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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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und es schien kein einziges Zimmer mehr zu geben, in dem keine Schwangerschaftszeitungen oder sonstigen Artikel herumlagen, die Sarah aus Amerika geschickt hatte.
    Phil sagte nichts mehr. Mittlerweile sah er Anna nicht einmal mehr an, und sie verbrachte die meisten Abende entweder auf dem Sofa oder oben in Lilys Zimmer, wo sie gemeinsam Der kleine Prinz lasen. Bei dem Plädoyer für Liebe, die angeblich so einfach war, zuckte Anna jedes Mal zusammen.
    Während sie die Taschen der Mädchen packte, die über Weihnachten ihre Mutter besuchen sollten, fasste sie einen Entschluss: Wenn die Mädchen fort waren, würde sie in die Wohnung über dem Laden ziehen. Nur für ein paar Tage, bis sie sich im Klaren darüber war, wie es weitergehen würde.
    Beccas Schlüssel besaß sie bereits. Eigentlich hätte sie Michelle anrufen und ihr Bescheid sagen müssen, doch dann entschied Anna, dass es sinnlos war, mit jemandem ein persönliches Gespräch zu führen, der sich gerade in einer frischen Beziehung befand. Michelle und Rory hatten den neckischen, vertrauensseligen Punkt der ersten Dates erreicht, der Annas Abgrenzung noch weiter festigte.
    Michelle war die einzige Person, mit der sie über alles hätte reden können; denn Anna fühlte sich zu sehr in der Klemme, um sich ihren Eltern anzuvertrauen. Wie konnte sie ihre Stiefkinder bloß im Stich lassen, die sie brauchten und die sie angenommen hatte, und das alles eines Kindes willen, das es nicht einmal gab? Anna dachte kurz darüber nach, die Kummerhotline der Samariter anzurufen, war dann aber doch zu beschämt, um das Vorhaben wirklich umzusetzen.
    Ihr war klar, wie egoistisch dieses Verhalten war; tief in ihrem Inneren war ihr aber genauso klar, dass es für sie nicht genug war, eine »Mutter zweiten Ranges« zu sein – insbesondere, wenn es dem Vater offensichtlich vollkommen egal war. Phil zu verlassen, war leicht; seine Kinder zurückzulassen war da schon deutlich schwerer.
    Auch dieses Mal war für Anna kein Platz im Auto, da auch Owen über Weihnachten mit zu Sarah flog, weshalb sich Anna zu Hause unter dem gewohnten Tränenvergießen von allen verabschiedete. Annas Tränenstrom wollte einfach nicht versiegen.
    »Keine Bücher dieses Jahr«, erklärte sie und umarmte Lily, als sie ihr die Tasche mit den Weihnachtsgeschenken reichte. »Keine Sorge, ich habe mich strikt an eure Wunschzettel gehalten.«
    »Aber ich habe mir doch Bücher gewünscht!«, rief Lily. »Hast du meinen Wunschzettel denn nicht gelesen?«
    Anna putzte sich die Nase. »Na ja, es gibt ja immer noch den Schlussverkauf.«
    »Tschüss, Anna«, trällerte Chloe. »Oder sollte ich bye, farewell, ciao und auf Wiedersehen sagen?« Sie fügte dem Ganzen eine theatralische Geste hinzu und hätte dabei beinahe Becca ins Gesicht geschlagen. Ihr Ziel für das neue Jahr war, für eine Musical Produktion im Londoner West End vorzusingen.
    »Ohne euch wird es hier ganz schön still werden«, stellte Anna fest und musste schlucken. »Tschüss, Becca!«
    »Genieß die Zeit ohne uns.« Becca umarmte sie so fest, dass Anna den festen Druck ihres Babybauchs an ihrem Magen spürte und sie schnell die Augen zusammenpressen musste.
    »Sind alle so weit?« Phil rasselte mit dem Schlüsselbund und wich Annas Blick aus.
    Als sich die Haustür hinter ihnen schloss, tapste Pongo traurig und mit eingezogenem Schwanz in seinen Korb in der Küche, während Anna nach oben ging, um ihre Sachen zu packen.

32

    » Die Kinder von Green Knowe ist die Geschichte von einem einsamen Jungen, der zu seiner Urgroßmutter in ein mittelalterliches Herrenhaus in den Fenlands zieht. Der Roman ist immer noch eines der zauberhaftesten, stimmungsvollsten und bewegendsten Bücher, die ich je gelesen habe.«
    Kate Parkin
    Z um ersten Mal seit vielen Jahren freute sich Michelle auf das Weihnachtsfest, aber ihr fehlte einfach die Zeit, um auch nur die Hälfte ihrer gewohnten Dekorationen aufzubauen. Normalerweise verbrachte sie zwei ganze Wochenenden damit, die Girlanden um die Treppengeländer zu winden, Tannenzapfen am Kaminsims aufzuhängen, Weihnachtskarten zu schreiben, den Weihnachtsbaum in Form zu bringen und ihn mit Sternen und Kugeln zu schmücken. Mit diesen Vorbereitungen war sie stundenlang beschäftigt, und sie stimmten Michelle sehr viel weihnachtlicher als der einsame Feiertag selbst, ganz gleich, was sie Anna in der Vergangenheit immer vorgegaukelt hatte.
    In diesem Jahr jedoch hatte Michelle gerade mal so viel Zeit, einen Baum zu

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