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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Nirgends im Haus gab es ein Fleckchen, an dem sie vom Gelächter und Gekreische verschont blieb. Annas größte Sorge war, dass Sarah den Laptop ins Gebärbecken mitnehmen würde, sodass sie alle dasitzen und die Geburt live miterleben müssten.
    Anna war klar, wie sehr sie sich damit selbst quälte, doch der Gedanke wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen, dass sie Becca im Stich gelassen hatte. Es kam ihr wie eine besonders gemeine Strafe vor, das Mädchen auf der einen Seite des Bildschirms sitzen zu sehen, während die echte Mutter auf der anderen Bildschirmseite ihre Fruchtbarkeit zur Schau stellte.
    Anna sehnte sich danach, alles wiedergutzumachen und sich mit Becca zu versöhnen, doch sie konnte es nicht, weil Becca nicht einmal mehr da war. Anfang November hatte Owen sie gebeten, zu ihm in die Wohnung über Home Sweet Home zu ziehen, und sofort war sie mit ihren Büchern, ihrer Gitarre und ihrem trockenen Humor, der Anna so gutgetan hatte, bei ihm eingezogen. Auch hatte Anna ihr angeboten, sie zu den Ultraschalluntersuchungen und den Terminen mit der Hebamme zu fahren, doch Becca hatte darauf bestanden, dass Owen diese Aufgabe übernahm.
    »Mir ist klar, dass Dad nur darauf wartet, dass Owen sich aus dem Staub macht«, erklärte Becca. »Er bezweifelt, dass er die Atemübungen mit mir durchgeht. Außerdem können wir ja nicht beide zum Arzt und den Buchladen währenddessen allein lassen, nicht wahr?«
    Michelle hatte Becca zwischenzeitlich einen Vollzeitjob zwischen Home Sweet Home und dem Buchladen gegeben, bei dem sie die vorweihnachtlichen Internetbestellungen bearbeitete und sich um die Aufstockung des Warenbestands kümmern sollte. Anna war Michelle für diese praktische Hilfe dankbar, doch sie brachte es nicht übers Herz, darüber mit Michelle ein richtiges Gespräch zu führen – nicht, nachdem all die wütenden Worte immer noch zwischen ihnen standen. Früher einmal wären sie bei der Vorstellung, wie zwei hoffnungslos unfähige gute Feen über einer Babywiege zu hängen, in schallendes Gelächter ausgebrochen. Doch nun war ihr Umgang nicht mehr als höflich.
    Da Anna nun niemanden mehr hatte, mit dem sie reden konnte, wurde sie von ihrer Trauer übermannt. Der kleinste Anlass reichte schon aus, dass sie in Tränen ausbrach, und sie musste immer schnell ins Hinterzimmer verschwinden, wenn jemand mit einem Baby den Laden betrat oder mit ihr über Michael Morpurgos Tiergeschichten sprechen wollte. Der Umgang mit Becca war schon schwer genug, doch mit jedem leeren, unausgefüllten Tag, der verging, war sie gezwungen, der schrecklichen Wahrheit ins Auge zu sehen, dass zu allem Überfluss offenbar auch noch ihre Ehe gescheitert war. Phil, der nur noch kühl und abweisend reagierte, schien ihr Elend gar nicht zu bemerken. Wie zwei Fremde gingen sie im Haus aneinander vorbei, während Chloe immer lauter sang und Lily um mehr Geschichten flehte, um das wachsende Schweigen zu übertönen.
    Anna rief Becca fast jeden Abend an, wenn sie nicht im Haus der McQueens war, nur um zu hören, »ob alles okay ist«.
    »Wo ist Owen?«, fragte sie eines Freitagabends Anfang Dezember und klemmte sich den Hörer zwischen das Ohr und die Schulter, während sie mit der einen Hand Pongos Trockenfutter in den Napf gab und mit der anderen den Wasserkocher anstellte.
    »Er ist wegen eines Vorstellungstermins nach London gefahren.« In seiner Wohnung klang Becca entspannter, als sie es je zu Hause getan hatte. »Er versucht, dort einen Job zu bekommen, damit er nach der Geburt des Babys mit mir nach Cambridge ziehen kann – sag Dad bitte, dass er sich wirklich Mühe gibt, ja?«
    »Und du bist sicher, dass ich nicht vorbeikommen soll?«
    »Ja! Ich freue mich schon darauf, gleich die Füße hochzulegen. Ein Schokoriegel und mein Buch warten schon auf mich. Jetzt frag aber bloß nicht, was ich gerade lese. Es ist ein reiner Unterhaltungsroman. Das Baby verlangt nach profanen Liebesgeschichten und einem Dairy-Milk-Riegel.«
    Anna lächelte traurig. »Solange du liest … Ruf mich an, wenn du irgendetwas brauchst.«
    »Mache ich.« Beccas Tonfall änderte sich. »Warum gehst du nicht mal aus? Du könntest doch mit Dad zum Beispiel mal ins Kino gehen?«
    Anna blinzelte und hatte Mühe, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Ich kann nicht. Er trifft sich heute Abend mit ein paar Arbeitskollegen. Irgendwer gibt seinen Ausstand, glaube ich. So genau hat er das aber nicht gesagt, nur, dass er erst spät wieder zurück sein

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