Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
Vom Netzwerk:
und sexy aus. Er brachte Blumen und eine Geldspende »für die Kuchen, die wir vernichtet haben« vorbei und bat, sie als Entschuldigung zu einem Kaffee einladen zu dürfen.
    Gelegentlich bekam sie diese niedergeschlagene Miene immer noch zu sehen – für gewöhnlich dann, wenn Michelle vorbeikam.
    Anna drückte eine Taste, sodass Michelle nicht mehr mithören konnte. »Eine Sekunde, ja? Sie besitzt einfach nicht die gleiche innere Uhr wie jeder normale Mensch. Sie war sogar an Weihnachten in ihrem Laden.«
    »Dann sollte sie sich vielleicht mal lieber um ihr Liebesleben kümmern.« Phil zog eine Augenbraue hoch. »Nur, weil sie nirgendwo einen Mann findet, der sauber und reinlich genug ist, um mit ihr …«
    Anna hob einen Finger. »So war das nicht.«
    »Nicht? Du bist ihre beste Freundin und weißt immer noch nicht, warum sie ihren Mann verlassen hat?«
    »Geh und koch uns eine Tasse Tee.«
    Grummelnd rollte sich Phil vom Sofa herunter und tapste in die Küche.
    Anna kehrte ans Telefon zurück. »Morgen habe ich dort wieder meine Vorlesestunde«, erklärte sie. »Um elf Uhr, bevor sie alle nach dem Mittagessen einnicken.«
    »Kann ich mitkommen?«
    Anna versuchte, die Ungläubigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen, und scheiterte doch kläglich. »Du willst in einem Raum voller Greise freiwillig Jean Plaidy vorlesen? Musst du dir noch für deine Mutter dein Weihnachtsalibi bestätigen lassen?«
    »Nein! Ich habe mir für das neue Jahr vorgenommen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, und fand, ich sollte mit dem Vorlesen für diese Rentnertruppe anfangen.«
    »Bist du sicher? Ich fände es toll, ehrlich – es bedeutet den alten Leuten so viel –, aber wenn du wirklich etwas zurückgeben willst, dann könntest du ein paar Duftkerzen oder Blumen für den Tagesraum spenden. Ein wenig von Home Sweet Home könnte dort oben schon so viel bewirken.«
    »Mal sehen«, erwiderte Michelle. »Komm um Viertel vor elf zum Laden, dann nehme ich dich mit.«
    »Okay«, antwortete Anna. Phil stand mit einer Sektflasche, die noch von Weihnachten übrig war, und zwei Gläsern in der Hand in der Wohnzimmertür. »Ich muss jetzt …«
    Mit wenigen Schritten hatte Phil das Zimmer durchquert und ihr den Hörer abgenommen. »Sie muss jetzt auflegen. Tschüss, Michelle!«
    Während Anna immer noch lachte, nahm er den Hörer und versteckte ihn hinter einem der Sofakissen.
    »So. Und du«, sagte er und drückte Anna die Flasche und Gläser in die Hand, »kommst jetzt mit. Ab ins Bett.«
    Ächzend hob er Anna hoch, geriet leicht ins Schwanken, schulterte sie und stiefelte mit ihr nach oben.

4

    »Ich kann mich immer noch gut daran erinnern, wie ich eine Gänsehaut bekommen habe, als ich den wundervoll melancholischen Roman Als die Uhr dreizehn schlug von Philippa Pearce gelesen habe. Ich war richtig traurig, in einem neuen Haus zu wohnen, indem keine richtigen Geister herumspuken konnten.«
    Becca McQueen
    A nna hatte sofort gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, sich mit Michelle bei Home Sweet Home zu treffen, und nicht etwa bei ihr zu Hause in der Swan’s Row. Normalerweise war es ja schon verführerisch genug, im Laden zu stöbern, doch da eine handgedruckte Postkarte mit der Aufschrift »Exklusiver Schlussverkauf nur für Stammkunden« ihr ein Loch in die Tasche brannte, waren sämtliche Vorsätze, nach Weihnachten den Gürtel ein wenig enger zu schnallen, bereits jetzt zum Scheitern verurteilt.
    Entschlossen schob sie das Portemonnaie in ihrer Tasche ganz nach unten, als sie sich dem Laden näherte. Das würde sie zwar wahrscheinlich auch nicht davon abhalten, alles kaufen zu wollen, was ihr in den Blick kam, aber vielleicht würde es ihren Kaufzwang um ein paar wichtige, Kreditkarten-schonende Augenblicke hinauszögern.
    Home Sweet Home galt allgemein als der Grund, warum sich die Longhamptoner High Street allmählich von ihrem Tief erholte, weil es sich wohltuend von den Secondhandläden und den Ein-Euro-Billigläden absetzte. Als Allererstes hatte Michelle die Plastikschilder des Fischladens heruntergerissen, um dann das heruntergekommene Innere in einem sanften cremefarbenen Honigton zu streichen. Die in Stein gemeißelten Rosenblüten rund um das Schaufenster ließ sie purpurrot und goldfarben anstreichen. Jahrelang waren niemandem die Steinrosen aufgefallen. Doch nun hatten innerhalb eines Monats drei Läden auf derselben Straßenseite ihre Außenfassade sanieren lassen.
    Anna legte ihre Hand auf die Ladenklinke und

Weitere Kostenlose Bücher