Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Grunde den ganzen Tag unter dem Schreibtisch liegen und schlafen würde. Man hätte nicht einmal gemerkt, dass er da ist.«
»Das behaupten alle Hundebesitzer«, erwiderte Michelle finster. »Aber man merkt immer , wenn ein Hund im Raum ist. Sie wissen schon sehr genau, wie sie sich bemerkbar machen können.«
Rory brach einen Keks entzwei, hielt Tarvish die eine Hälfte hin und zog die Augenbraue hoch.
»Und mit Keksen tun Sie ihm auch keinen Gefallen«, fuhr Michelle fort. »Davon bekommt er Karies.«
Rory reichte Tarvish die zweite Kekshälfte. »Wenn man in seinem Alter ist, muss man die kleinen Feste feiern, wie sie fallen.«
Michelle verspürte wieder einen Stich mitten ins Herz und wappnete sich. »Rufen Sie im Tierheim an und geben Sie dort Bescheid, dass er bei uns ist«, erklärte sie. »Er kann hier unten schlafen, wenn sie ihn vor morgen nicht mehr abholen können.«
Weil er offensichtlich Angst hatte, wieder allein gelassen zu werden, folgte Tarvish Rory, als dieser gehen wollte. Doch Rory beugte sich zu ihm hinunter, nahm ihn auf den Arm und setzte ihn auf Michelles Schoß.
»Hier. Vielleicht willst du dich mit der ›Bösen Hexe‹ anfreunden – sie ist heute deine Hauswirtin.«
»Aber nur für heute!«, entgegnete Michelle und drohte beiden mit dem Zeigefinger.
12
» Schweinchen Wilbur und seine Freunde ist eine mutige, wunderschöne Geschichte über wahre Freundschaft, das Leben, den Tod und das Schreiben. Danach habe ich nie wieder ein Sandwich mit Bacon gegessen oder eine Spinne getötet.«
Anna McQueen
A m nächsten Morgen betrat Anna den Buchladen, nachdem sie Lily an der Schule abgesetzt und ihr versprochen hatte, mit Pongo darüber zu reden, ob er in der folgenden Woche wieder einen Roman mit Hunden lesen wolle. Anna war ziemlich überrascht, Rory und Michelle zu sehen, die an der Kassentheke standen und offensichtlich eine ziemlich hitzige Diskussion führten.
Rory redete, während Michelle immer wieder versuchte, ihn zu unterbrechen, indem sie mit den Armen wedelte und auf Dinge zeigte. Insbesondere auf etwas unten im Krimiregal.
Anna war fasziniert. Worüber mochten die beiden sich wohl streiten? Höchstwahrscheinlich ging es dabei nicht um Bücher. Möglicherweise hatte es eher etwas mit dem Laden an sich zu tun. Michelle hatte ihre Geschäftsführerinnenmiene aufgelegt. Die strenge.
Starr ihn nicht so böse an, Michelle, dachte Anna in einem Anflug von kupplerischen Ambitionen. Sei nett zu ihm! Rory war Single – trotz der Komplikationen mit dem Kind –, und in Longhampton gab es nicht viele nette Singlemänner unter fünfzig. Jedenfalls nicht viele, die klug genug waren für Michelle. Schon in der ersten Runde hatte sie die meisten Kandidaten bei den McQueens disqualifiziert, nur, weil sie Fußball mochten oder kurzärmelige Hemden trugen.
Rorys Körpersprache wirkte deutlich vielversprechender als Michelles: Er versuchte ernsthaft, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Dazu lächelte er nicht nur und schnitt amüsierte Grimassen, sondern griff auch in seine Aktentasche und bot ihr ein Buch an. Wie vorherzusehen weigerte sich Michelle nach Kräften, es anzunehmen.
Als Michelle auf eine Frage antworten wollte, sah sie auf. Obwohl sich Anna schnell duckte, war es zu spät: Michelle entdeckte sie, deutete auf die Verkaufstheke und tippte demonstrativ auf ihre Armbanduhr.
Anna öffnete die Ladentür und trat mit einem lässigen Lächeln herein.
»Gut, dass du endlich da bist«, stellte Michelle fest und rieb sich kurz die Hände, als sei sie bei etwas ertappt worden, das sie eigentlich nicht hätte tun dürfen. »Damit du es weißt: Rachel vom Tierheim kommt gleich um kurz vor zehn vorbei und holt Tarvish ab …«
»Tarvish!«
Erfreut ging Anna in die Hocke, als der kleine schwarze Terrier auf sie zugestürzt kam, die rosafarbene Zunge aus dem quadratischen Kopf hängend. Vorsichtig hielt sie ihm ihre Hände zum Beschnuppern entgegen. Wenn sie sich recht erinnerte, war Tarvish eher ein »charaktervoller« älterer Kaiser, der über sein Reich herrschte, als eine Knutschkugel wie Pongo, der schon von klein auf daran gewöhnt war, mit endlosen Streicheleinheiten überschüttet zu werden. »Was machst du denn hier?«
»Er hat sich einen Tunnel gegraben, ist ausgebüxt und nach Hause gelaufen«, erwiderte Rory. »Er ist eben eine treue Seele.«
Anna kraulte vorsichtig Tarvishs Ohren. »Wo lebt Tarvish denn jetzt? Und sagen Sie bloß nicht, er ist den ganzen Weg von Mr.
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