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Der Prinz mit den sanften Haenden

Der Prinz mit den sanften Haenden

Titel: Der Prinz mit den sanften Haenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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hätte, wäre sie allein gekommen. Sie warf Jalal einen Seitenblick zu, während sie das Boot leise an den Steg steuerte. In dem Augenblick erschien ein Mann mit einem Staubsauger in der Hand auf der Veranda.
    Jalal hatte das Geschehen mit einem Blick erfasst. „Bleib im Boot, lass den Motor laufen, und halt dich bereit abzufahren, wenn ich dir ein Zeichen gebe", befahl er ihr leise. Dann sprang er auf den Steg und blieb, auf das Paddel gestützt, das er mitgenommen hatte, stehen.
    Clio beobachtete, dass der Mann auf der Veranda flüchten wollte, sich dann aber umdrehte und auf Jalal zuging. Er war dünn und sehnig, hatte schulterlanges, verfilztes braunes Haar und musste um die vierzig sein. Seine Kleidung war schäbig, aber nicht schmutzig.
    „Hallo! Kann ich Ihnen helfen?" rief er Jalal zu, aber übertrie ben laut.
    Hoffentlich merkte Jalal, dass der Mann das tat, weil noch je mand im Haus sein musste.
    „Ziehen Sie aus?" fragte Jalal.
    „Das wäre schön, ja." Der Mann grinste und wollte offenbar nicht bis an die Anlegestelle kommen.
    Aber es blieb ihm keine andere Wahl. Er stellte den Staubsauger ab und richtete sich misstrauisch auf.
    In der Tür des Hauses erschien ein Schatten.
    „Nein, ich bin nur von der Umzugsfirma."
    Jalal nickte. „Ich verstehe. Aber Sie haben sich in der Adresse geirrt. Hier zieht niemand aus. Ich schlage vor, Sie steigen in ihr Boot und fahren wieder."
    Der Mann zeigte sich empört. „He, was glauben Sie, mit wem Sie reden?" Doch es war seiner Stimme anzuhören, dass er bei etwas mehr Druck nachgeben und verschwinden würde.
    Erleichtert atmete Clio auf.
    Schon bewegte er sich auf die Stelle zu, an der sein Boot vertäut war.
    „Ich weiß, mit wem ich rede, und ich sage Ihnen, Sie haben sich in der Adresse geirrt. Noch haben Sie die Möglichkeit, in Ihr Boot zu steigen und zu fahren. Ihr Freund auch." Jalal hob die Stimme an.
    „Warum kommen Sie nicht raus? Ihr Freund möchte weg, und Sie können mit ihm fahren."
    Da erschien eine Gestalt in der Tür. „Was, zum Teufel, ist hier los?"
    Clio hielt den Atem an. Dieser Mann war das Gegenteil von seinem Partner. Er war groß und kräftig, sein Kopf war kahlgeschoren und der Gesichtsausdruck eindeutig aggressiv. Sein weißes Unterhemd und seine Tarnhose waren ordentlicher als die Sachen seines Partners. Er trug einen breiten Gürtel und schwere Stiefel.
    Drohend kam er die Treppe herunter und auf die Anlegestelle zu. Jalal, der lässig dastand, veränderte seine Haltung nicht. Der Einbrecher blieb ein paar Schritte von ihm entfernt stehen und spuckte verächtlich auf den Boden.
    „Hallo, Araber!" Sein Blick glitt an Jalal vorbei zu Clio. „Und ein Weibsbild!" Der Ton, in dem er das sagte, reichte, um bei Clio Übelkeit zu erzeugen. „Danke, dass du mir meinen Nachtisch gebracht hast, Saddam! Du kannst jetzt verschwinden, es sei denn, du möchtest die Hauptmahlzeit werden."
    Kaum hatte er ausgesprochen, ging ihm der Atem aus, denn schneller, als er gucken konnte, hatte Jalal ihm das Paddel in den Magen gestemmt. Der Mann schien in die Luft gehoben zu werden und sich gleichzeitig zu krümmen.
    „Hinter dir!" schrie Clio, als der dünne Mann sich auf ihn stürzte.
    Doch anstatt ihn zu fassen zu bekommen, segelte er über Jalals Schulter, da der das Paddel fallen ließ, nach seinem Arm griff und den Mann durch die Luft wirbelte.
    Er landete auf seinem Partner und schrie wie am Spieß. Clio packte das Entsetzen. Der kräftigere Kerl schüttelte ihn unge duldig ab. Da erkannte Clio, warum der dünne Mann so geschrien hatte. Seine Hände bluteten, weil er das Messer gestreift hatte, das sein Partner gezückt gehabt hatte. Auch seine Haut war von der Schulter bis zur Taille aufgeschlitzt.
    Der Verwundete fluchte heftig. „Verdammt, ich bin verletzt, Mann, ich bin verletzt!"
    Der andere ignorierte ihn und sprang auf. Schweiß stand ihm auf der Stirn. „Saddam, das hättest du nicht tun sollen. Mich reizt niemand ungestraft."
    Jalal ließ die Arme locker hängen. „Dein Freund braucht einen Arzt", bemerkte er. „Steigt ins Boot und verschwindet."
    „Himmel, Mann, ich bin schwer verletzt! Lass uns machen, was er sagt."
    „Wirf die Bootsschlüssel auf den Boden, lass das Weibsstück hier, nimm mein Boot und fahr. Es passiert niemandem was", sagte der aggressive Mann, als hätte er die Worte seines Freundes nicht gehört.
    Jalal erwiderte nichts. Clio konnte sein Gesicht nicht sehen, aber seine Körperhaltung wirkte

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