Der Prinz mit den sanften Haenden
entspannt.
„Hast du gehört, Araber?" Der Mann warf das blutverschmierte Messer von einer Hand in die andere und verlagerte unruhig sein Gewicht. Er war um einige Zentimeter größer als Jalal und mindestens fünfzehn Kilo schwerer. Die Droherei schien ihm Spaß zu machen.
Doch Jalal reagierte nicht.
„Ich werde ihr nichts tun, mach dir keine Sorgen. Ich werde sie richtig gut behandeln. Was dich betrifft, dir verpass ich was, wenn du nicht..."
Als würde er tanzen, machte Jalal leichtfüßig einen Schritt zur Seite, schwang ein Bein hoch und traf die rechte Hand des Mannes in dem Moment, als er damit erneut das Messer auffangen wollte. Er schrie auf vor Schmerz, und Clio bemerkte erschrocken, dass sein Unterarm nun in die verkehrte Richtung gebogen war. Der Mann verlor das Gleichgewicht, stolperte und fasste nach seinem Arm.
Sein Schrei veränderte sich, als Jalal ihn am Handgelenk packte, die andere Hand auf seine Schulter legte und ihm einen Schubs nach vorn über den Anlegesteg versetzte, so dass er ins Boot stürzte.
Er schrie auf wie ein Wahnsinniger, fasste sich an die Schulter, den Arm und wieder an die Schulter.
Eine Reihe Flüche kamen über seine Lippen, und dann stieß er einen so furchtbaren Schrei aus, dass sich Clio der Magen umdrehte.
Jalal wandte sich an den dünnen Mann, der sich nur mit Schwierigkeiten aufrichten konnte und mit beiden Händen seine blutige Wunde bedeckte.
Steine Augen weiteten sich, als er Jalal anschaute. „Ich bin verletzt, Mann! Tu mir nichts!"
„Steig ins Boot und bring deinen Freund weg."
Clio schnappte nach Luft. Eine tödliche Drohung schwang in Jalals Stimme mit.
„Das kann ich nicht, Mann! Ich kann kein Boot steuern! Ich bin aufgeschlitzt! Du musst mich zu einem Arzt bringen."
„Verschwinde!" sagte Jalal gefährlich leise.
Der Mann verbiss sich jeden weiteren Protest und stolperte an den Rand der Anlegestelle. Dann ließ er seine blutende Brust los und kletterte ins Boot. Sein Freund schrie immer noch vor Schmerzen.
Irgendwie schaffte der dünne Mann es beim zweiten Versuch, den Motor anzulassen.
„Himmel, das Tau! Bind das Tau los, ja?" schrie er.
Jalal nahm das blutverschmierte Messer und schnitt das Seil mit einem wütenden Hieb durch.
Der dünne Mann fluchte erneut, zog aber den Rest des Taus ein und steuerte ungeschickt um Clios Motorboot herum und in den Fluss. Clio stellte den Motor ab, und sie und Jalal lauschten dem schwächer werdenden Brummen.
Stille breitete sich aus. Nur der Wind und das Zwitschern der Vögel waren zu hören, und das Plätschern des Wassers gegen den Rumpf des Bootes.
„Sollten wir ihnen folgen, um ganz sicher zu gehen?" fragte Clio Jalal schüttelte den Kopf. „Ist nicht nötig."
Ihr Boot trieb vom Steg weg. Ohne lange nachzudenken, stellte Clio den Motor wieder an und lenkte es zurück an den Steg. Sie warf Jalal das Seil zu, und er band es fest. Dann bot er ihr seine Hand, damit sie aussteigen konnte, und sie nahm sie, obwohl sie keiner Hilfe bedurfte. Schließlich war sie mit Booten groß geworden.
Bei seiner Berührung jedoch begann sie zu zittern.
„Ist alles in Ordnung, Jalal? Bist du verletzt?" fragte sie leise. „Hat er dich getroffen?"
„Nein. Mir ist nichts passiert", erwiderte er gelassen.
„Gott sei Dank! Ich bin furchtbar erschrocken, als ich das Messer sah!"
Wortlos nahm Jalal sie in die Arme, und plötzlich fühlte sie sich von heftigen Gefühlen mitgerissen.
„Jalal!" flüsterte sie heiser. „Oh Jalal!" Sie schaute zu ihm auf, als müsste sie sich überzeugen, dass er wirklich lebte und wohlbehalten war.
Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. Er beugte sich zu ihr und erfüllte ihre stille Sehnsucht und bedeckte ihre Lippen mit einem zärtlichen Kuss. Einen flüchtigen Moment dachte sie daran, dass sie sich noch vor knapp einer Stunde geschworen hatte, sich niemals nach seinem Kuss zu sehnen. Doch das war jetzt gleichgültig. Ein wunderbares Glücksgefühl durchflutete sie bei dieser Berührung seines Mundes. Sie schlang die Arme um Jalal und wünschte sich, er würde sie inniger küssen.
Als hätte sie diese Nähe zu ihm gebraucht, um ihre aufgestaute Spannung zu lösen, begann sie plötzlich am ganzen Körper zu beben. Erneut sah sie im Geiste vor sich, wie der aggressive Mann sie angeschaut hatte.
„Oh Jalal, Gott sei Dank warst du hier! Meine Güte, wenn ich allein hergefahren wäre ..."
„Du warst nicht allein. Ich war bei dir", entgegnete er ruhig. Er legte
Weitere Kostenlose Bücher