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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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denke, er ist derzeit an einem Verkauf nicht interessiert«, erwiderte Rory. »Er hat uns sehr genaue Auflagen gemacht, welchen Nachmieter wir finden sollen.«
    »Ich bin tatsächlich sehr interessiert daran, das Ladenlokal anzumieten. Ich kann Ihnen gerne Referenzen vorlegen und einige Monatsmieten im Voraus zahlen – ganz, wie Sie wollen.« Michelles Lächeln wurde breiter und wärmer. »Das Geschäft nebenan führe ich mittlerweile seit beinahe drei Jahren.«
    »Die Leute brauchen eben immer Schnickschnack«, nickte Rory.
    Sollte das ein Witz sein? Michelle starrte ihn über den Schreibtisch hinweg an, doch Rorys längliches Gesicht bot keinerlei Anhaltspunkte dafür. In Anbetracht seines zugemüllten Schreibtischs schienen ihm Ordnungs- und Aufbewahrungslösungen völlig unbekannt zu sein, genauso wie elegantes Büromaterial. Und biologisch abbaubare Reinigungsmittel – alles Produkte, die sie größtenteils in ihrem Sortiment führte.
    »Wie es scheint führe ich aber genau den richtigen Schnickschnack«, entgegnete sie und hob das Kinn. »Ich habe mehrere Exklusivverträge mit ausländischen Lieferanten und hoffe, dass ich diese in diesem Jahr noch ausbauen kann.«
    »Das ist wirklich sehr löblich«, erklärte er mit seinem schottischen Akzent. »Die Hauptstraße könnte eine kleine Auffrischung vertragen.«
    »Erfolgreichstes Geschäft der Stadt 2010 und 2011«, antwortete sie rasch. »Haben Sie im Sommer unsere Blumenampeln gesehen? Für unsere Schaufenstergestaltung haben wir ebenfalls mehrere Preise gewonnen. Das könnte ich mit dem Laden nebenan auch schaffen.«
    Rory beugte sich vor und stützte sich mit dem Ellbogen auf dem Schreibtisch ab. Dafür musste er jedoch erst eine Akte beiseiteräumen, was die lässige Wirkung vollkommen verdarb. Er nahm Michelle ins Visier. Hätte sie nicht derart mit ihrer wachsenden Verärgerung zu kämpfen gehabt, wäre ihr sicherlich die ungewöhnliche graue Farbe seiner Augen aufgefallen. »Aber einmal von Blumenampeln abgesehen – wie wollen Sie die Welt der Bücher bereichern?«
    »Der Bücher?«
    »Mmmm«, nickte Rory und sah ihr kühl und abwägend direkt in die Augen. Plötzlich wurde Michelle den Eindruck nicht los, dass sein Verstand doch nicht ganz so durcheinander war, wie es sein Schreibtisch vermuten ließ. »Der Bücher.«
    »Aber ich würde dort keine …« Michelle hielt inne und passte ihre Angriffsstrategie an, als sie sah, wie sich seine Augenbrauen bei ihren Worten hoben.
    Oh, um Himmels willen, dachte sie verärgert. Wahrscheinlich war er wie Anna einer jener Zeitgenossen, für die Bücher »Lebenselixier unserer Zivilisation« bedeuteten. Sie mochte Anna wirklich gern, doch war ihre Freundin oftmals zu fanatisch, wenn es darum ging, die Bedeutung des literarischen Erbes zu verteidigen. Außerdem schien sie nie zu merken, wie glasig Michelles Blick wurde, wenn sie wieder einmal gegen die Verfilmung eines Klassikers wetterte, die das Wesentliche der Romanvorlage verfehlt hatte. Rory Stirling hatte wahrscheinlich auch gegen die Bibliothekskürzungen protestiert – jetzt, wo sie genauer darüber nachdachte, war sein grüner Pullover genau so einer, wie ihn Bibliotheksbesucher trugen. Bei den beiden Buchveranstaltungen, zu denen sie mit Anna hingegangen war, hatten selbst die Frauen ähnliche Pullover getragen.
    »Landesweit hat es der Buchhandel in diesen Zeiten nicht gerade leicht«, fuhr sie fort. »Wie Mr. Quentin sicherlich selbst festgestellt hat. Es wäre wahrscheinlich für jeden außerordentlich schwierig, es allein mit dem Verkauf von Büchern zu packen.«
    »Bei Schnickschnack sieht die Sache jedoch anders aus.« Rorys Miene war ernst, doch seine Augen funkelten amüsiert. »Der Schnickschnackmarkt erlebt einen kräftigen Aufschwung.«
    Michelle ballte die Hand, die er nicht sehen konnte, unter der Tischkante zur Faust, bis sich ihre Nägel schmerzhaft in die Handfläche gruben. Mit harten Verhandlungsgegnern konnte sie umgehen, aber sie konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn man sich über sie lustig machte. Nach Harveys vielen subtilen Versuchen, sie mürbe zu machen, hatte sie lange gebraucht, um ihr Selbstvertrauen wiederaufzubauen. »Ich setze alles daran, ein Geschäft am Laufen zu halten, Leute aus dem Ort einzustellen und nützliche Dinge zu verkaufen, die die Menschen brauchen. Das halte ich für weitaus besser, als wenn ein weiteres Ladenlokal von einer Telefongesellschaft oder einer Kaffeekette übernommen wird.«
    Rory

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