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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Ziel hinauszuschießen, wenn sie alles laut aussprach. Gärtner-Schrägstrich-Masseur. Um Himmels willen, Michelle, du klingst wie eine sexbesessene Rentnerin.
    »Waffenstillstand?«, schlug sie vor und zog entschuldigend die Augenbrauen hoch.
    »Ja?«
    »Klar. Kommen Sie in die Küche.«
    Michelle schaltete das Radio an und wünschte sich inständig, dass Rory sie dabei »ertappt« hätte, wie sie irgendeine klassische Symphonie hörte. Sogleich fragte sie sich jedoch, warum um alles in der Welt sie sich das wünschte, wo sie doch klassische Musik gar nicht mochte. Das war etwas, was sie in der Schule immer getan hatte: Sie hatte sich dazu gezwungen, The Pixies anzuhören – in der Hoffnung, dass einer der coolen Jungs es mitbekommen würde. Und Rory war ein cooler Junge, trotz seines ganzen streberhaften Verhaltens.
    »Hatten Sie am Wochenende viel zu tun?«, fragte sie beiläufig. Sie spülte den Teekessel mit Wasser aus und versuchte angestrengt, sich daran zu erinnern, was sie Anna bezüglich ihrer Pläne für das Wochenende erzählt hatte – falls Rory die Gegenprobe gemacht haben sollte.
    »Eigentlich nicht. Ich bin mit ein paar Hunden aus dem Tierheim spazieren gegangen, während Tarvish beim Tierarzt war. Nach zwei Runden durch den Park bekommt man von Rachel ein Bacon-Sandwich. Deswegen musste ich mich also auch nicht ums Mittagessen kümmern.«
    »Klingt sehr großzügig.«
    »Es macht Spaß. Und die Sandwiches sind wirklich klasse.« Rory nahm eine Eieruhr zur Hand, die die Form eines perfekten Pfirsichs hatte, die Michelle aber nie benutzte. »Sie sollten auch mal mitkommen«, erklärte Rory beiläufig. »Wenn Sie mal nicht gerade unterwegs sind und einen Wochenendtrip machen.«
    »Sie verbringen Ihre Wochenenden damit, mit Hunden spazieren zu gehen, um Bacon-Sandwiches abzustauben? Da muss doch für Sie mehr drin sein als bloß ein Sandwich?«, fragte Michelle ungläubig. Eigentlich wollte sie antworten, »Das ist aber wirklich nett von Ihnen«, wie Anna es getan hätte, doch irgendwie schien ihr Umgangston mit Rory ein anderer zu sein, sodass sie sich nicht zurückhalten konnte.
    Er stellte die Pfirsichuhr zurück und lächelte sie halb genervt, halb amüsiert an. »Sie sind ziemlich zynisch, oder? Nein. Ich gehe dorthin, weil es mir das Gefühl gibt, am Ende der Woche etwas Nützliches getan zu haben, wenn ich sonst nur einen Stapel Dokumente von meinem Schreibtisch auf den einer anderen Person geräumt habe. Wenn Sie sehen würden, wie dankbar die Hunde Ihnen dafür sind, dass Sie ihnen im Park nur einen Ball geworfen haben … dann würden Sie vielleicht auch öfter hingehen. Und das ist wirklich nicht viel Arbeit.«
    Dieses Mal war es Michelle, die das Gefühl nicht loswurde, einen empfindlichen Nerv bei ihm getroffen zu haben. »Hatten Sie schon mal einen eigenen Hund?«
    »Nein. Esther wollte immer einen haben, aber wir konnten uns nicht dazu durchringen …« Er hielt inne und korrigierte sich selbstbewusst. » Ich konnte mich nicht dazu durchringen, die Verantwortung für ein solches Lebewesen einzugehen, deswegen haben wir uns ehrenamtlich im Tierheim engagiert. In Four Oaks habe ich dann auch Cyril und Agnes kennengelernt. Die beiden hatten Mitleid mit mir und haben mir die Wohnung angeboten, nachdem Esther und ich uns getrennt hatten. Wenn Sie also so richtig zynisch sein wollen, dann könnten sie mit Recht behaupten, dass ich ganz gut bei der Sache weggekommen bin. Wenn Sie allerdings mehr philosophisch sein wollen, könnte man es auch als karmische Belohnung bezeichnen. Jedenfalls«, schloss er, »genieße ich es, samstags spazieren zu gehen und einen Kaffee zu trinken. Außerdem ist es kein großer Unterschied, ob ich nun mit einem oder zwei Hunden gleichzeitig Gassi gehe.«
    Rory schnappte sich wieder die Eieruhr und stellte sie auf dreißig Minuten ein. »Wirklich – Sie sollten mal vorbeikommen. Vielleicht lernen Sie dort neue Leute kennen. Möglicherweise gewinnen Sie dadurch noch neue Kunden. Tarvish könnte als Model für Designerhalsbänder einspringen.«
    Michelle setzte die Teekanne auf den Tisch. Schlug er ihr etwa gerade vor, dort zusammen hinzugehen? Sollte das etwa ein Date sein? Schwer zu sagen. Irgendetwas in ihrem Inneren wand sich, widerwillig und doch gleichzeitig auch erfreut. »Warum stellen Sie die Eieruhr? Sie wissen doch, dass das Ding nur einen unmöglichen Lärm macht, wenn die Zeit abgelaufen ist?«
    »Prima. Dann muss ich auch los.«
    Sie schob einen Becher

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