Der Prinz in meinem Maerchen - Roman
Einrichtung zu kümmern. Früher habe ich immer diese ganzen Einrichtungsmagazine gelesen – Sie wissen schon, die Elle Decoration und so weiter …« Sie lachte. »Aber die Tage der minimalistischen weißen Teppiche sind definitiv vorbei, aus und vorbei.«
»Warum? Was ist passiert?« Persönlich hatte Michelle kein Verständnis für Leute, die zuließen, dass ihr Haus in Unordnung geriet. Denn dazu waren nur eine gewisse Routine nötig, ein wenig Disziplin und anständige Aufbewahrungssysteme.
»Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Sie in einem Saustall leben«, fuhr sie mit Blick auf Rachels perfekte Frisur und die dunkelrot lackierten Fingernägel fort. »Ich habe da eher einen sauber gewischten Küchentisch und irische Tischwäsche vor Augen.«
Rachel musste lachen, ein wohlwollendes Lachen, in das sich lediglich ein Hauch von Bedauern schlich. »Ich wünschte, es wäre so! Nein, ich bin aus einem schicken Studioapartment in ein großes, altes Haus gezogen, habe dann einen Hund und ein Baby bekommen und einen Mann geheiratet, der der Meinung ist, dass Ordnung nur ein Zeichen dafür ist, dass man nicht genug zu tun hat … Da verschieben sich ganz schnell die Prioritäten, wissen Sie?« Sie setzte die Glastaube wieder zurück. »Glücklicherweise merke ich jedes Mal wieder, wenn ich ein neues Zuhause für einen Hund überprüfe, dass ich Gott sei Dank nicht die Einzige bin, bei der sich in jeder Ecke der Kram stapelt. Ihr Haus ist da eine große Ausnahme!«
Michelle lächelte kurz, verspürte jedoch einen Anflug von Unmut angesichts der Bemerkung über die sich ändernden Prioritäten – umso mehr, als sie bis eben noch eine gewisse Kameradschaft mit Rachel verspürt hatte. Warum besaß man, nachdem man ein Kind bekommen hatte, eigentlich gleich eine moralische Trumpfkarte, mit der man einem eleganten Haus gleich den Stempel aufdrücken konnte, dass dessen Besitzerin »nicht viel zu tun hatte«? Es war doch kein Zeichen eines persönlichen Scheiterns, wenn man sein Lebensumfeld so gepflegt und gemütlich wie möglich gestaltete!
»Jedenfalls haben Sie mich sehr motiviert, gleich nach Hause zu gehen und aufzuräumen«, fuhr Rachel mit einem letzten Blick auf Michelles Einbauschränke fort. »Kann ich mir noch kurz Ihren Garten anschauen?«
Nachdem der Garten abgesegnet (»Ein Zaun – toll. Aber keine Sorge, Tarvish würde ohnehin nicht weit weglaufen …«) und bewundert (»Diese Blumentöpfe! Wo haben Sie die bloß gefunden?«) worden war, reichte Rachel Michelle einen Stapel zusammengehefteter Blätter.
»Das sind die Richtlinien und Empfehlungen, die wir an alle neuen Hundebesitzer austeilen«, erklärte sie. »Mein Mann, der rechthaberischste Tierarzt der Welt, hat sie verfasst und erweitert sie ständig, aber das ist immer noch besser, als sich die Standpauke von ihm persönlich anhören zu müssen.«
»Das ist nicht mein erster Hund«, widersprach ihr Michelle. »Ich hatte schon einmal einen Spaniel …« Sie hielt inne, weil ihr bewusst wurde, dass nicht einmal Anna etwas davon wusste, was sie Rachel nun erzählen würde. Sie hatte Anna gegenüber davon nie etwas erwähnt, weil sie sich dafür schämte, Flash zurückgelassen und nicht härter um ihn gekämpft zu haben – und das, wo Anna sich doch so abgemüht hatte, Pongo ebenso wie die Mädchen in ihr Herz zu schließen. Außerdem hätte es nur zu unangenehmen Fragen über Harvey geführt, die sie ebenfalls nicht hätte beantworten wollen.
»Mein Exmann und ich hatten einen Spaniel«, gab sie zu. »Flash. Er war ein wunderbarer Hund, ein Working Cocker mit schwarz-weißem Fell und einer gesprenkelten Schnauze.«
»Oh.« Rachel sah sie mitfühlend an. »Ihr Ex hat das Sorgerecht?«
»Ja. Ich wollte einen Neuanfang machen, als ich hierhergezogen bin, und Flash hat sehr viel Zeit mit den Hunden meiner Eltern verbracht. Da wollte ich ihn nicht …« Michelle zuckte mit den Schultern. »Mein Ex hat zwar vorgeschlagen, dass ich ihn am Wochenende besuchen kann, aber ich wollte nicht alles immer wieder in Unordnung bringen.«
Was sich sowohl auf Flash als auch auf Harvey bezog.
»Das ist hart«, erwiderte Rachel. »Sie vermissen ihn bestimmt sehr!«
Michelle nickte, antwortete jedoch nicht. Rachel interpretierte ihr Schweigen als Bedauern und fuhr daher mit tröstenden Worten fort.
»Umso toller finde ich es, dass Sie nun Tarvish ein neues Zuhause geben wollen. Diese Hunde-Sharing-Aktion ist zwar ein wenig ungewöhnlich, aber
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