Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
werden.
Anna schloss die Augen und legte die Hand auf ihren Bauch. Die Tatsache, dass Phil so väterlich besorgt dreinschaute, ließ die Angst in ihrem Inneren wachsen. Natürlich würde er all seine Kinder gleichermaßen lieben. Doch ein neuer Gedanke ließ einen heimtückischen Verdacht hervorquellen: Was, wenn sie ihr eigenes Baby ein wenig mehr als die anderen drei Mädchen lieben würde? Was, wenn sie sich dann einfach nicht mehr die Mühe machen würde, sich so zu verbiegen? Anna würde sich dazu zwingen, ihre Liebe gleich zu verteilen, weil sie nicht wollte, dass es jemandem auffiel, aber was, wenn …?
»Sag es mir einfach am Telefon«, forderte Phil gerade Becca auf. »Anna und ich sitzen im Auto, wir sind auf dem Weg zu ihren Eltern, mit denen wir zu Mittag essen wollen.« Er runzelte die Stirn. »Becca, sprich nicht so mit mir! Jetzt sag mir einfach, was … Sarah! Hast du Becca gerade das Handy weggerissen? Was zum Teufel ist da bei euch los?«
»Was ist denn?«, flüsterte Anna, die fasziniert dem Geschrei am Telefon lauschte.
Phil presste das Handy an seine Brust und drehte sich zu Anna um. »Die drehen völlig durch! Ich kann nichts von dem verstehen, was gesagt wird, weil alle gleichzeitig schreien. Becca ist am Telefon, dann schreit Sarah sie im Hintergrund an, irgendwer weint …«
»Niemand singt?«
»Nein, nicht mal das … Okay, Chloe. Was ist los?«
Phil wollte Chloe ausschimpfen, doch was auch immer er gerade sagen wollte – es blieb ihm im Hals stecken. Seine Miene wurde steinern, bevor sich dann große Sorge darin widerspiegelte.
»Nein, das wird nicht passieren. Und jetzt tu nicht so dramatisch. Du weißt genau, dass das nicht … Chloe, das macht keinen Unterschied, ob … Chloe! Gib mir deine Mutter! Nein, gib mir lieber Becca. Gib mir Becca! Becca, hallo. Jetzt verrat mir bitte in einfachen und leicht verständlichen Worten, warum ihr bitte morgen schon nach Hause kommen wollt?«
Innerlich stöhnte Anna auf. Bitte kommt noch nicht nach Hause , dachte sie flehentlich. Für die nächsten sechs Tage hatte sie eine Menge geplant: eine Mischung aus all den lustigen Dingen, die Phil schon seit so langer Zeit vermisste, sowie den längst schon überfälligen Schwangerschaftstest und die Vorbereitungen für das Baby, die sie – idealerweise – mit ihm allein treffen wollte. Das konnte sie natürlich nicht laut sagen, aber es fehlte ihr gerade noch, dass die Mädchen schon jetzt zurückkamen; es sei denn, irgendetwas war fürchterlich schiefgegangen. Zum Beispiel, dass Sarahs Haus in Flammen aufgegangen war.
Obwohl es selbst dann immer noch Hotels gab.
Anna signalisierte Phil, dass sie mit Becca sprechen wollte; doch dann räusperte er sich und sagte etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.
»Becca«, sagte Phil langsam und definitiv viel zu ruhig. »Nur weil deine Mutter ein Baby bekommt, heißt das nicht, dass sie euch nicht mehr lieb hat.«
Die Flüge der Mädchen ließen sich umbuchen, und sie trafen mit dem ersten Flieger, den sie bekommen konnten, am nächsten Morgen um zehn Uhr in Birmingham ein. Sarah hatte darauf bestanden, die Mädchen zu diesem »familiären Gipfeltreffen« zu begleiten. Phil nahm sich den Tag frei, um sich um alles kümmern zu können.
»Du musst dir das nicht antun«, hatte er erklärt, als Anna sich erkundigt hatte, ob sie ihn begleiten solle. »Es sei denn, du willst es.«
Dieser Augenblick war denkbar unangenehm gewesen, weil Anna nicht gewusst hatte, was sie darauf hätte antworten sollen oder ob er sie überhaupt dabeihaben wollte oder nicht. Einerseits hatte sie das Gefühl, dort sein zu müssen, um die Tatsache zu bekräftigen, dass sie nun ein Mitglied der Familie war. Andererseits war sie sich nicht sicher, ob sie den Schmerz würde ertragen können, die Reaktion der Mädchen auf die Schwangerschaft ihrer Mutter mitzuerleben. Denn was auch immer sie jetzt empfinden würden, würde sich nur verdoppeln, wenn sie ihre eigenen Neuigkeiten preisgab.
Letztlich traf das Auto die Entscheidung für sie. Darin gab es nämlich nicht genügend Platz für die drei Mädchen, Sarah und Anna.
Nachdem Phil nur einen Bissen trockenen Toast hatte essen können, weil sie sich die Nacht mit ergebnislosen Diskussionen um die Ohren geschlagen hatten, fuhr er bereits zum Flughafen, bevor es hell war. Anna machte sich währenddessen mit Pongo auf den Weg zu Michelle, um mit ihr gemeinsam in aller Herrgottsfrühe spazieren zu gehen und eine Portion
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