Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
guten Stand zu haben, erinnerte sie sich daran, dass es dem armen Jeff diesbezüglich noch viel schlimmer ging. Jeff war ein wirklich liebenswerter Amerikaner, den Sarah kennengelernt hatte, als dieser nach Großbritannien gekommen war, um den britischen Firmenzweig neu zu strukturieren. Sein ultimatives Vergehen war, dass er weder Phil noch ein George-Clooney-Doppelgänger war, den Sarah – wenn es nach den Mädchen gegangen wäre – hätte heiraten sollen, nachdem Phil nun nicht mehr zur Verfügung stand.
Chloe warf ihr Haar über die Schulter zurück. Sie besaß wunderschönes, langes blondes Haar mit natürlichen Strähnen, das sie als zusätzliche Unterstreichung ihrer Worte einsetzte, wenn ihre Stimme nicht sarkastisch genug klingen wollte. »Ich wüsste nicht, warum wir Jeff irgendetwas schenken sollten.«
»Stimmt«, pflichtete Becca ihr entschlossen bei. »Außer englischem Senf. Mum sagt, den vermisst sie wirklich.«
Chloe warf das Haar über ihre andere Schulter zurück und murmelte. »Wir hätten ihm Pfefferminzbonbons gegen schlechten Atem kaufen sollen.«
»Jetzt lass es gut sein, Chloe«, erwiderte Becca und ging noch einmal ihr Gepäck durch.
Becca war mit ihren beinahe achtzehn Jahren nur zwei Jahre älter als Chloe, doch manchmal hatte Anna das Gefühl, dass sie von ihrer Teenagerzeit direkt in die Dreißiger übergegangen war. Auch sie besaß langes blondes Haar, das sie jedoch stets zum Zopf geflochten hatte. Während der vergangen Monate hatte sie den Zopf sogar im Heidi-Stil um den Kopf gewickelt getragen.
»Pfefferminzbonbons? Warum?« Als Phil, voll bepackt mit Taschen, zu ihnen aufsah, bekam Anna mit, wie ein zufriedener Ausdruck über Chloes Gesicht huschte. Die Bemerkung hatte also allein auf ihn abgezielt.
» Oh mein Gott , Dad, kennst du diese Cheese & Onion Chips? Jeff stinkt aus dem Mund wie ein Cheese & Onion-Monster und …« Chloes Augen sahen aus, als würden sie ihr gleich aus dem Kopf springen, so unaussprechlich war ihr Ekel.
»Jeff ist schon in Ordnung«, unterbrach Becca sie. »Und Mum muss ihn auch ziemlich in Ordnung finden, immerhin ist sie diejenige, die jeden Morgen mit seinem Mundgeruch klarkommen muss. Könnten wir uns jetzt bitte beeilen? Ich will nicht zu spät kommen.«
»Habt ihr etwas … was ihr im Flugzeug lesen könnt?«, fragte Anna zögerlich. Sie hatte die Bücher nicht heimlich in die Taschen der Mädchen schleusen wollen, doch die Vorstellung eines achtstündigen Flugs ohne ein gutes Buch in der Hand kam ihr wie eine Qual vor. Genau aus diesem Grund hatten ein paar Bücher, die für die Dauer eines solchen Flugs wie gemacht waren, zu ihren Weihnachtsgeschenken gehört.
»Mehr als genug«, erwiderte Becca, verzog das Gesicht und deutete auf ihre lederne Umhängetasche. »Reisepässe, Bargeld für das Taxi, den Ausdruck für den Online-Check-in, Telefonnummern, Zahnbürsten, Handdesinfektionsmittel …« Sie schaute einen Moment lang besorgt drein, klopfte dann aber auf ihre Tasche. »Und internationale Adapterstecker.«
»Fehlt noch irgendjemand?«, rief Phil laut. »Oder können wir jetzt fahren?«
»Nein! Wartet auf mich!« Lily kam in den Flur gelaufen, dicht gefolgt von Pongo. Er sprang vor Aufregung auf und ab, sodass Anna sich wünschte, ihn während all der Packerei doch zu Michelle gebracht zu haben. Auf dem Weg zum Flughafen würde er wahrscheinlich komplett durchdrehen.
Sie warf einen Blick auf die Uhr. Blieb ihr noch genügend Zeit, um mit ihm eine kurze Runde um den Block zu laufen? Nein. Mist.
Anna konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann sie zum letzten Mal nur ihre Tasche umgeschlungen und sich ihre Schlüssel geschnappt hatte, um einfach zur Tür hinauszugehen. Es kam ihr wie eine halbe Ewigkeit vor. Sobald man nun das Haus verlassen wollte, musste man zuerst mindestens neun Dinge erledigen, von denen sich drei schon wieder veränderten, während man sich um die anderen sechs kümmerte.
»Lily!« Phil tat erschrocken. »Jetzt hätten wir dich beinahe hier vergessen!«
»Ich habe mich doch nur von Pongo verabschiedet. Warum kann Pongo nicht mitkommen?«, jammerte Lily.
»Weil gegen ihn ein Einreiseverbot verhängt wurde«, erklärte Chloe. »Man hat rausgefunden, was er im Park mit den Narzissen angestellt hat, und dies in seinen Papieren vermerkt. Er würde also gar nicht durch die Passkontrolle kommen.«
Lilys riss ihre braunen Augen weit auf. »Woher wissen die davon?«
»Ich hab’s denen erzählt«, entgegnete
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