blaffte Devlin .
"Es hat schon hässlichere Zwerge als dich gegeben", konterte Stefano. Es begann ein heftiger verbaler Schlagabtausch zwischen den beiden Männer, der überraschenderweise in einer gemeinsamen Lachsalve mündete, als das Essen aufgetragen wurde . Stefano war ein netter und fröhlicher Gesellschafter, Devlin dagegen unterhielt sich mit seinen Geschwistern und nahm Bea die meiste Zeit nicht zur Kenntnis, was ihr Gelegenheit bot, ihn gleichfalls zu ignorieren und mit Stefano zu plaudern. Entgegen ihrer Befürchtung wurde es ein angenehmes Essen. Zu später Stunde, als man sich Musik und Tanz zuwandte, tanzte Bea mit allen Zwergenprinzen , einen der ruhigeren Tänze aus Höflichkeit sogar mit Devlin , dessen Bewegungen zwar ein wenig seltsam anmuteten, der seine Sache aber dennoch zufriedenstellend meisterte. Danach blieben sie noch eine Weile beieinander stehen. Bea verfolgte Prinz Hanno mit sehnsüchtigen Blicken, der noch immer an König Rainers Seite ausharrte. Devlin bemerkte es.
"Seid ihr etwa an meinem Bruder Hanno interessiert, Prinzessin Bea?", fragte er.
"Und wenn es so wäre? Spräche denn etwas dagegen? Hat er eine Verlobte oder eine Ehefrau?", konterte sie.
"Hanno ist weder verheiratet noch verlobt", sagte Devlin . "Aber erkennt ihr es denn nicht ... ?! "
"Was denn?", fragte Bea.
Devlin überlegte angestrengt, wie er die naive Prinzessin Bea darüber aufklären konnte, auf welche Liebeslager es seinen Bruder zog, ohne dabei dessen Privatsphäre zu verletzen. Er fragte sich, wie es ihr wohl entgangen sein konnte, dass ihr Vater Rainer und Prinz Hanno eine heftige Liebesaffäre miteinander hatten, da doch sonst alle Welt es zu wissen schien.
"Ach nichts!", winkte Devlin ab. Bea murmelte etwas Unverständliches und eilte mit raschelnden Taftröcken von ihm fort zu ihren Schwestern und Freundinnen. Seufzend starrte Devlin ihr hinterher. Bea entsprach seiner idealen Traumfrau in atemberaubender Weise. Immer hatte er von einer solchen Frau geträumt, von einem schlanken Weib mit üppiger Oberweite, deren langes Haar goldblond schimmerte und in deren azurblauen Augen man sich verlieren konnte, wenn man hineinblickte. Devlin zuckte zusammen, als jemand liebevoll seine Arme von hinten um ihn schlang. "Ich dachte mir, dass Bea dir auffallen würde, Dev ", hörte er Hanno.
Mürrisch machte sich Devlin von seinem Bruder frei. "Na und?! Als würde es nützen, dass ich ihr nachstarre. Sie wird mich niemals lieben. Wie könnte eine Frau wie sie jemals einen Mann wie mich lieben."
"Was ist gegen dich einzuwenden? Du bist ein edler Prinz, über alle Maßen reich und besitzt Humor und Güte", konterte Hanno.
"Du weißt genau, wie ich aussehe", fauchte Devlin . "Außerdem hat Bea nur Augen für dich."
"Für mich?", fragte Hanno erstaunt. "Weiß sie denn nicht, dass ich mir nichts aus Frauen mache?"
"Offensichtlich nicht", stellte Devlin fest.
"Dann werde ich zu ihr gehen und sie über Männer wie mich
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