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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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grundlegend widersprach: Ein Laden sollte die Kunden begeistern und sie dazu verführen, ihr Geld dort zu lassen.
    Ein seltsames, verlorenes Gefühl überkam sie, als sie herauszufinden versuchte, wo der Hauptverkaufsraum aufhörte und wo das Hinterzimmer begann. Insgeheim fragte sie sich, ob die Quentins hier überhaupt schon einmal renoviert hatten. Die Regale sahen aus, als stünden sie schon seit der Geschäftseröffnung dort, und ragten bedrohlich wie Rippen in den Raum hinein. Drinnen war es so dunkel, dass Michelle nicht erkennen konnte, ob sonst noch irgendwo Tageslicht in die Buchhandlung hineinfiel.
    Doch das Ladenlokal hatte Potential. Enormes Potential. Wenn man den Holzboden abschliff und alles in einem sanften Haferton anstreichen würde, überlegte Michelle, wenn man die großen, dunklen Regale entfernen würde und das Ganze noch mit einem ausgeklügelten Lichtkonzept versähe, könnte hier ein perfekter Laden für Bettwäsche entstehen. Home Sweet Home Nummer 2 .
    Bettwäsche war nämlich ihr nächstes großes Projekt. Michelle hatte sich nach ihrer besessenen Suche im Internet nach Federbetten und babyweichen Decken dazu entschlossen. Ihre Stammkunden klagten andauernd darüber, dass sie aus finanziellen Gründen die Mitgliedschaft im Fitnessclub gekündigt hätten und man nicht mehr so oft ausgehe, doch zu Hause sollte nach wie vor immer noch alles gemütlich und behaglich sein. Insbesondere im kalten Longhampton mit seinen verregneten Frühlingen, die erst im allerletzten Moment schön wurden, und den feuchten Herbstmonaten, die stets einen Tag nach dem Ende von Wimbledon begannen.
    Mit ihrem Dekorations-Röntgenblick starrte Michelle in den Buchladen und tauschte Stapel von Taschenbüchern mit Doppelbetten aus Messing aus, auf denen sich frische weiße Baumwolllaken und Federbetten tummelten. Unter alldem stellte sie sich blitzsaubere Holzdielen vor, auf denen purpurrote und cremefarbene Flickenteppiche ausgebreitet waren. In den Regalen lagen akkurat zusammengelegte Decken (irische Lambswolle in Sorbet-Farben), herzförmige Lavendelsäckchen, und sie sah auch schon das lilafarbene Schleifenband mit ihrem aufgedruckten Namen bildlich vor sich, mit dem sie farblich raffiniert zusammengestellte Bettwäschegarnituren zu einem Päckchen zusammenbinden würde.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich, allerdings nicht durch ihre Lauferei. »Ein neuer Laden«, hatte sie auf ihre Liste geschrieben, und da war er. Glücklicherweise hatte Anna ihr den Hinweis auf das benachbarte Geschäftslokal gegeben, bevor dies jemand anderem zu Ohren kam. Wahrscheinlich sollte es wohl so sein. Zum allerersten Mal schien irgendwer da oben beschlossen zu haben, ihr zu helfen.
    Michelle holte ihr Mobiltelefon hervor und speicherte eine kurze Notiz ab; sie wollte den Anwalt ausfindig machen, der sich um die Abwicklung der Immobilie kümmerte, und glaubte, sich daran zu erinnern, dass all die älteren Geschäftsleute von der Kanzlei Flint & Cook betreut wurden. Danach machte sie die Musik wieder an und lief nach Hause, während ihr Farbtafeln, Wandleuchten und weiche Mohairplaids durch den Kopf gingen.
    Sie plante bereits so intensiv ihre nächsten Schritte, dass sie nicht einmal den Mann bemerkte, der auf ihren Treppenstufen saß. Als sich dieser schließlich erhob, machte Michelle vor Schreck einen Schlenker und wäre dabei beinahe im Kanal gelandet.
    »Hallo Michelle!«, rief Owen und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, mit dem er jede Frau um den kleinen Finger wickelte – nur eben nicht Michelle.
    »Okay, Mädchen. Habt ihr alles?«, fragte Phil nun schon zum zwanzigsten Mal.
    Anna hielt diese Frage für ziemlich überflüssig. Den prall gefüllten Reisetaschen nach zu urteilen, die sich neben der Eingangstür stapelten, schien es kaum etwas zu geben, das die drei Schwestern nicht eingepackt hatten. Diese Einschätzung behielt sie jedoch lieber für sich.
    »Geschenke für eure Mutter?«, fragte sie so wertfrei wie möglich. Sarah bekam einen ganzen Haufen Geschenke; sie selbst hatte Chloe und Lily beim Einpacken geholfen. Stunden hatten sie gebraucht, um alles hübsch zu verpacken.
    »Ja«, erwiderte Becca.
    »Geschenke für Jeff?«
    Jeff war Sarahs neuer Freund, obwohl die Bezeichnung »Freund« irgendwie seltsam wirkte, da er immerhin schon fast fünfzig war. Er saß in der Geschäftsleitung derselben Firma, in der auch Sarah arbeitete. Jedes Mal, wenn Anna wieder das Gefühl hatte, bei den Mädchen keinen sonderlich

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