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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Verzweiflung« ausstrahlten?
    »Sie haben recht«, erwiderte sie steif. »Das geht mich nichts an.«
    Rory schien überrascht, als hätte er mit Widerstand ihrerseits gerechnet.
    »Was denn?« Sie hob abwehrend die Hände. Eine Ablehnung, sich mit ihm zu streiten, hatte Harvey immer aus dem Konzept gebracht – das war eine Taktik gewesen, die zu erlernen eine lange Zeit gedauert hatte. »Ich bin sicher, Sie hatten Ihre Gründe dafür.«
    Es entstand eine bedächtige Pause. »Die hatte ich«, erwiderte Rory schließlich.
    »Fein. Ich nämlich auch.«
    »Gründe wofür?« Seine grauen Augen musterten ihr Gesicht plötzlich eingehend.
    Michelle konnte es nicht fassen, dass er sie so eingelullt hatte, dass es zu diesem Geständnis kommen konnte. »Für … die Dinge, die sich nicht so wie erhofft entwickelt haben«, fuhr sie fort. Selbst das war schon mehr, als sie eigentlich hatte sagen wollen.
    Rory erwiderte nichts, sondern ließ die Spannung langsam entweichen – unterstützt durch das neugierige Schnuppern des Hundes.
    »Das ist also Cyrils Hund?«, fragte Michelle, um irgendetwas zu sagen. »Er ist mir im Park nie aufgefallen. Ist er mit ihm Gassi gegangen?«
    Rory kämmte Tarvish mit den Händen durch das Fell, sodass nun zwei glänzende Knopfaugen über dem schwarzen Knäuel zum Vorschein kamen. Tarvish starrte Michelle mit der gleichen entnervenden Direktheit an wie Rory.
    »Seit Agnes Tod nicht mehr. Sie hatte noch einen kleinen Westie namens Morag. Sie müssen sie mit den beiden Hunden gesehen haben. Sie haben immer gemeinsam das Café an der Hauptstraße besucht.«
    »Oh ja«, erinnerte sich Michelle wieder. »Anna hat die beiden immer als Salz-und-Pfeffer-Hunde bezeichnet. Sie trugen immer die gleichen Mäntelchen, nicht wahr?«
    »Genau. Agnes und Morag sind etwa zur gleichen Zeit verstorben, und seitdem ist Tarvish immer drinnen bei Cyril geblieben. Nach meinem Einzug oben habe ich ab und zu mit ihm einen kurzen Spaziergang gemacht. Sie werden sich wundern: Er war wie ausgewechselt, wenn wir in die Nähe des Cafés kamen. Ich habe mich immer gefragt, ob er vielleicht dachte, dass die beiden dort auf ihn warten würden.«
    Während er sprach, streichelte Rory die langen aufrechten Ohren des Hundes, der den Kopf behaglich zu ihm neigte. Michelle merkte, wie es ihr langsam das Herz zerriss, doch sie blieb standhaft. In ihrem Leben gab es derzeit keinen Platz für einen Hund, auch wenn es ihr jedes Mal einen Stich versetzte, wenn sie irgendwo im Park einen Spaniel sah. Dann musste sie unweigerlich an Flash denken. Mehr als nur einmal hatte sie, mitten in der Nacht und einsam, einen verrückten Plan ausgeheckt, wie sie ihn aus dem Haus holen könnte, während Harvey bei der Arbeit war.
    Vielleicht in Phase zwei, wenn beide Geschäfte auf sicheren Füßen standen, sie Swan’s Row mit Gewinn verkauft und sie einen attraktiven grauhaarigen Mann kennengelernt hatte; dann würde sie zurückgehen und ihn holen. Eines Tages, wenn sie keine Angst mehr haben würde, dass Harvey bei ihr auftauchen und Einlass fordern würde.
    »Bist du nach Hause gelaufen, um dein Herrchen zu suchen?«, fragte Rory den Terrier und kraulte ihm den Bart. »Hast du die ganze Stadt nach ihm abgesucht?«
    »Lassen Sie das!« Dieser Gedanke hatte sie monatelang nicht schlafen lassen – die herzzerreißende Vorstellung, wie Flash von zu Hause ausriss, sich auf die Suche nach ihr machte, sich verirrte und dann irgendwo einsam verhungerte. »Jetzt geht es ihm ja gut«, erklärte sie schnell, als Rory sie verwundert über ihren plötzlichen Ausbruch anstarrte. »Können wir ihn nicht einfach zu Cyril bringen, wenn er doch ein so ruhiger Hund ist?«
    »Nein. In Butterfield sind Haustiere strengstens verboten. Darum mussten wir ihn ja ins Tierheim nach Four Oaks bringen. Na ja, ich musste ihn dort hinbringen.«
    »Sie? Ist das ein Angebot, das Sie allen Kunden unterbreiten?«
    Rory wirkte ziemlich verärgert. »Sein Sohn hatte keine Zeit, und Cyril hat es nicht über das Herz gebracht, Tarvish selbst dort abzugeben – ihn im Stich zu lassen, wie er es ausdrückte –, also hab ich gesagt, dass ich ihn dort abgeben würde. Das war alles andere als lustig.« Tarvish leckte ihm die Hand ab. »Ich hatte gehofft, dass ihm irgendjemand mittlerweile ein neues Zuhause gegeben hätte. Ich hätte ihn ja selbst gern zu mir genommen, aber im Büro sind keine Hunde erlaubt. Erhöhtes Risiko, verklagt zu werden. Das ist wirklich eine Schande, weil er im

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