Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
teilen. Tatsächlich hat er sogar gesagt, dass Sie Tarvishs Gesellschaft brauchen können.«
»Wie bitte?«
»Natürlich hat er das nicht gesagt! Tschüss Tarvish!«, rief Rory demonstrativ und winkte zum Körbchen hinüber. »Tschüss, Michelle.«
»Ich bringe Sie noch zur Tür.« Michelle erhob sich und folgte ihm nach draußen, während ihr noch einmal auffiel, wie groß er war. Rory überragte sie um ein ganzes Stück, insbesondere natürlich, weil sie ihre flachen Hausschuhe trug. Michelle fiel erst jetzt auf, dass sie ganz vergessen hatte, ihn zu bitten, sich die Straßenschuhe auszuziehen, sodass sich nun schmutzige Schlammspuren durch ihren Flur zogen.
15
» Alanna. Ankunft in der schwarzen Stadt hat mir gezeigt, dass man alles tun kann, wenn man es nur wirklich will. Alanna war stark, mutig und genau der Typ Mädchen, das man immer sein wollte.«
Angie Willocks
W ährend der nächsten paar Tage wurde Tarvish wieder deutlich lebendiger und erholte sich mithilfe von Reis, Kabeljau und anderen Zahnfleisch schonenden Delikatessen. Michelle musste sich immer wieder an sein Wohl erinnern, wenn sie zögerlich (weil empfindlich) sein wundes Zahnfleisch überprüfte und seine Medikamente in kleinen Brocken Frischkäse versteckte. Doch die Sorge um ihn lenkte sie ab, und plötzlich war das Ende der Woche und damit ihr einunddreißigster Geburtstag erreicht.
Anna wartete schon vor dem Buchladen, als sie mit Tarvish kam, um aufzuschließen. Ihr Gesicht leuchtete vor Begeisterung, weil sie an Michelles Geburtstag gedacht hatte, obwohl sich Michelle selbst redliche Mühe gegeben hatte, so zu tun, als würde dieser gar nicht stattfinden.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich wollte dir ein Geburtstagsgeschenk überreichen, deswegen bringt heute Phil die Kinder zur Schule.« Anna drückte ihr einen Strauß mit perlweißen Tulpen in die Hand, gefolgt von einer Gebäcktüte vom Konditor und einem flachen eingepackten Geschenk, von dem Michelle bereits jetzt sagen konnte, dass es sich dabei um ein Buch handelte. Danach folgten eine Umarmung und ein Kuss. »Ich wünsche dir, dass dein neues Lebensjahr ganz wunderbar wird«, gratulierte Anna.
Tarvish bellte, und sofort ließ Anna Michelle los und kraulte ihm die Ohren.
»Tut mir leid, dass ich kein spannenderes Geschenk für dich habe«, fuhr sie fort, »aber es ist nur ein ganz kurzes Buch, für das du vielleicht zwischendurch mal Zeit zum Lesen hast.«
»Anna, das ist wirklich lieb von dir«, erwiderte Michelle und war ganz überwältigt von Annas Aufmerksamkeit. »Kaum zu fassen, dass du dafür Zeit gefunden hast, wo du doch zu Hause so viel zu tun hast. Und du weißt, wie ich weiße Tulpen liebe ! Das wäre aber nicht …«, fuhr sie fort, während sie das Geschenk auspackte.
Es war eine alte Ausgabe von The Starlight Barking von Dodie Smith. Auf der beiliegenden Karte stand. »Von Anna und Lily und Pongo x«.
»Das ist die Fortsetzung von Hundertundein Dalmatiner «, erklärte Anna voller Begeisterung. »In dem Roman geht es darum, was passiert, wenn die Hunde das Zepter in die Hand nehmen und alles regeln. Ich dachte, du siehst Tarvish danach vielleicht in einem anderen Licht.«
»Ich sehe in ihm bereits einen kleinen Hund, der denkt, dass er den Laden hier schmeißt«, erwiderte Michelle.
Beide schauten zu Tarvishs Körbchen hinüber. Darin hatte er es sich bequem gemacht und wartete mit gespitzten Ohren auf neue Kunden.
»Wie geht es ihm denn heute?«, erkundigte sich Anna auf die gleiche Art und Weise, wie sie sich wahrscheinlich nach einer älteren Verwandten erkundigt hätte. »Wie geht’s dir, Tarvish?«, fragte sie mit einem barschen Tonfall, der ein Hundebellen imitieren sollte. Genauer betrachtet klang es wie die schlechte Imitation von Rorys schottischem Akzent.
»Oh, schon viel besser.« Michelle schaltete die Kaffeemaschine an.
Die Ladenklingel ertönte, als sie in ihre Croissants bissen. In der Tür tauchte ein riesengroßer Blumenstrauß mit rosafarbenen Rosen, gelben Freesien und kirschroten Lilien auf.
Michelles Magen verkrampfte sich. Zwar trug Owen den Strauß herein, doch sie wusste genau, von wem er eigentlich war.
»Owen, du bist ein Traumbruder!«, stellte Anna fröhlich fest. »Du kannst nicht vielleicht gleich bei Phil im Büro vorbeigehen und ihm sagen, wie viele Frauen sich über Blumen zu ihrem Geburtstag freuen würden?«
»Ähm, die sind nicht von mir.« Owens Blick jagte nervös zwischen Michelle und ihr umher.
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