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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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und das Milchkännchen zu ihm hinüber. »Sie glauben tatsächlich, dass Sie so lange bleiben werden?«
    »Kommt ganz darauf an, wie unverschämt Sie sich mir gegenüber verhalten.« Er trank seinen Tee und schlürfte dieses Mal auch nicht. »Wo ich schon hier bin: Ich hatte eine Idee für den Buchladen. Einer meiner Kumpels hat einen Roman geschrieben, der bald veröffentlicht wird, und ich habe ihm vorgeschlagen, doch in Ihrem Laden eine kleine Buchparty zu veranstalten …«
    Michelle nahm sich vor, nicht sogleich zuzustimmen, doch sie musste sich widerwillig eingestehen, dass sie Rory interessiert zuhörte. Sie musste sogar aufpassen, bei seiner wütenden Schilderung nicht darüber zu lachen, wie jener Kumpel jeden Einzelnen seiner Freunde in den Schreibprozess miteinbezogen und sie zu allen Tages- und Nachtzeiten angerufen hatte, um Meinungen über noch aberwitzigere Mordmethoden einzuholen oder Namen für die Figuren zu finden. Während Rory sprach, hoben und senkten sich immer wieder seine Augenbrauen, und die Hände flogen gestenreich durch die Luft. Als er Kännchen und Zuckerdosen herumschob, um damit zu verdeutlichen, wie kurz davor sie alle gewesen waren, jenen Freund selbst kurzerhand umzubringen, hätte er ebenjene beinahe vom Tisch gefegt. Als Rory zu der Episode kam, wo sie ihren Freund dazu zwangen, sich in einem Pub auf den Boden zu legen, damit sie mit Kreide einen Umriss von ihm zeichnen konnten, um zu überprüfen, wie er fallen musste, sodass eine »spannende Silhouette« entstand, musste Michelle unfreiwillig so laut lachen, dass Tarvish in seinem Körbchen hochschoss und bellte. Na ja, es war eher ein heiseres Krächzen als ein echtes Bellen. Der jämmerliche Klang ließ sie beide innehalten.
    »Das kommt davon, weil er intubiert wurde«, erklärte Rory. »Er könnte noch eine ganze Weile lang heiser sein.«
    Michelle warf einen Blick auf ihre Uhr, und noch während sie dies tat, ging die Eieruhr mit einem ohrenbetäubenden Schrillen los. Rory stülpte schnell seine Hand darüber, um den Ton zu dämpfen. Verwundert fragte sich Michelle, wie schnell eine halbe Stunde vergehen konnte. Die Zeit hatte sich, na ja, eben deutlich kürzer angefühlt. Kein Wunder, dass Tarvish sie so verärgert ansah – er wartete schon länger auf sein Futter.
    »Geht die Uhr richtig?«, fragte Rory mit einem Lächeln, das sie überrumpelte. »Das können doch keine dreißig Minuten gewesen sein?«
    »Wollen Sie etwa behaupten, meine Waren sind fehlerhaft?«, konterte sie.
    Frag ihn, ob er zum Abendessen bleiben möchte , schrie eine Stimme in ihrem Hinterkopf, doch sie brachte es nicht fertig. Was, wenn er Nein sagen würde? Oder erst zusagen und dann finden würde, dass sie eine schreckliche Köchin war? Harvey hatte sich stets über ihre Kochkünste beschwert und darauf bestanden, mit Freunden immer essen zu gehen, »damit wir alle auch befreundet bleiben «.
    Bevor sie sich überlegen konnte, was sie jetzt sagen wollte, war Rory schon aufgesprungen und zog sich seinen Mantel wieder an. Das beklemmende Gefühl in Michelles Brust kehrte wieder zurück. Offensichtlich konnte Rory es gar nicht abwarten wegzukommen und hatte bestimmt andere Pläne für den Abend. Anders als sie hatte er vielleicht Gesellschaft. Der ursprüngliche Impuls schrumpfte gänzlich zusammen, und sie war froh, dass sie ihn gar nicht erst gefragt hatte.
    »Sagen Sie Bescheid, wenn Tarvish sich komisch verhält«, erklärte Rory. »Ich habe Cyril versprochen, ihn über den alten Jungen hier auf dem Laufenden zu halten.«
    »Natürlich haben Sie das«, erwiderte Michelle und nutzte die Chance, ihn aufzuziehen. Das war immerhin sicheres Terrain. »Sie Held, Sie. Haben Sie ihm auch berichtet, dass Sie Ihr eigenes schäbiges Sweatshirt für Tarvish geopfert haben?«
    »Wie bitte? Oh, jetzt verstehe ich. Also wieder zurück zu der Einstellung, dass ich dies aus verachtenswerten Gründen getan habe. Ich hatte eigentlich gedacht, wir hätten diese Episode hinter uns gelassen.«
    Rory erwiderte ihren Blick, und Michelle fühlte sich dabei, als habe sie eine Grenze überschritten. Sie wünschte sich, ihre Bemerkung zurücknehmen zu können.
    Eigentlich wollte sie antworten: »Das haben wir auch«, doch er sprach weiter, sodass sie sich nur auf die Zunge beißen konnte.
    »Natürlich werde ich Cyril wissen lassen, dass Sie Tarvish auf Ihre edlen Möbel sabbern lassen«, erwiderte er und fuhr dann fort. »Er ist froh, dass wir uns die Sorge um Tarvish

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