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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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stählte sich innerlich, indem sie sich die horrende Telefonrechnung von heute Morgen vor Augen hielt, bevor sie eintrat. Sofort fiel ihr Blick auf wunderhübsche Weihnachtskugeln aus Glas, die in einem Korb lagen. Ihr Widerstand schmolz wie ein Schoko-Weihnachtsmann dahin.
    Der Laden war schon zum Bersten voll mit Kunden, deren Einkaufskörbe mit filigranem Baumschmuck und Lebkuchenherzen gefüllt waren. Phil scherzte immer, dass Michelle irgendein Nervengas in den Laden pumpte, das zum grenzenlosen Kauf animierte. Doch die Wahrheit war, dass sie einfach ein Talent dafür besaß, all die Dinge in ihrem Sortiment anzubieten, die Frauen haben wollten – die wunderschönsten, nützlichsten, ungewöhnlichsten Gegenstände. Einige davon waren teuer, andere günstig, und doch wurden alle so dargeboten, als seien sie unglaublich wertvoll und genau das Accessoire, das man brauchte, um das eigene Zuhause ebenso einladend zu gestalten wie Home Sweet Home . Dabei spielte es auch keine Rolle, ob man acht Jahre alt war und sich für Schleifenbänder wie Lily interessierte oder ob man einunddreißig war und einer Lippenpflege aus Bio-Bienenwachs nicht widerstehen konnte, wie Anna. Auf allen Tischen befand sich etwas, das einem zuzuraunen schien: »Kauf mich!«
    Sie nahm eine Glaskugel und stellte sich vor, wie mehrere davon in Beccas Zimmer aussehen würden, vielleicht an einem Goldband vor dem Fenster. Doch dann legte sie die Kugel wieder zurück. Sie verfügten nun nur noch über ein Einkommen, außerdem würden die Mädchen beim Shoppen in New York den Rahmen sicherlich mehr als ausreizen. Doch zum halben Preis waren die Kugeln ein unglaubliches Schnäppchen, und Anna hatte gesehen, wie Becca die Kugeln bewundert hatte.
    »Oh, sind die nicht wunderbar?«, ertönte eine rauchige Stimme hinter ihr. »Aber, ähm, bereitet es Ihnen keine Sorgen, dass Pongo eine der Kugeln verschlucken könnte? Das meine ich nicht als Witz. Sehen die Kugeln denn nicht wie Tomaten aus? Ich habe zuerst gar nicht begriffen, was an den Tomaten weihnachtlich aussehen sollte, bis Michelle mir erklärt hat, dass es sich um Christbaumkugeln handelt.«
    Anna sah auf und erblickte Michelles Aushilfe Kelsey, die neben dem Verkaufstisch stand. Kelsey war wie alles in diesem Laden wirklich bezaubernd, aber was ihr tatsächliches Verkaufsgeschick anbelangte, so war sie beinahe so nutzlos wie die Glaskugeln. Daher war sie hauptsächlich mit der Abwicklung der Internetbestellungen beauftragt, auch weil sie es nie geschafft hatte, die Kasse allein zu bedienen. Mehrmals hatte sie Anna bereits den überhasteten Kauf einiger Dinge ausgeredet – glücklicherweise immer nur dann, wenn Michelle gerade nicht in der Nähe war. Kelsey sah aus wie ein Supermodel mit goldfarbenen Augenbrauen oder wie ein Engel, dem die Flügel abgefallen waren. Mit ihrer unglücklichen Art, nicht einmal Ladendiebe zu bemerken, wenn sie ihr kompliziertes Liebesleben am Telefon mit ihren Freundinnen diskutierte, trieb sie Michelle in den Wahnsinn.
    Wenn Gillian, die Königin der Schaufensterdekoration, nicht so tüchtig gewesen wäre, hätte Michelle Kelsey schon längst gnadenlos aus ihrem Reich vertrieben. Doch wie die grünen Duftkerzen, die in hohen Mauernischen brannten, und die Musik von Ella Fitzgerald verlieh sie dem ganzen Ambiente eine gewisse inspirierende Note.
    »Hi Kelsey, ist Michelle da?«, fragte Anna sie. »Sie wollte sich hier mit mir um Viertel vor elf treffen.«
    »Sie ist oben.« Kelsey senkte verschwörerisch die Stimme. »Mit einem Mann!«
    »Mit einem Mann ?« Anna hatte ihre Frage nicht so laut hinausposaunen wollen, doch in Anbetracht der Tatsache, wie Kelsey ihr zuzwinkerte, fiel es ihr schwer, dies nicht zu tun.
    »Ja. Mit einem echt gutaussehenden Kerl. Vielleicht ein wenig zu jung für sie, wenn Sie mich fragen, aber warum nicht?« Sie hörte auf zu zwinkern und verzog das Gesicht, um deutlich zu machen, dass Michelle es ihrer Meinung nach immer noch draufhatte.
    »Sind Sie sicher, dass es sich bei dem Mann nicht nur um einen Vertreter handelt?«, fragte Anna.
    Kelsey schnaubte. »Ja. Es sei denn, er will sexy Haar verkaufen …«
    »Michelle ist oben und kümmert sich gerade um die Website«, ertönte eine Stimme aus dem hinteren Verkaufsraum. Eine kompetente, ältere Stimme. »Die Seite ist wieder zusammengebrochen, aber fragen Sie mich nicht, wie das passieren konnte. Und der Mann ist ihr Bruder . Sie kommt gleich herunter.«
    »Ihr Bruder?«, flüsterte

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