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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Quentins Sohn bis hierhergelaufen?«
    »Nein, er ist im Tierheim wie ein altes, nutzlos gewordenes Sofa abgeladen worden«, erwiderte Michelle. »Und jetzt schau nicht so schwermütig drein – wenn Mr. Quentin tatsächlich so viel an seinem Hund gelegen hätte, dann hätte er eine ebenso rechtskräftige Schutzanordnung verfasst, wie er es für seinen kostbaren Buchladen gemacht hat.« Sie sah vielsagend zu Rory hinüber, ließ ihm aber keine Möglichkeit, darauf zu antworten. »Also spätestens heute Mittag sollte der Hund fort sein. Ich habe die Liste mit den Bestellungen, die du gestern ausgefüllt hast, ein wenig zusammengestrichen, und die Zahlung bereits angewiesen. Ich will es mit der Menge der neuen Bücher nicht übertreiben«, fuhr sie fort und hob abwehrend die Hände, als Anna protestieren wollte. »Ich weiß, wir geben unser Bestes, aber wir müssen erst einmal das verkaufen, was wir hier noch auf Lager haben.«
    Anna starrte auf die Liste und zuckte unweigerlich zusammen. Michelle war sehr fleißig gewesen. Jede Seite war mit ihrer sauberen Handschrift übersät – Kommentare und Vorschläge überall, wo man hinschaute. Für jemanden, der nicht las, besaß sie eine sehr dezidierte Vorstellung, welche Bücher im Laden zu kaufen sein sollten. Oder eben auch nicht.
    »Na, dann bin ich jetzt nebenan. Bis später!« Sie wickelte sich ihren Schal um den Hals und warf Tarvish einen letzten scharfen Blick zu. »Feg kurz den Boden, wenn er fort ist«, befahl sie Anna im Gehen. »Hundehaare. Die sind hier überall.«
    »Werden Sie das Buch lesen?«, hakte Rory nach.
    »Ich werde es in die Reihe der Bücher einsortieren, die ich Michelle bereits zur Lektüre empfohlen habe«, erwiderte Anna, bevor Michelle darauf antworten konnte.
    »Haha«, entgegnete Michelle und verließ unter dem Läuten der Türklingel das Geschäft.
    »Welches Buch war das?«, fragte Anna beiläufig, als sie ihre Tasche auf einem Stuhl absetzte.
    » Die Buchhandlung von Penelope Fitzgerald. Das ist eine recht kurze Geschichte. Darin kommt sogar ein Poltergeist vor – ich musste gestern Abend daran denken.« Rory schien ein wenig genervt zu sein. »Reagiert sie immer so empfindlich, wenn andere Leute ihr Lesestoff anbieten? Sollten nicht Besitzer von Buchläden gelegentlich mal ein Buch lesen?«
    »Nehmen Sie’s nicht persönlich«, entgegnete Anna. »Sie glaubt, wir würden ein Komplott der Leseratten schmieden, um ihre ›Ich lese nicht‹-Haltung zu unterminieren.«
    »Wie kann jemand, der so klug ist wie Michelle, keine Bücher lesen?«
    »Da dürfen Sie mich nicht fragen. Ich denke, sie hat vielleicht Komplexe, weil sie nicht zur Universität gegangen ist – was aber wohl kaum eine Rolle spielt, wenn man sich ansieht, was sie alles erreicht hat.« Anna merkte, dass sie ein wenig zu indiskret wurde. »Sie haben also gestern Abend Tarvish gefunden?« Sie lehnte sich an die Wand, als die Kaffeemaschine blubbernd ihre Arbeit aufnahm.
    »Ja. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass es hier nicht spukt«, erklärte Rory. »Wir vermuten, dass er sich schon seit ein, zwei Tagen im Hinterzimmer versteckt hat. Wir haben ganz schön lange gebraucht, um ihm den Staub aus dem Fell zu klopfen. Tarvish macht sich nicht viel aus Fellpflege. Und jetzt, mein Freund, sei schön nett zu Anna!«
    Anna beobachtete, wie Rory seine Hosenbeine hochzog und seinen schlaksigen Körper zusammenfaltete, um Tarvish zum Abschied zu kraulen. Dabei kamen plötzlich zwischen den Hosenbeinen und seinen Halbschuhen knallgelbe Socken zum Vorschein. Tarvish hob den Kopf und ließ die Aufmerksamkeiten mit ehrfürchtigem Stolz über sich ergehen. Innerlich schmolz Anna wie Eiskrem dahin.
    Ein Mann, der mit Hunden gut umgehen konnte, hatte etwas sehr Tröstliches an sich, fand sie. Phil tat immer so, als sei Pongo das Allerdümmste, was Sarah den Mädchen je geschenkt habe, und dass er mehr Probleme und Theater mache als ein viertes Kind. Doch Anna hatte ihn schon mehrmals dabei erwischt, wie er mit Pongos großem Kopf auf der Schulter schlief und beide dabei abwechselnd schnarchten.
    »Heute Mittag gehe ich nach Butterfield«, verkündete sie spontan. »Soll ich Mr. Quentin davon erzählen, dass Tarvish hier aufgetaucht ist und nach ihm gesucht hat? Meinen Sie, ich könnte die Heimleitung davon überzeugen, bei ihrem strikten Haustierverbot vielleicht eine Ausnahme zu machen?«
    Rory sah zu ihr auf, weil er ihr offensichtlich zustimmen wollte, doch innerlich schien er noch mit

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