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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Chloe. »Und auch, dass du ihm dabei geholfen hast. Also überleg dir, was du sagst, wenn dich der Mann an der Passkontrolle danach fragt.«
    »Chloe!« Lily starrte sie entsetzt an. »Das hast du nicht getan!«
    »Natürlich hat sie das nicht getan«, mischte sich Becca ein und ersparte es damit Anna, dazwischengehen zu müssen. Sie warf Chloe einen vernichtenden Blick zu. »Jetzt red’ ihr nicht einen solchen Quatsch ein, sonst kannst du dich um ihre Alpträume kümmern, wenn wir bei Mum sind.«
    Von ihren drei Stieftöchtern war Becca diejenige, mit der Anna am besten auskam, da diese gelassener und sachlicher war als die anderen beiden. Lily war dagegen diejenige, die Annas heimlicher Vorstellung von einer Familie am nächsten kam. Lily besaß eine rege Fantasie – sie machte sich zwar auch, wie Becca, Gedanken um alles, doch auf eine deutlich kreativere, dramatischere Art und Weise. Zum Beispiel machte sie sich Sorgen darüber, ob es Pongo etwas ausmachte, dass er nicht sprechen konnte. Eine ganze Weile hatte sie sich auch geweigert, Brot zu essen, weil sie herausgefunden hatte, dass Hefe ein lebender Organismus war, der beim Backen starb. Ihr Gesicht glich zudem einer Blumenfee aus dem Buch der Flower Fairies : Sie hatte große braune Augen, ein milchig-blasses Gesicht, eine Stupsnase und kleine, ausdrucksvolle Lippen, die manchmal zitterten, sich dann aber in ein Lächeln verwandelten, bei dem man dahinschmolz.
    »Ich meine es ernst: Können wir jetzt fahren?«, drängte Becca. »Auf den Straßen rund um den Flughafen ist bestimmt die Hölle los. Dad, beeil dich!«
    »Ich hoffe inständig, dass ihr mit den Gepäckträgern am JFK höflicher umspringt!«, murmelte Phil, während er mit dem Gewicht von Chloes Tasche zu kämpfen hatte.
    Der Reißverschluss war nicht ganz geschlossen, und da, wo die Tasche auseinanderquoll, erblickte Anna einen vertrauten Silberstreifen: ihr eigenes Lieblingstop von Vivienne Westwood. Das letzte modische Kleidungsstück, das sie sich vor dem Einzug der Mädchen gekauft hatte – bevor sie ihren Job verloren hatte und das neue Budget rigoros eingehalten werden musste.
    Einen Moment lang kämpfte Anna mit der gewohnten Zwickmühle. Wenn sie jetzt etwas sagte, würde dies einen Streit lostreten, den sie nicht gewinnen konnte. Dieser würde außerdem dazu führen, dass sie nicht nur zu spät kämen, sondern auch ein schlechter Nachgeschmack für ihre Zeit danach mit Phil bleiben würde und Chloe einen Grund hätte, um sich bei Sarah über Anna auszuheulen. Wenn Anna jedoch nichts sagte, hätte Chloe wieder einmal das Gefühl, gewonnen zu haben. Sogar im doppelten Sinne, wenn sie an den ausgiebigen Shoppingtrip dachte, zu dem Chloe sie noch vor Weihnachten gedrängt hatte.
    Chloe besaß ein ausgesprochenes Talent für diese Art von eigentlich belanglosen, aber doch irgendwie ärgerlichen Vorfällen – kleine Tests, mit denen sie Annas Geduld auf die Probe stellen wollte. Für sich allein gesehen waren jene Zwischenfälle im Grunde bedeutungslos, doch Chloe konnte die Situation jeweils so erbarmungslos zuspitzen, dass Anna irgendwann nur noch wie die böse Stiefmutter reagierte. Am allerschlimmsten war dabei, dass Anna ihr wahrscheinlich – wenn auch gezwungenermaßen – erlaubt hätte, sich das Shirt auszuleihen. Würde sie jetzt allerdings etwas sagen, sähe es so aus, als wollte sie Chloe ein schlechtes Gewissen einjagen.
    Oh Gott, dachte Anna verzweifelt. Warum führte der Umgang mit Teenagern bloß dazu, dass man sich selbst wie einer verhielt? Wenigstens bekamen biologische Mütter einen Vorlauf von mindestens zehn Jahren zugestanden, um sich auf solche Situationen einstellen zu können.
    Becca bemerkte Annas Blick in Chloes Tasche und sah sie mitfühlend an. Doch auch sie griff nicht in die Tasche und nahm Chloe das Oberteil ab. Chloes Zusammenbrüche waren berühmt-berüchtigt und fielen so dramatisch aus, als sei sie von versteckten Kameras umgeben.
    »Ich dachte, wir könnten los?«, fragte Phil, der wieder zur Tür hereinkam, um eine weitere Ladung Gepäck zum Auto zu bringen. »Ticktack, das Flugzeug wartet nicht auf euch.«
    »Wir kommen ja«, antwortete Anna schnell. Denk an etwas anderes , ermahnte sie sich. Konzentrier dich auf andere Dinge . Das Wichtigste war nun, dass die Mädchen rechtzeitig zum Flughafen kamen, und nicht etwa, Chloes Geltungsdrang Genüge zu tun. »Komm, Lily.«
    Sie hielt ihr die Hand hin, und Lily reichte ihr höflich ihre Reisetasche.
    Am

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