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Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Der Prinz in meinem Maerchen - Roman

Titel: Der Prinz in meinem Maerchen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Dillon
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Tisch schweifen, als hätte er alle Zeit der Welt. »Ich suche etwas, das ich den alten Leuten oben in Butterfield vorlesen kann. Es muss lustig sein, darf aber auch nicht zu lang sein. Was würden Sie mir empfehlen?«
    »Die Fernsehzeitschrift?«
    »Vielleicht frage ich die falsche Person … Ich dachte, ich würde vielleicht einen Sonderpreis bekommen im Gegenzug für ein paar Rezensionen?« Er zog in professorenhafter Art eine Augenbraue hoch. »Bares gegen Kritik?«
    »Hier gibt’s nur Bares gegen Komplimente«, entgegnete Michelle trocken. Durch den Adrenalinschub pochte ihr Herz immer noch wie wild, doch obwohl sie liebend gern den Laden für heute dichtgemacht hätte, musste sie zugeben, dass ihr Rorys Anwesenheit ein Gefühl der Sicherheit verlieh. Wie konnten sich im Hinterzimmer Geister herumtreiben, wenn Rory hier in seinem Tweedsakko stand und schlechte Witze riss? »Wollen Sie noch lange bleiben?«
    »Das kommt ganz darauf an, wie gut Sie darin sind, mir etwas zu verkaufen. Haben Sie noch einen Kaffee übrig? Anna kocht mir immer eine Tasse. Das hilft dem Entscheidungsprozess enorm auf die Beine.«
    »Das dachte ich mir«, stellte Michelle fest. »Sie kommen nur wegen des kostenlosen Kaffees her.« Sie schenkte ihm und sich selbst eine Tasse aus der Filterkanne ein. Dabei zitterte ihre Hand jedoch ein wenig, sodass ein paar Tropfen auf den Tisch fielen, den sie gerade saubergewischt hatte.
    »Sie haben mich durchschaut. Wie sieht es mit Keksen aus?« Er schaute von einer gebrauchten Agatha-Christie-Ausgabe auf; ein paar Haarsträhnen fielen ihm in die Augen.
    Der traut sich was, dachte Michelle.
    »Das Café befindet sich nebenan«, entgegnete sie.
    »Nein. Ich meinte, ob Sie vielleicht einen Keks dazu möchten?« Rory kramte aus den Tiefen seiner Aktentasche eine Schachtel Ingwerplätzchen hervor. »Ich habe schon so viele Tassen Kaffee hier spendiert bekommen, dass ich mich mit ein paar exzellenten Keksen revanchieren möchte. Und da Sie die Besitzerin sind, fand ich, dass ich sie Ihnen geben sollte.«
    »Ähm, danke.« Michelle kam sich plötzlich kleinlich vor. Die Kekse waren teure »handgebackene« Kekse vom Feinkosthändler, nicht jene einfachen Kekse, die man überall kaufen konnte. Obwohl Michelle für gewöhnlich keine Kekse aß, nahm sie sich einen und knabberte daran.
    Die Kekse würden garantiert Einzug halten auf Annas »Rory ist gar kein so übler Typ«-Liste, dachte sie, während sie ihn beobachtete, wie er mit gerunzelter Stirn den Klappentext eines Dorothy-L.-Sayers-Romans las. Wie konnte ein Mann, der fünf Pfund für Gourmetkekse ausgab, um seine Kaffeeschuld zu begleichen, eine Schwangere im Stich lassen?
    Eine kameradschaftliche Ruhe breitete sich aus. Während Michelle weiter aufräumte, stöberte Rory in den Bücherregalen. Doch dann war mit einem Mal die CD mit der Chormusik zu Ende. Michelle war gerade auf dem Weg zur Anlage, um die CD noch einmal anzustellen, als im hinteren Verkaufsraum wieder dieses Geräusch ertönte.
    »Haben Sie das gehört?«
    »Was denn?« Rory schaute vom Krimitisch auf.
    »Dieses Geräusch.« Noch während sie sprach, ertönte wieder ein Rascheln, als würde jemand über die Holzverkleidung streichen.
    »Jetzt schauen Sie nicht so ängstlich drein«, erwiderte Rory. »Das ist ein altes Haus, hier knarrt und knarzt es andauernd. Ich nehme mal an, dass Sie in einem fabelhaften, modernen Haus mit brandneuer Doppelverglasung wohnen, nicht wahr?«
    »Ich wohne unten am Kanal, besten Dank auch«, fauchte Michelle. »Und ich habe keine Angst!«
    »Aber Sie sehen ängstlich aus.«
    »Tue ich nicht!«
    »Soll ich mal nachschauen gehen?« Rory setzte eine heldenhafte Miene auf.
    »Wenn Sie wollen …«
    »Und ob ich will . Ich habe immer schon gehofft, dass es hier spukt!« Freudestrahlend rieb sich Rory die Hände. »Vielleicht ist es ja Agnes, die zurückgekehrt ist, um Sie im Auge zu behalten? Ein Gespenst wäre eine echte Attraktion! Sie könnten an Halloween eine Spuknacht veranstalten oder an Weihnachten von Charles Dickens’ Geist der Weihnacht erzählen oder …«
    »Jetzt gehen Sie doch einfach und schauen Sie nach. Ich hoffe, dass es nur ein Vogel ist, der in den Kamin gefallen ist«, unterbrach ihn Michelle ungeduldig.
    »Kommen Sie.« Rory lockte sie mit seinem langen Zeigefinger und hielt ihr dann seine Hand hin. »Ich brauche eine Zeugin, die alles bestätigen kann, falls man in den Nachrichten einen Bericht über uns bringt – über die erste

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